Billigheimer Dacias Erfolgsformel ist mehr als der niedrige Preis

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Kommt ein Dacia aus Indien nach Europa?

Der Einsteiger-Renault erinnert mit seinen 18 Zentimetern Bodenfreiheit und leicht ausgestellten Kotflügeln etwas an einen geschrumpften Dacia Duster. Das 3,68 Meter lange und gerade einmal 1,58 Meter breite Mikromodell konkurriert auf dem asiatischen Subkontinent mit Modellen wie dem Suzuki Alto oder dem Hyundai Ion. Angetrieben wird der Renault Kwid von einem Dreizylinder-Triebwerk, der mit seinen 800 Kubikzentimetern 54 PS und ein maximales Drehmoment von 72 Nm bei 4.400 U/min leistet. Dank 2,42 Metern Radstand finden in dem Inder fünf Personen Platz. Im turbulenten indischen Straßenverkehr sind es jedoch mitunter ein paar mehr.

„Renault setzt mit dem Kwid die Strategie erschwinglicher Mobilität für einen möglichst breiten Kundenkreis fort“, erklärt Carlos Ghosn, Vorstandsvorsitzender der Renault Gruppe, „indem er auf einer neuen Plattform der Renault-Nissan Allianz aufbaut, bietet der Kwid für Renault die Möglichkeit, sein internationales Wachstum fortzusetzen und gleichzeitig dem Bedürfnis der Kunden gerecht zu werden, die ein modern gezeichnetes, robustes und uneingeschränkt alltagstaugliches Fahrzeug wünschen.“ Für viele indische Kunden ist der Kwid nicht nur das einzige, sondern auch das erste Auto in der Familie. Die tägliche Fortbewegung in Indien läuft in erster Linie über Motorräder, Fahrräder und den öffentlichen Nahverkehr. Alles andere ist zu teuer.

„In Indien kommen auf 1.000 Einwohner aktuell gerade einmal 14 Autos“, erklärt Renault-Chefdesigner Laurens von den Acker, „daher muss ein Auto wirklich billig sein. Doch ein billiges Auto darf nicht arm aussehen. Sonst hat es keinen Erfolg.“ Daher gibt es trotz aller Einsparungen nicht nur ein ansehnliches Design, sondern auch Details wie Kopfstützen auf allen Sitzplätzen, elektrische Fensterheber, Funkfernbedienung und einen Touch Screen für Radio und Navigationssystem.

Das weitgehend nackte Basismodell des Renault Kwid Standard kostet kaum mehr als 250.000 Rupien; umgerechnet weniger als 3.500 Euro. Der zweite Kleinwagen von Renault mit Namen Pulse liegt bei mindestens dem Doppelten und ein Renault Duster startet in Indien bei 820.000 Rupien – umgerechnet über 11.000 Euro und somit sogar mehr als in Europa, wo es unter dem Dacia-Label bei knapp über 10.000 Euro losgeht.

Was die Hersteller an ihren Autos verdienen
Klarer Gewinnkönig: Der profitabelste Autobauer war der Studie zufolge Ferrari mit einem Gewinn von 56.000 Euro pro verkauftem Sportwagen. Die Ebit-Marge belief sich auf 18 Prozent. Richtig Gewinn macht der italienische Autobauer unter anderem mit dem Modell 458 Speciale (im Bild). Der 605 PS starke Wagen kostet mindestens 232.530 Euro. Allerdings werden davon deutlich geringe Stückzahlen verkauft.Mehr zu den Renditen der Autobauer lesen Sie hier. Quelle: PR
Noch besser laufen die Geschäfte bei Porsche: Der Sportwagenhersteller verdiente im Schnitt 15.641 Euro pro Auto, die Ebit-Marge belief sich auf 16,7 Prozent . Quelle: PR
BMW kann sich über die Geschäfte nicht beklagen: In den ersten sechs Monaten dieses Jahres konnte der deutsche Autobauer für jedes verkaufte Auto einen Gewinn von 3.389 Euro einstreichen. Damit lag die Ebit-Marge bei 9,5 Prozent. Quelle: DPA
Im ersten Halbjahr 2016 erzielte der Audi-Konzern weltweit steigende Auslieferungen und robuste Finanzkennzahlen, die die Ebit-Marge auf 8,8 Prozent oder 3.337 Euro pro Auto steigen ließen. Quelle: obs
Noch vor zwei Jahren konnte Mercedes die Premiumkonkurrenten Audi und BMW beim Gewinn pro Auto hinter sich lassen, nun hinkt der Autobauer hinterher. Dennoch verkündete Daimler für das zweite Quartal einen Absatzrekord und einen Gewinnanstieg auf rund 2,43 Milliarden Euro. Im ersten Halbjahr verdiente der deutsche Autobauer an einem Mercedes 3.192 Euro, die Ebit-Marge lag damit bei 7,9 Prozent. Quelle: DPA
Die VW-Tochter hat sich mit einem Umsatz von rund 16.000 Euro pro Auto endgültig vom Billigimage verabschiedet. Die Tschechen arbeiten mit einer Ebit-Marge von 9,6 Prozent sogar rentabler als die Premiumhersteller Audi, BMW und Mercedes. Pro verkauftem Auto macht das 1.589 Euro . Quelle: obs
Das Europageschäft läuft gut, weltweit läuft es bei Ford noch besser: Ford erzielte pro verkauftem Auto einen Überschuss von 1.652 Euro . Die Ebit-Marge im ersten Halbjahr lag bei 8,7 Prozent. Quelle: obs

Was für das Designteam rund um Laurens van den Acker schwer war, wurde für die Entwicklungsabteilung zur Herkulesaufgabe, denn die anfängliche Überlegung, Teile aus dem Dacia-Regal für den Renault Kwid kostengünstig wiederzuverwerten wurde schneller als erwartet abgestellt. Die Teile von Modellen wie Duster, Sandero und Lodgy waren schlicht zu teuer für ein Billigstmodell. 98 Prozent des Kwid werden lokal in Indien produziert; 60 Prozent im Großraum Chennai.

Während die Verhandlungen mit den Zulieferern normal rund drei Monate in Anspruch nehmen, wurde vor dem Marktstart eineinhalb Jahre verhandelt. Das Produktionswerk von Renault-Nissan kann mit seinen verschiedenen Modellen bis zu 480.000 Konzernmodelle pro Jahr fertigen. Und vielleicht kommt mittelfristig doch einmal ein indisches Massenmodell mit dem Dacia-Stempel nach Europa.

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