So manch ein Spötter fühlt sich bei autonomen Autos an das bisherige Schicksal der Elektroautos erinnert: Hoch gepriesen, oft angekündigt, aber noch immer nicht im Massenmarkt angekommen.
Eben jene Kritiker können sich auf der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas bestätigt sehen. Dort nisten sich mehr und mehr Anbieter aus der Autobranche zwischen den Ständen von Samsung, LG und Co ein. Sie nutzen die Plattform zwischen 4K-Fernsehern, Kameras und Smart-Home-Anwendungen, um ihre neuesten technologischen Entwicklungen zu präsentieren.
Das war meist das autonome Fahren. Roboterautos, die den Passagieren eine angenehme und unterhaltsame Fahrt bieten und als geteiltes Auto als Teil eines Mobilitätsdiensts zugleich die Großstädte vor dem Verkehrsinfarkt retten. Und unfallfrei sollen sie Verkehr der Zukunft auch noch machen.
Die fünf Stufen des automatisierten Fahrens
Der Fahrer lenkt, bremst und beschleunigt selbständig. Einfache Systeme wie Abstandshalter unterstützen ihn.
Das elektronische System übernimmt bestimmte Funktionen wie etwa das automatische Einparken oder das Spurhalten. Der Fahrer bleibt aber weiter in der Verantwortung, die Hände bleiben am Lenkrad.
Das Fahrzeug fährt weitgehend autonom, der Fahrer muss nicht mehr alles dauerhaft überwachen. Er darf die Hände vom Lenkrad nehmen, muss aber in der Lage sein, nach Vorwarnung die Kontrolle wieder zu übernehmen.
Der Fahrer kann noch übernehmen, ist aber nicht mehr erforderlich, um das Auto zu steuern. Elektronische Systeme können alle Verkehrssituationen automatisch bewältigen.
Das Lenkrad entfällt, das Auto wird nur noch vom System gesteuert.
Doch wer nach Jahren der Ankündigungen auf konkrete Serienmodelle gehofft hat, wird enttäuscht. Das neue Elektro-SUV der jungen Marke Byton beherrscht zwar das autonome Fahren nach Level 4 (von 5), kommt aber erst 2019. Und das auch vorerst nur in China. VW zeigt unter anderem den ID Buzz, eine bereits bekannte Studie, die Anfang des kommenden Jahrzehnts mit Elektroantrieb und autonomen Fahrfunktionen die Straßen erobern soll.
Roboterautos erst ab 2021 für Privatleute
Auch Egil Juliussen sieht in den kommenden Jahren keinen schnellen Durchbruch für Robo-Autos. „Die ersten autonomen Fahrzeuge – abgesehen von nachgerüsteten Testträgern – kommen 2019 in den Flotten von fahrerlosen Mobilitätsdiensten“, sagt der Direktor des Automotive Technology Research bei dem Marktanalyseunternehmen IHS Markit.
Seine Prognose: 2021, wenn vollautonome Autos erstmals für Privatkunden käuflich sein werden, geht Juliussen von 51.000 Einheiten aus – weltweit. "Die Vorhersagen von IHS Markit erwarten rund eine Million verkaufter Einheiten im Jahr 2025, die sich über geteilte Fahrzeugflotten und Autos in Individualbesitz verteilen", sagt der Analyst.
Ob die Millionen-Marke nun als Durchbruch gilt oder nicht: Die Entwicklung ist laut Szenario der IHS-Forscher nicht aufzuhalten. 2040 gehen sie von 33 Millionen autonomen Fahrzeugen pro Jahr aus. Mit einer interessanten globalen Verteilung:
- In den USA werden ab 2019 die ersten autonomen Fahrzeuge im Einsatz sein. Nicht nur dank Waymo, General Motors und Uber sind viele Bundesstaaten wie auch die US-Regierung technologiefreundlich gesinnt und dürften das ohnehin bereits offene Regelwerk noch stärker auf autonome Fahrzeuge zuschneiden. In den USA machen die angekündigten Testflotten den Anfang. 2021 kommen hier die ersten Autos für Privatkunden. Volumen 2040: 7,4 Millionen autonome Autos pro Jahr.
- In China werden bald Gesetze für Tests und Entwicklung autonomer Fahrzeuge erwartet. Danach dürfte es schnell gehen: Mobilitätsdienste, die sich bereits heute in chinesischen Großstädten etabliert haben, werden auf autonome Fahrzeuge umstellen. Die Experten gehen davon aus, dass auch die fahrerlose Variante bei der technikaffinen Bevölkerung beliebt ist. Volumen 2040: 14,5 Millionen autonome Autos pro Jahr.
- In Europa ist die regulatorische Lage schwieriger, wie Uber und Co bereits heute erfahren müssen. In dem IHS-Szenario wird Europa also eine andere Entwicklung nehmen als die USA und China. Hier wird die Balance zugunsten autonomer Autos in Privatbesitz kippen – vor allem bei den technologiegetriebenen Premiummarken. Entsprechend geringer fallen die erwarteten Absatzzahlen aus. Volumen 2040: 5,5 Millionen autonome Autos pro Jahr.
- Außerhalb dieser drei Hauptmärkte kann die Entwicklung sehr unterschiedlich verlaufen. In Ländern wie Japan, Südkorea, Australien und Kanada sehen die IHS-Experten durchaus das Potenzial für eine zügige Entwicklung. In anderen Teilen der Welt seien die Bedingungen aber deutlich schwieriger, was die Entwicklung verlangsame. Volumen 2040: 6,3 Millionen autonome Autos pro Jahr.