




Nachhaltigkeit, Ökologie, CO2-Ausstoß? Wer die leistungssatten Neuerscheinungen auf dem Autosalon in Genf von Audi, Ferrari, Lamborghini, Mercedes und Co. betrachtet, könnte das für Probleme von gestern halten. Die Autohersteller zeigen auf der ersten europäischen Messe in diesem Jahr eine beeindruckende Fülle von Wagen, die vor allem über eins verfügen: Pferdestärken en masse. Dass die jetzt auf den Markt drängen hat jedoch nichts mit den gerade eher gemäßigten Treibstoffpreisen zu tun.
Geplant wurden die PS-Protze zu Zeiten als der Spritpreis scheinbar unaufhaltsam auf die Zwei-Euro-Grenze pro Liter zumarschierte. Selbst eher biedere Alltagsfahrzeuge wie der neue Skoda Superb der tschechischen VW-Tochter locken im Spitzenmodell namens RS mit 280 PS.
530 PS V12-Benziner für König und Präsidenten
Ein Highlight in Genf ist sicher das längste Fahrzeug aus deutscher Serienproduktion: Der Mercedes 600 Pullman, der auf dem aktuellen Mercedes-Spitzenmodell S-Klasse basiert, misst stolze 6,50 Meter. Ein VW Golf bringt es auf nur 4,26 Meter. Ganz dezent trägt der Mercedes zudem das Emblem der deutschen Marke Maybach. Daimler hatte Maybach erst im Jahr 2002 als Marke wiederbelebt und zehn Jahre später beinahe sang- und klanglos wieder beerdigt. Jetzt taucht Maybach als Mercedes-Submarke wieder auf.

Wie vor 52 Jahren, als der erste große Mercedes 600 als Pullman-Variante auf den Markt kam, ist auch der neue vor allem für besondere Kundschaft gedacht - Präsidenten, Könige, Kanzlerinnen oder alle, die sich dafür halten. In Genf zeigen die Schwaben das Ungetüm als luxuriösen Regierungssitz auf Rädern. Der Einstiegspreis liegt bei rund einer halben Million Euro. Der Preis klettert jedoch inklusive Extras und Panzerung auf rund eine Million Euro.
Dafür brummt im Motorraum vorerst nur der V12-Benziner aus dem S 600. Das bedeutet maximal 530 PS sowie bis zu 830 Newtonmeter Drehmoment, um das geschätzt deutlich über drei Tonnen wiegende Fahrzeug angemessen flott vorwärts zu schieben. Die Frage ist: Warum gönnt Mercedes nicht auch Staatsoberhäuptern einen ökologischeren Antrieb, etwa einen Hybridantrieb? Vielleicht sind dazu die Stückzahlen einfach zu gering.
Mercedes zeigt noch mehr leistungsstarke Fahrzeuge in der Schweiz: So debütiert dort der GT3 der Mercedes-Sportwagenabteilung AMG. Im Vorfeld der Messe hat Mercedes zwei Design-Skizzen des Boliden veröffentlicht. Die Spur und Karosserie der Rennversion ist gegenüber dem Straßen-GT extrem verbreitert. Die PS-Zahl dürfte bei rund 500 liegen.
Ein Oldie kommt als Monster: Die seit 1979 gebaute rustikale Geländewagenreihe G-Klasse gibt es mit dem kryptischen Kürzel G 500 4x4². Der gewaltige Wagen mit Allradantrieb ist gedacht für Extremtouren in die Wüste, ins Gebirge und durch Gewässer. Unter der kantigen Haube des 4x4² arbeitet ein V8-Motor mit 422 PS.
Überraschung!
Gibt es mit chinesischer Hilfe bald wieder das markante Borgward-Logo auf Deutschlands Straßen zu sehen? Auf dem Autosalon zeichnet sich das Comeback der Kult-Automarke ab, die 1963 insolvent gegangen war. Die neue Borgward AG mit dem Enkel des Borgward-Gründers, Christian Borgward und dem chinesischen Nutzfahrzeugriesen Beiqi Foton Motors wird in Genf mit einem eigenen Stand vertreten sein.
Porsche nutzt den Autosalon für sein neues Top-Model Cayman GT4. Im Gegensatz zum 911 GT3 verfügt er über ein manuelles Schaltgetriebe. Genug Leistung bringt der GT4 auch mit. Der Antrieb aus dem 911-S-Modell bringt es auf einen Hubraum von 3,8 Liter. Mit 385 PS bleibt allerdings noch ein kleiner Respektabstand von 15 PS zum Porsche 911 S. Ende März 2015 startet der Verkauf.
Exakt 85.776 Euro müssen Kunden für den GT4 hinblättern – rund 12.000 Euro mehr als für den Cayman GTS mit Schaltgetriebe. Die Stuttgart-Zuffenhausener zeigen zudem den neuen 911 GT3 RS. Für das radikale Sportmodell der Elfer-Baureihe hat Porsche offenbar einen komplett neuen Motor entwickelt, der im rennstreckentauglichen GT3 RS rund 500 PS entwickeln dürfte.
Die Kollegen der VW-Tochter Audi schicken ihren neuen Sportwagen R8 nach Genf. Unter dem Audi-Blechkleid sitzt die Plattform des Lamborghini Huracán. Er wird zuerst mit dem V10-Benzinmotor an den Start gehen. Der leistet entweder 540 PS oder gar 610 PS. Dazu gibt es ein variables Fahrwerk und eine Lenkung mit zunehmender Übersetzung. Von 0 auf 100 beschleunigt der stärkste neue R8 in 3,2 Sekunden und rennt 330 Kilometer pro Stunde.