BMW-Betriebsratschef „Keine Unternehmer, sondern Unterlasser“

Manfred Schoch Quelle: BMW

Der Chef des Gesamtbetriebsrats von BMW, Manfred Schoch, wirft den Top-Managern der deutschen Autoindustrie vor, die E-Auto-Offensive zu verschlafen – und fordert mehr Mut bei der Batteriezellproduktion.

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Der Chef des Gesamtbetriebsrats von BMW, Manfred Schoch, wirft der deutschen Autoindustrie vor, wegen Zögerlichkeit beim Elektroauto viele Arbeitsplätze zu gefährden. Schoch fordert vor allem einen schnellen Einstieg von Autobauern und Zulieferern in die Fertigung von Batteriezellen, auf die bei Elektroautos ein großer Teil der Kosten und des Know-hows entfällt: „Ich habe mich kürzlich mit dem Chef von CATL getroffen“, sagte Schoch im Interview mit der WirtschaftsWoche.

„Dieser chinesische Batterieproduzent baut in Erfurt ein Batteriezellwerk. Er kriegt es hin, in Deutschland Batterien zu fertigen, trotz höherer Stromkosten und Löhne. Unsere obersten Manager, die Herren Dieter Zetsche (Daimler), Harald Krüger (BMW) und Herbert Diess (VW) aber sagen, sie kriegen es nicht hin. Da kann ich nur sagen: Die chinesischen Manager sind offenbar besser, als die deutschen Manager. Wer so zögerlich ist, ist kein Unternehmer, er ist Unterlasser.“

Es erfordere „natürlich auch etwas Mut, jetzt in die Batteriezellproduktion einzusteigen“, so Schoch, aber wer ein Unternehmer sein wolle, der müsse auch mutig sein. Elektromobilität müsse nicht zu Arbeitsplatzabbau führen, wenn die Hersteller nun mutig investierten und technologisch weit vorne mitspielten. So schaffe die neue Technik etwa bei BMW Arbeitsplätze: „Im Werk Dingolfing werden wir 1800 Stellen in der Elektroautoproduktion schaffen. Bosch aber, die beschlossen haben, bei der Batterie nichts zu machen, dieses Feld völlig anderen zu überlassen, bauen nun 25.000 Arbeitsplätze ab. Auch Diess droht, wegen der Elektromobilität Arbeitsplätze im großen Stil abzubauen.“

von Thomas Stölzel, Martin Seiwert, Stefan Hajek

Die deutschen Autohersteller müssen laut Schoch wegen der CO2-Vorgaben der EU im Jahr 2025 rund 25 Prozent Elektroautos verkaufen. „Sie sagen auch, dass sie das schaffen werden“, sagt Schoch, „aber wo sollen bitteschön die Batterien herkommen? Man braucht dafür acht große Batteriezellwerke in Europa. Wer baut die? Ich kämpfe für die Zellfertigung in Deutschland und Europa, denn nur so können wir die wichtigsten Kompetenzen und die Wertschöpfung erhalten.“

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