Autozulieferer Wie Panasonic die Zuliefererbranche aufrollen will

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Technologische Führung

2016 war Panasonic mit 38 Prozent Anteil der weltgrößte LIB-Produzent vor BYD aus China mit 18 Prozent Anteil. LG Chem aus Südkorea kam auf 11 Prozent. Durch die Zellenproduktion in der Gigafactory von Tesla mit einer Kapazität von 35 Gigawattstunden (GWh) will Panasonic die Marktführung verteidigen. Panasonic-Zellen erzeugen derzeit in 88 Plugin- und Elektroauto-Modellen den Strom. „Wir können die Nachfrage nicht befriedigen“, sagte Ito.

Tesla baut weiter an seiner Batteriefabrik
Tesla Gigafactory Quelle: Tesla
Tesla Gigafactory Quelle: Tesla
Tesla Gigafactory Quelle: Tesla
Im Juli 2016 hatte Tesla zur offiziellen Eröffnung erstmals Presse-Fotografen auf das Gelände gelassen. Die bezeichnend "Gigafactory" genannte Anlage gehört sogar zu den größten Produktionsstätten überhaupt. Hier sollen Akkus für Elektroautos und Heimspeicher vom Band laufen – mehr als alle Hersteller der Welt heute zusammen produzieren. (Stand: Juli 2016) Quelle: AP
Im Juli waren erst 14 Prozent der Anlage in Betrieb. Dennoch hatte Tesla-Gründer Elon Musk Ende Juli zur Eröffnungsfeier geladen – einige Tage vorher durften sich bereits Journalisten und Fotografen auf dem Fabrikgelände umsehen. Voll in Betrieb soll die Anlage erst 2018 sein. Bis dahin wird an allen Ecken und Enden gebaut. Quelle: REUTERS
Auch wenn es noch nicht so aussieht: Diese Halle ist einer der Grundpfeiler der Strategie von Elon Musk, mit der er Tesla von einem Nischen- zu einem Massenhersteller machen und ganz nebenbei dem Elektroauto zum Durchbruch verhelfen will. Quelle: REUTERS
Die eigenen Batterien sind unerlässlich, wenn Tesla mit dem Model 3 (im Bild ein ausgestellter Prototyp) ab dem kommenden Jahr die Massen mobilisieren soll. Zum einen, weil momentan gar nicht genügen Akkus für die angepeilten Stückzahlen des Model 3 zugekauft werden könnten. Zum anderen, weil sie schlichtweg zu teuer wären. Der angekündigte Preis von 35.000 Dollar für den Wagen wäre nicht zu halten. Quelle: REUTERS

Beim Hochfahren der Gigafactory wird sich die Panasonic-Kapazität bis 2018 auf 44 GWh mehr als verfünffachen. Allein die Bänder in Nevada spucken dann 75 Zellen pro Sekunde aus. Die massive Konkurrenz in China, die gerade eigene Gigafabriken aus dem Boden stampft, fürchtet Ito nicht. Ab 2018 produziert Panasonic in Dalian die ersten LIBs für China. Zugleich wollen die Japaner die technologische Führung behalten. „Wir werden die Energiedichte der prismatischen LIBs bis Anfang 2020 verdoppeln und ihren Stromausstoß um die Hälfte erhöhen“, kündigte Ito an.

Auch bei digitalen Auto-Cockpits erwartet der Manager Absatzerfolge für Panasonic. Als führender Lieferant von Unterhaltungssystemen für Flugzeuge können sie ihr technologisches Knowhow nun auch für Automobile ausspielen. Bei Cockpits wolle man mit einem Umsatzplus von 16 Prozent auf 4,8 Milliarden Euro schon 2018 zum Weltmarktführer werden. „Derzeit läuft alles glatt“, erklärte er. Der erste Großauftrag für ein Infotainment-System mit zwei Bildschirmen und einem Head-up-Display kam von Jaguar Land Rover – erstmals eingesetzt im Range Rover Velar.

Zum E-Cockpit gehörten künftig auch eine Kamera zur Fahrerbeobachtung, Kameras statt Seitenspiegel und elektronische Rückspiegel, so Ito. Dafür erhöhte Panasonic soeben seinen Anteil am spanischen Zulieferspezialisten Ficosa auf 69 Prozent. „Ohne Ficosa bräuchten wir zehn Jahre, um diese Systeme selbst zu entwickeln“, rechtfertigte Ito den Zukauf.

Ähnlich kräftig soll das Geschäft mit Kamera- und Sonar-Systemen für zunehmend autonom fahrende Autos zulegen. Hier erwartet Panasonic einen Umsatzsprung bis 2018 um mehr als zwei Drittel auf 4,8 Milliarden Euro. Zwar könnten Apple und Google mit künstlicher Intelligenz punkten, kommentierte Ito selbstbewusst. Aber die Bildverarbeitungssoftware von Panasonic, die man für die eigenen Lumix-Kameras entwickelt habe, mache mehrere der derzeit noch notwendigen sieben Kameras pro Fahrzeug überflüssig.

von Stefan Hajek, Martin Seiwert, Lea Deuber, Martin Fritz

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