
Mercedes ließ ein auf Basis der neuen S-Klasse entwickeltes Forschungsfahrzeug S500 Intelligent Drive selbstständig auf den Spuren von Bertha Benz fahren. Bertha Benz startete 1988 zu ihrer berühmten ersten automobilen Fernfahrt von Mannheim nach Pforzheim. Damit bewies die Frau von Carl Benz die Alltagstauglichkeit des Benz Patent-Motorwagens und bereitete so den Weg für den Erfolg des Automobils.
125 Jahre später schickt Mercedes ein selbstfahrendes Auto auf die rund 100 Kilometer lange Strecke. Während Bertha Benz einst allein auf weiter Flur war, bewegte sich die S-Klasse im August 2013 auf befahrenen Landstraßen und durch wuselige Städte. „Mit dieser S-Klasse zeigen wir, wo wir mit Intelligent Drive hinwollen und welch großes Potenzial in der bereits heute verfügbaren Technik steckt“, sagt Daimler-Chef Dieter Zetsche.
Technische Details
12 Zylinder mit Bi-Turboaufladung,
Hubraum: 5998 ccm,
Leistung: 423 kW (575 PS),
max. Drehmoment: 700 Newtonmeter bei 1700 Umdrehungen in der Minute
0 - 100 km/h in 4,8 Sekunden,
Höchstgeschwindigkeit: 314 km/h
Nach ECE-Norm 16,5 Liter Super-Plus/ 100 km (384 g CO2 /km),
Testverbrauch: 18,8 Liter/ 100 km,
Tankinhalt: 90 Liter
Permanenter Allradantrieb,
6-Gang-Automatikgetriebe
Gewicht: 2495 kg leer, Zuladung 405 kg
Kofferraumvolumen: 260 Liter nach VDA-Norm
Basispreis: 170.060 Euro,
Testwagenpreis: 199.765 Euro
Für selbstfahrende Autos ist vor allem der Stadtverkehr eine große Herausforderung: Fußgänger, Radfahrer, Hindernisse wie herumfliegende Plastiktüten und große Kreuzungen erfordern Höchstleistungen der Sensoren und der Objekterkennung. Damit die S-Klasse das schafft, haben die Mercedes-Ingenieure das Flaggschiff der Schwaben, die S-Klasse 500, ordentlich aufgerüstet:
- eine leistungsstärkere Stereokamera, die Objekte in weiterer Entfernung parallel zu den Radarstrahlen erkennen kann
- zwei zusätzliche Fernbereichsradare in den seitlichen Stoßfängern, um an Kreuzungen Autos, die von links oder rechts kommen, besser zu erkennen
- vier Nahbereichsradare in den Fahrzeugecken verbessern die Erkennung anderer Verkehrsteilnehmer
- eine Farbkamera hinter der Windschutzscheibe zur Erkennung von Ampeln
Zusätzlich hat Mercedes zusammen mit dem Karlsruher Institut für Technologie und einem Geschäftsbereich von Nokia, der auf die Herstellung digitaler Karten spezialisiert ist, eine dreidimensionale Karte der Strecke von Mannheim und Pforzheim erstellt. Darin sind Straßenverlauf, Anzahl und Richtung der Fahrspuren sowie Verkehrsschilder und die Positionen der Ampeln erfasst.
„Wir waren fast selbst erstaunt, wie weit wir mit unserer heutigen Sensortechnik schon kommen, aber wir wissen jetzt auch, wie viel Zeit und Mühe es kostet, dem Fahrzeug das richtige Verhalten in einer Vielzahl von Verkehrssituationen beizubringen“, sagt Thomas Weber, Forschungschef bei Daimler. Weber betont, dass die Stuttgarter die ersten sein wollen, die weitere autonome Fahrfunktionen bis zum Jahr 2020 in Serie bringen.
Die Ankündigung von Mercedes zeigt: Der Wettlauf um das erst selbstfahrende Auto ist in vollem Gange. Vor wenigen Tagen hat der japanische Autohersteller Nissan angekündigt, dass er bis zum Jahr 2020 ein selbstfahrendes Auto zu einem erschwinglichen Preis auf den Markt bringen will. Der kalifornische Softwareriese Google hat bereits 700.000 Testkilometer auf öffentlichen Straßen in Kalifornien und Nevada zurückgelegt. Auch die Autozulieferer Bosch und Continental entwickeln Roboterautos.