Deshalb hat bei den Autobauern ein Umdenken stattgefunden. Es geht nicht mehr darum, das Auto optimal von A nach B zu bekommen, sondern den Kunden seinen Vorstellungen entsprechend ans Ziel zu bringen – sei es der schnellste, komfortabelste oder ressourcenschonendste Weg. Was für den einen vier Stationen mit der Straßenbahn und drei Kilometer auf dem Leihfahrrad sein kann, bedeutet für den anderen das Carsharing-Auto, das ideal um den Stau herum zum Ziel geleitet wird.
Sollte man doch einmal im Stau stecken, kann auch hier das moderne Auto das Leben einfacher gestaltet. Der Stauassistent folgt bis etwa 60 km/h selbstständig der Spur und hält den Abstand zum vorausfahrenden Auto. Das entlastet zwar den Fahrer, richtig entspannen kann er dabei aber noch nicht: Die Wiener Verkehrsrechtskonvention von 1968 schreibt vor, dass der Fahrer jederzeit die Kontrolle über das Auto haben muss. Heißt: Obwohl das Auto selbst steuert, müssen die Hände am Lenkrad bleiben – und das Smartphone in der Hosentasche.
Dennoch glauben die Hersteller an ihre Vision vom autonomen und unfallfreien Fahren. „Wir wissen aufgrund unserer Analysen des Fahrzeugverhaltens, dass 90 Prozent der Unfälle durch das Fahrverhalten der Fahrer verursacht werden“, sagt Ulrich Hackenberg. „Ein solcher Pilot wird nicht müde, basiert auf präzisen Situationseinschätzungen und wird in bestimmten Fällen mehr leisten können als der Fahrer. Diesen Sicherheitsgewinn wird der Gesetzgeber sehen und die Regelungen mit Augenmaß anpassen.“
Mehr Evolution als Revolution
Laut BMW-Entwickler Frickenstein wird das hochautomatisierte Fahren in einigen Jahren kommen – schrittweise. „Das hochautomatisierte Fahren ist kein Urknall, den wir zu erwarten haben“, sagt Frickenstein. „Wir werden irgendwann autonom ins Parkhaus fahren oder in die Privatgarage. Dann werden wir auch bei höheren Geschwindigkeiten auf der Autobahn hochautomatisiert unterwegs sein, bis es sich auf immer mehr Bereiche ausweitet.“
Die Entwicklung ist bereits weit fortgeschritten. „Ich bin vor zwei Jahren mit einem unserer Forschungsfahrzeuge bereits von München zum Flughafen hochautomatisiert gefahren und musste während der ganzen Fahrt keine Hand am Lenkrad haben“, sagt Frickenstein. Mercedes ist mit einer hochautomatisierten S-Klasse von Pforzheim nach Mannheim gefahren. In den USA haben Daimler und Audi jüngst Feldversuche gestartet, da einige Staaten die Regelungen gelockert haben.
Neben den deutschen Herstellern kämpfen auch Autobauer wie Nissan und Tesla um die Vorherrschaft beim autonomen Fahren. Dazu kommt noch der IT-Gigant Google, der ebenfalls seit Jahren an seiner Vision der selbstfahrenden Autos arbeitet.
Schenkt man dem Trendforscher Sven Gabor Jansky Glauben, wird die Konkurrenz den Entwicklungs-Werrbewerb weiter beleben: „Über was wir heute diskutieren, wird nicht 2020 oder 2025 kommen – sondern viel früher.“