Autozulieferer Schaeffler macht sein Werk in Brandenburg dicht

Der fränkische Autozulieferer Schaeffler schließt sein Werk im brandenburgischen Luckenwalde. Quelle: dpa

15 Monate liefen Verhandlungen in Luckenwalde. Nun ist die Entscheidung gegen den Schaeffler-Standort, der ausschließlich Teile für Verbrenner-Fahrzeuge fertigt, gefallen. Der Autozulieferer schließt das profitable Werk.

  • Teilen per:
  • Teilen per:


Der fränkische Autozulieferer Schaeffler schließt sein Werk im brandenburgischen Luckenwalde. In 15-monatigen Verhandlungen mit einem potenziellen Investor und den Belegschaftsvertretern sei kein gangbarer Weg für eine Fortführung des Standortes gefunden worden, sagte Schaeffler-Vorstandschef Klaus Rosenfeld am Freitag. Der Standort Luckenwalde fertige bisher ausschließlich Teile für Verbrenner-Fahrzeuge in der Automobilindustrie. Schaeffler richtet seine Autosparte mehr und mehr auf Elektroantriebe aus. Im Werk in Luckenwalde sind nach Unternehmensangaben rund 330 Mitarbeiter beschäftigt.

Für den Standort Luckenwalde müssten nun die Gespräche über einen Interessenausgleich beginnen. „Wir werden das fair machen“, sagte Rosenfeld der Deutschen Presse-Agentur. „Wir werden so vielen Beschäftigten wie möglich einen Arbeitsplatz an anderen Lokationen innerhalb des Konzerns anbieten“, erklärte er.

Der Betriebsrat in Luckenwalde reagierte mit Unverständnis auf die Schließungsentscheidung. Das Werk sei profitabel. „Noch immer fragen wir uns, warum man sich nach drei Jahrzehnten von einem profitablen, kostengünstigen und innovativen Betrieb trennt“, sagte Betriebsratsvorsitzender Frank Hildebrandt.

Klaus Rosenfeld erklärt, was der Automobilzulieferer Schaeffler tut, um beim Thema E-Mobilität aufzuholen, wie er mit der chinesischen Konkurrenz umgeht und was sein größter Traum mit einer Stradivari zu tun hat.
von Beat Balzli

„Der Schaeffler-Vorstand sieht die Produkte in Luckenwalde für den Verbrennungsmotor langfristig als Auslaufmodell“, sagte der stellvertretende Vorsitzende des Gesamtbetriebsrates, Ulrich Schoepplein. Damit ziehe sich Schaeffler nach Jahren sicherer Gewinne weiter aus den neuen Bundesländern zurück: 2019 sei das Werk Kaltennordheim (Thüringen) verkauft und inzwischen geschlossen worden, jetzt werde auch Luckenwalde geschlossen. „Wir beobachten mit Sorge, dass neue Produkte in der Transformation überwiegend in Osteuropa angesiedelt werden“, sagte er.

Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) zeigte sich enttäuscht und bedauerte die Schließung sehr. „Insbesondere scheint es nicht gelungen zu sein, ausreichend Vertrauen in der Belegschaft in einen möglichen Investor zu erzeugen“, teilte er in Potsdam mit. „Wir erwarten vom Unternehmen und der Belegschaftsvertretung, dass die nun anstehenden Gespräche zum Interessenausgleich und Sozialplan fair geführt werden.“ Der Bedarf an Fachkräften lasse hoffen, dass ein überwiegender Teil der Beschäftigten auf dem Arbeitsmarkt gut unterkommen könne.

Für Schaeffler ist die Entscheidung zur Schließung des Standortes Luckenwalde der Abschluss eines Konsolidierungsprogrammes, das an zwölf Standorten in Deutschland die Schließung, den Verkauf oder die vollständige oder teilweise Verlagerung von Produktion umfasste. In der Summe sollten 4400 Stellen abgebaut werden.

Das interessiert WiWo-Leser heute besonders

Geldanlage Das Russland-Risiko: Diese deutschen Aktien leiden besonders unter dem Ukraine-Krieg

Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine belastet die Börsen. Welche deutschen Aktien besonders betroffen sind, zeigt unsere Analyse.

Krisenversicherung Warum Anleger spätestens jetzt Gold kaufen sollten

Der Krieg in der Ukraine und die Abkopplung Russlands von der Weltwirtschaft sind extreme Inflationsbeschleuniger. Mit Gold wollen Anleger sich davor schützen – und einer neuerlichen Euro-Krise entgehen.

Flüssigerdgas Diese LNG-Aktien bieten die besten Rendite-Chancen

Mit verflüssigtem Erdgas aus den USA und Katar will die Bundesregierung die Abhängigkeit von Gaslieferungen aus Russland mindern. Über Nacht wird das nicht klappen. Doch LNG-Aktien bieten nun gute Chancen.

 Was heute noch wichtig ist, lesen Sie hier

Gleichzeitig sei aber an anderen Stellen Kapazität aufgebaut worden, sagte Rosenfeld - etwa bei der Fertigung von Komponenten für Elektroautos in Bühl (Baden-Württemberg) oder beim Aufbau eines Technologiezentrums am Hauptsitz in Herzogenaurach.

Mehr zum Thema: Schaeffler macht der Wandel in der Autoindustrie schwer zu schaffen. Jetzt räumt Vorstandschef Klaus Rosenfeld ein, dass das Management zu spät auf das E-Auto umsteuerte.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%