Müssten die Rennwagen nicht schneller sein, um sich den Respekt der Motorsport-Gemeinde zu holen?
Nein, das bringt nichts, aus einem einfachen Grund: Man sieht es doch beim Rennen in Monaco, wie schwierig es ist, eine sichere Rennstrecke für Autos zu bauen, die 300 Stundenkilometer schnell fahren. Außerdem geht das in der Formel E am Thema vorbei. Der Top-Speed von 225 km/h reicht vollkommen aus. Und er stellt sicher, dass das Konzept aufgeht, in den Städten, in den Ballungsräumen, bei den Leuten zu sein, was soll ich da mit 300 km/h?
Bei der Formel E ist auch nicht allein die Geschwindigkeit das A und O, hier kommt es darauf an, wie taktisch der Fahrer mit seiner Energie umgeht. Dazu bietet sie uns die Möglichkeit, die Fans viel stärker einzubinden. Ein Angebot wie Fanboost, bei dem Zuschauer ihren drei Lieblingsfahrern mit einer Internet-Abstimmung für das Rennen Zusatz-PS verschaffen können, kommt sehr gut an. Gerade bei den jüngeren Fans, die es von ihren PC-Spielen längst gewöhnt sind, nicht nur zuzuschauen, sondern ein Stück selber aktiv zu werden.
Manche Beobachter sehen in der Formel E nach dem Einstieg von BMW, Audi, Porsche und Mercedes schon eine potenzielle Konkurrenz für die Formel 1?
Für Automobilhersteller geht es ganz klar in Richtung Elektromobilität, daran gibt es keinen Zweifel. Das hat natürlich Folgen für das Motorsportengagement, hier verschieben sich die Gewichte. Für die Formel 1, die klassische Königsklasse des Motorsports, kann das bedeuten, dass dort künftig wieder mehr Spezialisten unterwegs sind, wie Cosworth, Aston Martin, Alfa Romeo. Das könnte es auch den neuen Besitzern der Formel 1, also Liberty Media, einfacher machen, eine Formel zu finden, durch die die technische Spanne nicht mehr so groß ist und die Teams enger zusammenrücken. Dann gäbe es auch wieder spannendere Rennen und Titelkämpfe bis zum Schluss.
Immerhin ist der Kampf um den WM-Titel in diesem Jahr einigermaßen eng…
Ja, aber hinter den beiden führenden Teams Ferrari und Mercedes klafft bereits eine Lücke, und hinter Red Bull fahren Teams schon mehrere Sekunden hinterher, das sind im Rennsport Welten. Dabei betreiben auch die kleinen Rennställe heute einen Riesenaufwand. Doch selbst wenn sie es schaffen, vielleicht eine Zehntelsekunde schneller zu werden, fahren sie immer noch hinterher. Da ist etwa eine Veranstaltung wie das Deutsche Tourenwagen-Masters DTM inzwischen deutlich spannender.
Teams und Fahrer in der Formel-E-Saison 2017/2018
Land: Deutschland
Fahrer: Lucas di Grassi (BRA), Startnummer 1
Fahrer: Daniel Abt (D), Startnummer 66
Land: USA
Fahrer: -
Fahrer: -
Anmerkung: Ab der Saison 2018/2019 wird Andretti Kooperationspartner von BMW
Land: USA
Fahrer: Jerome d'Ambrosio (BEL), Startnummer 7
Fahrer: Neel Jani (SUI), Startnummer 6
Land: Großbritannien
Fahrer: Sam Bird (GBR), Startnummer 2
Fahrer: Alex Lynn (GBR), Startnummer 20
Land: Indien
Fahrer: Nick Heidfeld (D), Startnummer 23
Fahrer: Felix Rosenqvist (SWE), Startnummer 19
Land: China
Fahrer: -
Fahrer: -
Land: Großbritannien
Fahrer: Nelson Piquet jr. (BRA), Startnummer 3
Fahrer: Mitch Evans (GBR), Startnummer 20
Land: Frankreich
Fahrer: Sebastien Buemi (SUI), Startnummer 9
Fahrer: Nicolas Prost (FRA), Startnummer 8
Land: China
Fahrer: Jean-Eric Vergne (FRA), Startnummer 25
Fahrer: André Lotterer (D), Startnummer -
Land: Monaco
Fahrer: -
Fahrer: -
Dennoch geht Mercedes von Bord und hat als einer von drei Herstellern angekündigt, die DTM im kommenden Jahr zu verlassen – bleibt BMW denn auf jeden Fall der DTM treu?
Die DTM ist als Plattform wirklich toll. Wir haben da in den vergangenen Jahren intensiv investiert, auch Hirnschmalz und Herzblut. Die DTM ist es wert, für diese Plattform weiter zu kämpfen. Wir müssen deshalb das Thema so attraktiv machen, dass mindestens ein weiterer Hersteller hinzukommt. Und da bin ich optimistisch, dass das gelingen wird. Zumal die Zuschauerzahl zuletzt stabil war, im Schnitt eine Million pro Rennen. Das müssen andere Serien erst einmal hinkriegen.
Warum bleibt BMW überhaupt noch im klassischen Motorsport und sattelt nicht komplett um auf Themen wie die Formel E?
BMW hat sich ja bereits 2009 aus der Formel 1 verabschiedet und danach das Geld lieber in neue Entwicklungen investiert wie das Elektro-Thema – wir haben damals schon gesehen: der Weg in die Zukunft ist ein anderer. Der Rückzug aus der Formel 1 war allerdings kein Abschied vom Motorsport schlechthin, sondern die Hinwendung zu mehr Nachhaltigkeit. Für uns gehören deshalb auf absehbare Zeit beide Formate dazu – Rennen mit Verbrennungs- wie mit E-Motoren – und deshalb haben wir gesagt, ein Teil der Gelder bleibt beim seriennahen Motorsport.