Viel zu schnell fliegt der rote Audi R8 e-tron auf die scharfe Rechtskurve auf dem Gelände des ehemaligen Berliner Flughafens Tempelhof zu. Im Fahrmodus dynamic reguliert der Schleuderverhinderer ESP nur sehr sanft den Fahrfehler durch Abbremsen, dafür treiben die beiden Elektromotoren an den Hinterrädern per Torque-vectoring-System den Elektrosportwagen sehr bestimmt und gezielt durch die Kurve. Keine Frage: Das 280 Kilowatt/381 PS starke Elektrowagen, das ist Spaß pur. Wer einmal drin saß, will nicht mehr aussteigen. Die Beschleunigung ist aus dem Stand heraus enorm, satte 820 Newtonmeter Drehmoment stecken dahinter.
Technische Details R 8 e-tron
Zwei Elektromotoren mit 280 kW (381 PS) Leistung, max. Drehmoment: 820 Nm
Lithium-Ionen-Batterie mit 530 Zellen, Kapazität: 48,6 kWh, 120 A.
Reichweite: 215 km
0 - 100 km/h in 4,2 Sekunden, maximales Tempo: 200 km/h
1780 kg leer
Basispreis: keine Angaben
Der Wagen hat einen entscheidenden Haken: Er wird nicht gebaut. Genau zehn Fahrzeuge gibt es derzeit, dabei wird es jedoch bleiben. Genauso wie den A1 e-tron, auch den Elektro-Kleinwagen mit einem Reichweitenverlängerer baut Audi nicht. Er kurvt in Form von zwanzig Prototypen im Rahmen des Regierungsprogramms "Schaufenster Elektromobilität" herum. Es sind Autos, die von einem Elektromotor angetrieben werden und darüber hinaus einen Wankelmotor als Reichweitenverlängerer haben. Beschlossen hat das der Entwicklungsvorstand Wolfgang Dürheimer im Winter, weil er kein finanziell erfolgreiches Geschäftsmodell erkennen konnte.
Vor allem die hohen Batteriepreise sind dem von Porsche kommenden Audi-Manager ein Dorn im Auge. Trotzdem werden die Autos in Berlin gezeigt, was wie schon gesagt Lust auf mehr Elektro macht. Aber die können die Ingolstädter nicht wirklich befriedigen. Es fragt sich, welche Strategie Audi bei der Elektromobilität verfolgt.
Stromausfall bei Audi?
Ja, denn im Moment hat Audi im Bereich Elektromobilität nur wenig zu bieten. Serienreife Elektroautos? Fehlanzeige. Zur Zeit haben die Ingolstädter zwar drei Fahrzeugtypen mit Hybridantrieb im Angebot, den Allradler Q5 sowie die beiden frontgetriebenen Limousinen A8 und A6. Doch bereits das billigste Modell des Trios, der A6 Hybrid, kostet stolze 53.300 Euro. Es sind alles Autos die mit ziemlicher Sicherheit Raritäten bleiben werden.
Während Toyota und Lexus mit einem eher pragmatischen Ansatz den Hybridvorsprung stetig ausbauen, suchen Audi wie auch die anderen deutschen Hersteller nach der aus Ingenieursperspektive vermeintlich perfekten Lösung – zum am Ende unbezahlbaren Preis.
Die Konkurrenz wird Marktreif
Für Audi und den technischen Anspruch der Marke unangenehm: Im Vergleich zu Audi bringt die bayrische Konkurrenz BMW noch in diesem Jahr das mutige Elektroauto i3 und wenig später den Elektrosportler i8 auf den Markt. Und Mercedes hat den SLS AMG electric drive zur Marktreife entwickelt: Der SLS hat 751 PS, und irrwitzige 1000 Newtonmeter Drehmoment. Ob es einen Markt gibt für einen E-Sportwagen, der 416.000 Euro kostet und wie sinnvoll solche Autos sind sei dahin gestellt. Immerhin sind es Beweise, dass die Unternehmen die Technik beherrschen und dass die jede Menge Spaß machen kann.
Lösung Plug-In-Hybrid
Der "Vorsprung durch Technik", den Audi in der Vergangenheit so gerne beschworen hat, ist jedenfalls nicht zu sehen. Selbstverständlich sollen die Erfahrungen, die die Entwickler des R1 e-tron und des A1 e-tron gesammelt haben, jetzt in die Serienentwicklung einfließen, sagen die Audi-Leute. Was das letztlich heißt, bleibt jedoch im Unklaren. Aber was sollen die Verantwortlichen auch sagen – angesichts vollmundiger Ankündigungen in der Vergangenheit und Millionen Euro Entwicklungskosten für den R8 e-tron?
Jetzt setzt Audi, nicht zuletzt auf dringlichen Wunsch der Mutter VW, auf die Lösung Plug-in-Hybrid. Da können die Batterien kleiner und billiger ausfallen. Und da verweisen die Audi-Verantwortlichen auf den Audi A3 e-tron, der Anfang 2014 auf den Markt kommen soll – mit der gleichen Technik wie der kommende Elektro-Golf. Der Audi kombiniert einen 1,4 Liter Benzinmotor und einen Elektroantrieb. Beide zusammen leisten 204 PS. Die vor der Hinterachse platzierte Lithium-Ionen-Batterie speichert so viel Energie, dass der Wagen rund 50 Kilometer rein elektrisch fahren kann. Noch steht der Preis nicht fest, aber rund 38.000 Euro soll der Kompaktwagen kosten.
Vorsprung durch Technik? Kaum. Die Konkurrenz ist damit auf dem Markt, beispielsweise der Toyota Prius Plug-in-Hybrid oder der Opel Ampera.