Die Traditionsmarke Jeep, inzwischen eine anerkannte globale SUV-Marke, war vor 5 Jahren noch im wichtigen US-Markt mit 11,5 Indexpunkten unterwegs, konnte sich unter Kennern der Marke bis heute auf 21 Indexpunkte verbessern. Und 14 Prozent aller Amerikaner können sich dieser Tage vorstellen, ein Fahrzeug der Marke Jeep zu erwerben.
In Frankreich pendelt der Indexwert der Marke unter Kennern weiterhin um die 15 Punkte-Marke, in UK liegen die analoge Werte bei etwa 12 Indexpunkten. In beiden Ländern würden momentan etwa 3,5 Prozent aller Befragten ab 18 Jahren ein Fahrzeug dieser Marke in Betracht ziehen. Im so wichtigen Wachstumsmarkt China steht Jeep derzeit bei rund 23 Indexpunkten, rund 7 Prozent der relevanten Bevölkerung dort können sich aktuell den Kauf eines Fahrzeugs dieser Marke vorstellen, Tendenz steigend.
Ziehen wir ein erstes Fazit: Es ist Marchionne und seinen Konzernmitarbeitern belegbar gelungen, die Gefahr der vor sich hin darbenden Traditionsmarken zu erkennen und diesen Risikopatienten neuen und frischeren Lebensmut einzuhauchen. Der Konzern selbst hat sich seine herausragende Eigenschaft als Überlebenskünstler attestiert. Und mit den erzielten Erfolgen aller Sanierungsmaßnahmen steht nunmehr auch wieder mehr Geld für Investitionen zur Verfügung.
5 Fakten zu Sergio Marchionne
Mit Kompromisslosigkeit und teils unkonventionellen Ideen sanierte Sergio Marchionne den kriselnden Turiner Großkonzern Fiat seit 2004 und richtete ihn neu aus. Er baute die Bürokratie ab und halbierte die Entwicklungszeiten für neue Modelle. Marchionne hat in Toronto studiert, vor seiner Zeit bei Fiat arbeitete der Anwalt und Wirtschaftsprüfer bei Verpackungsfirmen.
2017 hatte Fiat Chrysler den für 2019 geplanten Abschied von Marchionne verkündet. Dass dessen Karriere bei dem Autobauer schneller zu Ende gehen würde, war da noch nicht abzusehen.
Als einer der größten Verdienste des Italo-Kanadiers gilt die Fusion von Fiat und Chrysler im Jahr 2014.
Die prestigeträchtige Marke Ferrari brachte Marchionne erfolgreich an die Börse.
2014 beerbte Sergio Marchionne Luca di Montezemolo als Ferrari-Präsident und war seit 2016 auch fürs Tagesgeschäft hauptverantwortlich.
Als Ferrari-Präsident galt Marchionne in der Formel 1 als harter Verhandlungspartner. Er drohte bereits mit dem Ausstieg von Ferrari, wenn die neuen Regeln, die ab 2021 in Kraft treten, nicht so sein sollten, wie Ferrari sich das vorstellt.
Der 1952 in den Abruzzen geborene Marchionne war für seine markigen Sprüche bekannt. Zu Vorwürfen, auch Fiat habe bei Abgaswerten geschummelt, sagte er mit Blick auf VW etwa: „Wer uns mit dem deutschen Unternehmen vergleicht, hat etwas Illegales geraucht.“
Sein Markenzeichen waren die dunklen Pullover, die er lieber trug als Anzüge. Erst bei der Verkündung des gelungenen Schuldenabbaus trug er eine Krawatte, kaum sichtbar. Das hatte er einst versprochen - für den Fall, dass die Schuldenfreiheit gelingen sollte.
Doch die weiterhin bestehenden Herausforderungen für Fiat Chrysler als Konzern sind gewaltig. Es gibt eben weiterhin auch bedenkliche Entwicklungen: Seit vier Jahren sinkt zum Beispiel das Kaufinteresse der Brasilianer für Modelle der Marke Fiat. Waren es vor 5 Jahren noch rund 35 Prozent der relevanten Bevölkerung, die Kaufinteresse bestätigten, sind es heute nur noch 28 Prozent, Tendenz weiter fallend. Und im eigentlichen Heimatmarkt USA entwickelt sich das Interesse für Fahrzeuge der Marke Chrysler immer noch rückläufig. Inzwischen können sich nur noch 7,2 Prozent aller Amerikaner den Kauf eines Chryslers vorstellen, vor kurzem fiel der Wert gar auf 6,6 Prozent, vor 5 Jahren war es hingegen fast jeder zehnte Amerikaner.
Der sich rasant beschleunigende weltweite Wandel zur vernetzten Elektromobilität wird auf diesen Berg an Herausforderungen noch eine nicht unbedeutende Schippe drauflegen. Als Konzern gilt Fiat Chrysler weiterhin mitnichten als sonderlich innovativ, muss demnach mehr wagen oder tatsächlich den Schulterschluss mit weiteren Autobauern suchen, womit schon Marchionne selbst liebäugelte. Aufhorchende Allianzen mit Techfirmen wie Google lassen in diesem Kontext grüßen. Marchionne wird unter anderem mit der markigen Aussage zitiert: „Bis etwas definitiv saniert ist, kann ich nicht stoppen.“ Jetzt wurde sein Werk allerdings komplett gestoppt, augenscheinlich früher als geplant.
Und so steht der neu berufene Fiat-Chrysler-CEO Mike Manley nunmehr einem Konzern vor, den es einerseits zum Glück noch gibt und nunmehr auch Gewinne erwirtschaftet, der sich andererseits aber in einem immer heftiger umkämpften Zukunftsmarkt behaupten muss. Zielgerichtete Investitionen sind jetzt erforderlich, nicht nur in Testimonials, die Streiks unter Mitarbeitern auslösen. Es geht nun um die Zukunft, um Zukunftstechnologien. Das Vermächtnis Marchionnes war hierzu nur der erste Schritt in die richtige Richtung. Chapeau!