




Die Vernetzung des Autos schreitet voran, Apps und Smartphone-Anbindung werden immer wichtiger. Aber wie viel Informationen kann und darf ich dem Fahrer wie anbieten?
Bei unserem HMI (Human-Machine-Interface) achten wir darauf, dass die Ablenkung des Fahrers so gering wie möglich ist. Alle Informationen die BMW auf Bildschirmen im Fahrzeug anzeigt, sind für eine Bedienung während der Fahrt optimiert, etwa diehohe Position der Displays, geeignete Schriftgrößen, gute Bildqualität, optimale Bedienelemente. Darüber hinaus bieten wir in vielen Fahrzeugen ein Head-Up-Display an, das ausschließlich die wesentlichen Informationen im direkten Sichtfeld des Fahrers anzeigt, ohne dabei den Straßenverkehr zu verdecken.

Das sind alles Anzeigen, wie sieht es bei der Eingabe von Daten aus?
Bei unseren bisherigen Bedienkonzepten haben wir die Sprachbedienung weiter verbessert. Es reicht etwa ein Satz wie „Navigiere mich nach München zum Petuelring 130“ und das Navi übernimmt die Zieleingabe. Und wir gehen noch einen Schritt weiter: Unsere Autos lernen die Natürlichsprachlichkeit.
Was wird in Zukunft bei der Kaufentscheidung des Kunden wichtiger sein: Car Connectivity oder „klassische“ Eigenschaften wie Fahrleistungen, Design und Verbrauch?
Es gibt Menschen, die auch zukünftig weiter einen starken Motor, gutes Design und eine ansprechende Quer- und Längsdynamik haben wollen. Wir stehen hier allerdings auch vor einem Paradigmenwechsel. Das kennzeichnet sich heute durch Elektromobilität, die Connectivity im Bereich Infotainment, die Connectivity für die Fahrerassistenz und später das hochautomatisierte Fahren. Das wird die Automobilindustrie nachhaltig verändern.
Wie groß sind die Bedenken der Autofahrer, das Internet im Auto zu nutzen?
Wir stellen sicher, dass diese Internetdienste auf einem BMW-Server liegen, und so vor unberechtigten Zugriffen geschützt sind. Wenn der Kunde ein Fahrzeug mit ConnectedDrive kauft, muss er im Zuge dessen auch einen GetConnected-Vertrag unterschreiben. Damit stimmt er der Nutzung der Daten gemäß gesetzlicher Vorgaben zu. Damit stehen alle Funktionen und Services von ConnectedDrive zur Verfügung. Wir benutzen diese Daten dann zum Beispiel für Staumeldungen in Echtzeit (Real Time Traffic Info), um so noch effizientere Routen vorzuschlagen. Wünscht er die ConnectedDrive Funktionen nicht, unterschreibt der Kunde einen sogenannten „GetDisconnected“ Vertrag und verzichtet somit auf diese Dienste. Dann findet auch kein Datenfluss mehr statt.
Laut einer aktuellen Studie ist mehr als die Hälfte der Neuwagenkäufer nicht bereit, für Connectivity-Funktionen einen Aufpreis zu zahlen. Wie wollen Sie dann an diesen Services verdienen?
Man kennt es aus der Smartphone-Industrie, dass der Kunde nur wenig Geld dafür ausgeben will. Wir reichern diese Funktionen mit fahrzeugrelevanten Diensten an, damit der Kunde besser durch den Stau oder einfach von A nach B kommt. Das bietet einen echten Mehrwert, weil der Kunde schneller und effizienter ans Ziel kommt.
Eine mögliche Liste mit Daten aus dem Auto
Identifikationsdaten des Fahrzeugs und der Hardware – etwa Codierung in Prozessoren oder Chips, Softwarelizenzen, Computerzugänge für Updates oder Wartung.
Kommunikations- und Logdaten wie IP-Nummer oder Mobilfunknummer.
Das ist nicht nur das Einloggen in den Bordcomputer des Autos. Das Fahrzeug loggt sich in das Mobilfunknetz ein und greift auf die unterschiedlichsten Cloud- oder Rechenzentrumsanwendungen verschiedener Hersteller zu. Die Identifikation ist beispielsweise über Passwort, Kreditkarte, Augenscan oder Fingerabdruck möglich.
Der Bordcomputer sammelt diese Daten von den Sensoren oder Messgeräten im Fahrzeug. Sie geben den Leasingbanken oder den Werkstätten detailliert Auskunft über Zustand, Wartung und Wert des jeweiligen Fahrzeugs.
Das sind beispielsweise Bewegungsdaten, die über GPS und Kartendienste gesammelt werden. Der Weg eines Fahrzeugs führt über Berge oder durch die Stadt. Die Anwendungen in den Rechenzentren kalkulieren besondere Risiken durch Abnutzung, Diebstahl, Steinschlag ...
Wo ist die Person momentan unterwegs, wie ist der Fahrstil? Ergänzung und Update des Datenbestandes mit den Daten der aktuellen Fahrt.
Das Mobiltelefon ist als Schnittstelle an den Bordcomputer angeschlossen. Es liefert Logdateien an den Mobilfunkanbieter, Verbindungsdaten und Daten für die Datenübertragung und Telefongespräche. Die Datensätze zeigen Dauer und Umfang des Downloads, Gesprächsdauer und Ort des Gespräches.
Die Anwendungen sammeln Daten über den Zustand der Leasingflotte, den Wert jedes einzelnen Fahrzeugs, dessen Abnutzung, und berechnen einen Blick in die Zukunft. Wie sehr wird das Fahrzeug vom derzeitigen Halter beansprucht und wie hoch ist der Wertverfall bis zum Ablauf des Leasingvertrages?
Gleichgültig ob der Fahrer chattet, telefoniert, Bilder postet oder Geschäftskontakte recherchiert, die sozialen Netzwerke halten den Kontakt und schicken Bilder, Werbung und Text direkt ins Auto.
Das Fahrzeug überträgt ständig Positionsdaten und erhält Daten beispielsweise über die anderen Fahrzeuge auf einer Straße zurück.
Die Anbieter von Unternehmenssoftware haben ihre Anwendungen für mobile Geräte erweitert. Autofahrer können über ihre Bordcomputer oder Smartphones auf Dokumente, Datensätze, Mails, Chats und Listen zugreifen und sie in das Fahrzeug übertragen.
Entlang der gefahrenen Strecke erhält der Mobildienstleister die Verbindungsdaten mit dem Mobilfunknetz.
Beim Laden identifizieren sich die Elektrofahrzeuge gegenüber dem ausgewählten Stromlieferanten für die Abrechnung – beispielsweise über die Telefonrechnung oder die Kreditkarte.
Ein kleiner Datensatz, der die Rettungskräfte über einen Unfall sofort informiert (ab 2015 wohl Pflicht in Neuwagen). Der Datensatz ist bei Autoherstellern und Versicherungen sehr begehrt. Derjenige, der den Datensatz als Erster bekommt, bestimmt das Geschäft mit Reparatur, Werkstätten und Unfallwagen.
Die Vernetzung findet nur zum Teil im Auto selbst statt. Auch der Zugriff per Smartphone oder Smartwatch aus der Ferne gehört dazu. Liegt in in den Funktechnologien auch eine Einfallsmöglichkeit für Hacker?
Wir haben vor Jahren entschieden, dass die Kommunikation mit dem Fahrzeug von außen nur über ein BMW-Backend laufen darf. Wir lassen nicht zu, dass das Smartphone mit dem Auto spricht. Zudem verfolgen wir die neuesten Entwicklungen der Consumer Electronics- und IT-Industrie genau und führen vor der Serieneinführung eines Fahrzeugs auch immer sogennante Pen-Tests durch, um größtmögliche Sicherheit zu gewähren. Denn die hat für uns höchste Priorität.
Im Juli wurde eine Sicherheitslücke bei Ihrem ConnectedDrive-System aufgespürt. Ist das inzwischen behoben? Was war die Ursache?
Diese potenzielle Schwachstelle wurde bereits im Rahmen unserer Neuausrichtungen von Connected Drive geschlossen: durch eine Passwortlänge von mindestens acht Zeichen, durch den frei wählbaren Nutzernamen oder durch hinterlegtes Wissen.