Auto-Ersatzteile: Vorsicht vor gefälschten Teilen aus dem Netz

Egal ob es darum geht, eine Reparatur zu vergünstigen oder das Auto mit Tuningteilen nachzurüsten: Sofern die Werkstatt keine Einwände hat, kann man (Ersatz-)Teile im Internet besorgen. „Ich rate aber dazu – vermutlich genau wie die Werkstatt es auch tun wird –, beim Kauf sehr kritisch und vorsichtig zu sein“, sagt der Kraftfahrzeug-Experte der Sachverständigen-Organisation KÜS, Hans-Georg Marmit. Denn werden mangelhafte Bremsen, Felgen oder Stoßdämpfer montiert, kann das im schlimmsten Fall zu schweren Unfällen führen.

Gut gemachte Fälschungen sind für Laien optisch oft kaum zu erkennen, qualitativ aber meist minderwertig und verfehlen gesetzliche Mindestvorgaben. Felgen können brechen, Bremsbeläge nicht die erwartete Wirkung erzielen. Achten sollten Käufer auf erforderliche Legitimationsnachweise. Doch selbst Verpackungen oder Hologramme werden von den Fälschern manchmal täuschend echt imitiert. Der beste Schutz ist daher eine gesunde Skepsis vor dem Kauf. Liegt beispielsweise der Preis deutlich unter der sonst üblichen Spanne, gilt es, vorsichtig zu sein. Auch unverständliche oder schlecht übersetzte AGB und Artikelbezeichnungen sowie lange Versandzeiten können verdächtig sein.

Bild: dpa

Auch bei der Produktbeschreibung lassen sich Ungereimtheiten ausmachen, wenn man sie mit der des Herstellers vergleicht. Diverse Unternehmen informieren proaktiv online, woran man typische Fakes ihrer Produkte erkennen kann.

Auch einzeln statt im Set angebotene Komponenten sollten Kunden skeptisch stimmen. Der Bremsenhersteller Brembo etwa verkauft seine Bremsen zum Beispiel nur im Kit, also Scheiben und Bremssättel zusammen. Sollten nur Bremssättel angeboten werden, handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht um ein Originalprodukt. Viele Teilehersteller bieten Listen von Vertriebspartnern, bei denen man sich sicher sein kann, dass dort nur Originalprodukte gehandelt werden.

Die Unternehmen gehen selbst aktiv auf die Suche nach Fälschern. Brembo hat dazu schon vor Jahren eine Task Force gegründet. Man kann Original-Ersatzteile anhand von QR-Codes und Hologrammen auf der Verpackung verifizieren. Seinen Nachrüst-Produkten legt der Hersteller seit 2015 eine Fälschungsschutzkarte bei, mit dem dort freigerubbelten Code kann der Käufer sein Produkt verifizieren.

Bild: Brembo

Mit dem bloßen Auge sind die Fälschungen oftmals gar nicht erkennbar: Der linke Bremsbelag ist original, rechts handelt es sich um eine Fälschung.

In der Brancheninitiative „Manufacturers against Product Piracy“ (MAPP) setzen Hersteller wie Bosch, Continental, Mahle, Mann-Filter, Schaeffler oder ZF einen so genannten Data-Matrix-Code ein. Er wird über die Smartphone-App „oneIDentity+“ eingescannt und an die Authentifizierungs-Plattform gesendet. Das Ergebnis kommt umgehend als Textnachricht.

Bild: Aktionskreis gegen Produkt- und Markenpiraterie (APM)

Bei Daimler arbeitet der Bereich Intellectual Property Enforcement global mit Zoll- und Strafverfolgungsbehörden zusammen. 2019 wurden bei Razzien mehr als 1,6 Millionen Fälschungen von Daimler-Produkten beschlagnahmt, darunter häufig Bremsscheiben, Räder oder Windschutzscheiben. Die Markenschützer prüfen weltweit verdächtige Angebote auf Online-Plattformen oder Messen und spüren damit Fälscher auf.

Belastungstests zeigen die Unterschiede, die vorher kaum zu erkennen sind: rechts das Original, links die deutlich abgenutzte Fälschung.

Bild: Daimler

Das Auto mit gefälschten Bremsbelägen (oben) hat einen deutlich längeren Bremsweg, wie Tests von Daimler zeigten.

Bild: Daimler

Auch Felgen werden gefälscht angeboten. Wie bei den Bremsbelägen lassen sich Unterschiede häufig erst nach einem Belastungstest erkennen: links das Mercedes-Original, rechts die Fälschung mit gelb markierten Rissen.

Bild: Daimler

Auf der Messe Automechanika hat der Zoll 2018 1668 Plagiate sichergestellt, unter anderem auch diese nachgemachte Frontschürze.

Bild: Hauptzollamt Darmstadt