„Bitte tun Sie das nicht“ Tesla gibt Börsenrückzug auf

Tesla bleibt nun doch an der Börse. Quelle: REUTERS

Der Elektroautobauer Tesla gibt seine Pläne zu einem Rückzug von der Börse auf. Das Verfahren sei aufwändiger, als ursprünglich angenommen. Man müsse sich stattdessen nun darauf konzentrieren, profitabel zu werden.

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Der US-Elektroautobauer Tesla bleibt nun doch an der Börse. Er habe die 72 Milliarden Dollar schweren Pläne für einen Rückzug vom Aktienmarkt aufgegeben, teilte Konzernchef Elon Musk am Freitagabend in einem Internetblog mit. Zahlreiche Anteilseigner hätten ihm von einem Börsenabschied abgeraten. Zudem sei eine solche Transaktion zeitaufwendiger und schwieriger als zunächst gedacht. Man müsse sich aber darauf konzentrieren mit der Produktion voranzukommen und profitabel zu werden. Musk hatte am 7. August mit der überraschenden Twitter-Ankündigung, er erwäge das kalifornische Unternehmen von der Börse zu nehmen, für großen Wirbel gesorgt. Anleger wurden aufgeschreckt, es kam zu starken Kursausschlägen. Der Zick-Zack-Kurs könnte nun die bereits laufenden Ermittlungen der mächtigen US-Börsenaufsicht SEC zu dem Vorhaben noch befeuern.

Obwohl die Mehrheit der Aktionäre, mit denen er gesprochen habe, Tesla auch nach einem Börsenabschied die Treue versichert habe, sei ihre Botschaft laut Musk klar gewesen: „Bitte tun Sie das nicht“. So hätten ihn etwa zahlreiche institutionelle Anleger darauf hingewiesen, dass ihnen regulatorische Vorgaben Probleme bereiten könnte. „Ich wusste, dass der Prozess des Börsenrückzugs eine Herausforderung sein würde. Aber es ist klar, dass er noch zeitaufwendiger und anstrengender sein würde, als ursprünglich angenommen.“ Dies sei aber ein Problem, weil Tesla sich unbedingt darauf konzentrieren müsse, die Produktion des Hoffnungsträgers Modell 3 zu beschleunigen und profitabel zu werden.

Das günstigere Model 3 soll der Firma breitere Käuferschichten erschließen. Der Anlauf der Produktion war jedoch extrem schwierig, und die Zielmarke von 5000 Autos pro Woche wurde im Sommer mit einem halben Jahr Verspätung erreicht.

Der Verwaltungsrat teilte mit, Musk habe das Führungsgremium am Donnerstag nach einer Erläuterung der Sachlage darüber informiert, dass er es unter Berücksichtigung aller Faktoren für den besseren Weg halte, Tesla an der Börse zu lassen. Der für die Prüfung der Rückzugspläne gegründete Vorstandsausschuss sei daher aufgelöst worden.

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von Martin Seiwert, Stefan Hajek, Matthias Hohensee, Angelika Ivanov

Damit vollzieht das Unternehmen einen erstaunlichen Kurswechsel. Musk hatte am 7. August über seinen privaten Twitter-Account angekündigt, er erwäge, Tesla zu einem Börsenwert von 72 Milliarden Dollar und 420 Dollar je Anteilsschein vom Aktienmarkt zu nehmen. Die Finanzierung dafür sei gesichert. Dabei berief er sich auf Gespräche mit dem saudi-arabischen Staatsfonds PIF, der Anfang des Jahres als Aktionär bei Tesla eingestiegen war. Es stellte sich aber heraus, dass es von saudi-arabischer Seite dafür keine belastbaren Zusagen gab. Fehlende finanzielle Mittel sollen aber nicht der Grund für den Rückzug vom Rückzug sein: Musk schrieb allgemein, seine Überzeugung, dass „mehr als genug Geld vorhanden“ sei, um Tesla von der Börse zu nehmen, habe sich in den vergangenen Woche noch gefestigt.

Die Börsenaufsicht SEC hatte Mitte August konkrete Schritte zur Untersuchung des geplanten Börsenrückzugs eingeleitet. Sie fokussiert sich unter anderem darauf, ob Musks Angaben zu den Plänen korrekt waren und forderte laut Medienberichten Informationen von allen Verwaltungsräten an. Der zwischenzeitliche Kursanstieg nach der Ankündigung hatte Short-Sellern, die auf einen Niedergang von Tesla und damit auf einen sinkenden Kurs wetten, hohe Verluste beschert. Der von Musk genannte Preis von 420 Dollar hätte einen Aufschlag von rund 20 Prozent auf den damaligen Aktienkurs bedeutet. Einige Investoren haben Musk wegen seiner überraschenden Ankündigung verklagt.

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