Bosch "Man kann im Zuliefergeschäft gutes Geld verdienen"

Seite 4/4

Zeitunglesen bei Tempo 180?

Diese Teile sind beim Auto am teuersten
Ein Auto besteht aus Tausenden von Einzelteilen - jedes hat seinen Preis...
Der Motor ist das teuerste an einem Auto. Er macht rund 15 Prozent des Autopreises aus, wie Stefan Bratzel, Professor für Automobilwirtschaft und Leiter des Center of Automotive der Fachhochschule der Wirtschaft in Bergisch Gladbach gegenüber Welt.de vorrechnet.
Das Getriebe macht bis zu zehn Prozent des Gesamtpreises aus. Quelle: dpa
Auf die Karosserie entfallen ebenfalls 15 Prozent der Kosten. Quelle: dpa
In letzter Zeit steigen die Kosten für das Interieur. Mittlerweile entfällt zehn Prozent des Autopreises auf die Innenausstattung. Quelle: dpa
Bei der Elektronik sind die Kosten weniger eindeutig zu bestimmen: Bei Kleinwagen macht dieser Komplex etwa zehn Prozent des Autopreises aus, während es bei einer Luxuslimousine durchaus bis zu 15 Prozent sein können.     Quelle: dpa

Ihr Lieblingsthema ist das teilautomatisierte Fahren. Ist da schneller mit konkreten Ergebnissen zu rechnen?

Bohr: Wir arbeiten daran und das sehr erfolgreich. In neuen Autos sind schon heute jede Menge Sensoren oder Kameras eingebaut. Sie schalten Licht und Scheibenwischer automatisch ein oder warnen, wenn das Auto durch Unaufmerksamkeit des Fahrers aus der Spur gerät oder beim Parken der Garagenwand oder einem anderen Fahrzeug zu nahe kommt. Solche Assistenzsysteme können aber an ihre Grenzen stoßen, wenn der Fahrer durch zu viele Warnsignale überfordert wird. Darum gehen wir einen Schritt weiter: Wir nutzen die Sensorsignale, um dem Fahrer wirklich zu assistieren, also automatisch zu bremsen, zu beschleunigen oder zu lenken.

Dann kann der Fahrer demnächst bei Tempo 180 Zeitung lesen oder ein Nickerchen machen?

Irgendwann wird das vielleicht kommen, aber das dauert mit Sicherheit noch mehr als zehn Jahre. Teilautomatisiertes Fahren ist aber schon Realität.

Zum Beispiel?

Der Parkassistent ist ein schon verfügbares Beispiel für solche Anwendungen. Hier messen Sensoren die Größe der Parklücke im Vorbeifahren aus und parken das Auto ohne Zutun des Fahrers rückwärts ein. Der Fahrer muss dabei nicht mal mehr am Steuer sitzen, er kann vom Straßenrand aus zuschauen. Bremsassistenten sind ein weiteres Beispiel. Dabei leitet ein kleiner Radarsensor in der Fahrzeugfront den Bremsvorgang ein, wenn ein bestimmter Mindestabstand zum vorausfahrenden Fahrzeug oder zu einem Hindernis unterschritten wird und der Fahrer nicht von sich aus reagiert. Und schon sehr bald wird man Autos kaufen können, die im Stau bei Schrittgeschwindigkeit vollautomatisch fahren und bremsen und dabei auch noch genau die Spur halten.

Visionär und futuristisch klingt anders.

Warten Sie es ab. Uns geht es um den heutigen Kundennutzen. Wir arbeiten an der Vernetzung der Fahrzeuge untereinander und mit ihrer Umgebung via Internet. Dann werden Autos Informationen über ihre Geschwindigkeit, die Betätigung der Bremse oder auch die Warnung vor Glatteis in der nächsten Kurve an nachfolgende Autos weitergeben. Die könnten dann das eigene Tempo automatisch anpassen, was die Fahrsicherheit erhöht. Im nächsten Schritt werden wir die Frontscheibenkamera so weiterentwickeln, dass sie Verkehrszeichen oder Gefahren, wie etwa Fußgänger am Straßenrand selbstständig erkennt und die Elektronik auf dieser Basis die adäquaten Reaktionen von sich aus einleitet.

Und wenn die Kamera sich mal irrt?

Auch dafür gibt es eine Lösung. Um eine möglichst hohe Erkennungswahrscheinlichkeit zu erreichen, geben die Autos alle unterwegs gesammelten Informationen an eine zentrale Datenbank weiter, um sie mit den Daten anderer Autos abzugleichen. Vereinfacht ausgedrückt: Wenn mein Auto das Schild mit der Geschwindigkeitsbegrenzung am Straßenrand nicht richtig erkannt hat, fragt es die Datenbank, die schon Informationen von zehn Vorausfahrern vorliegen hat. Damit wird die Wahrscheinlichkeit der richtigen Erkennung von Verkehrszeichen deutlich erhöht.

Und diese Datenbank würde Bosch betreiben, als neues Geschäftsfeld?

Zusammen mit Partnern wäre das ein spannendes Projekt.

Herr Bohr, eine persönliche Frage zum Abschluss. Sie scheiden Ende Juni nach 30 Berufsjahren aus dem Amt und das hat viele sehr überrascht.

Diese Entscheidung habe ich schon vor Jahren getroffen und der engste Führungskreis wusste darüber Bescheid. Die Gründe sind rein persönlich. Die vergangenen zehn Jahre als Chef der Autosparte waren mit großer Verantwortung, mindestens 70 Stunden Arbeit jede Woche und mehr als 350.000 Flugkilometern im Jahr verbunden. Das war gut so und hat viel Spaß gemacht, aber es gibt eben auch noch andere Dinge im Leben.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%