Beijing WKW Warum die Chinesen Milliarden in Sachsen investieren

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Zahlt die chinesische Regierung für den Deal?

Von der Solidität des Projekts überzeugt ist auch Peter Nothnagel, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Sachsen. Nothnagel hat den Deal mit einer Investitionssumme von 1,4 Milliarden Euro maßgeblich eingefädelt. An der Seriosität der Chinesen hat er keinen Zweifel. So sei das Unternehmen in China bekannt und habe allein an der Ostküste 13 Fabriken. „Die haben messerscharf kalkuliert und wissen, dass sich Autos Made in Germany einfach besser verkaufen“, sagt er.

Unter drei Regionen in Sachsen hat sich Rothenburg im Bieterkampf durchgesetzt. Laut Nothnagel sei das der „idealen Fläche“ auf dem alten Flughafen, dem „qualifizierten Mitarbeiterpotential“ und der Nähe zu Osteuropa und der A4 geschuldet. „Über die A4 ist man in einer Stunde in Dresden am Flughafen, in zwei Stunden am Logistikknoten in Leipzig oder dem Industriezentrum Chemnitz“, sagt Nothnagel. „Und die etwa 750 Automobilzulieferer in Sachsen waren auch ein Argument.“‎

Von der Billig-Kopie zur ernstzunehmenden Konkurrenz
Landwind X6 Quelle: Hersteller
Landwind X6 Quelle: ADAC
Landwind X7 Quelle: Spotpress
Landwind X7 Quelle: Spotpress
Eagle Quelle: Spotpress
Eagle Quelle: Spotpress
Haval H2 Quelle: Hersteller

Locken hätte man die Investoren aus Fernost laut Nothnagel nicht müssen. „Wir bieten Förderprogramme für Investitionen, aber nicht mehr als andere Regionen in Ostdeutschland“, sagt er. Ob die chinesische Regierung Subventionen für die Investition zahlt, kann er nicht sagen.

WKW hat enge Verbindungen zur Regierung

Die Verbindungen zwischen Beijing WKW und der Regierung sind aber eng. Das Unternehmen unterhält nicht nur enge Beziehungen zu den jeweiligen Lokalregierungen, in denen es Werke hat, es hat auch vor kurzem eine Kooperation mit dem Hongkonger Unternehmen Hybrid Kinetic Group verkündet, dessen Chef der Gründer des chinesischen Automobilherstellers und BMW-Partners Brilliance ist.

Mithilfe eines Joint Ventures und einem Investmentfonds sollen die Entwicklung und der Vertrieb von Batterien und E-Autos vorangetrieben werden. Finanziert wird die Kooperation nicht nur durch die beiden Privatinvestoren, auch die Stadtregierung in Ningbo ist mit Fördergeldern in Millionenhöhe involviert. Dazu verspricht die Regierung großzügige Steuervergünstigungen für das chinesische Unternehmen. „Die Kooperation spiegelt die Ziele des aktuellen chinesischen Fünf-Jahres-Plans wider, der die Entwicklung der Umwelttechnologie und ihre globale Expansion fördert“, heißt es in der Bekanntmachung der Hybrid Kinetic Group über die Kooperation mit Beijing WKW.

Elektroautos im Kostenvergleich

China ist mit einer halben Million verkauften Fahrzeugen der größte E-Automarkt weltweit. Peking hat den Ausbau von E-Mobilität nach ganz oben auf seine Prioritätenliste gesetzt. Mit Subventionen unterstützt die Regierung chinesische Unternehmen bei der Forschung im Bereich E-Mobilität. Das setzt in China vor allem die ausländischen Hersteller wie Mercedes, Audi und Volkswagen unter Druck, die nicht von den Milliardenförderungen profitieren, aber in Zukunft durch die in Peking beschlossene E-Autoquote nur noch eine gedeckelte Anzahl von Autos ohne einen Elektroantrieb verkaufen dürfen.

Bald dürften ihnen dann auch die aus China subventionierten Autos aus dem Werk in Sachsen Konkurrenz machen. Rothenburgs Bürgermeisterin Heike Böhm scheint das aber alles nicht zu stören: „Wir empfangen den Investor mit offenen Armen.“

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