„Viele Kunden wollen ihr Smartphone im Fahrzeug wiederfinden, wollen es nutzen“, sagt Audi-Entwickler Hackenberg. Über Systeme wie MirrorLink, Apple CarPlay oder Android Auto von Google ist in einigen Neuwagen genau das möglich. Die Oberfläche des Smartphones wird auf dem Display des Autos angezeigt, die Apps werden mit den Tasten des Autos anstatt dem kleinen Smartphone-Touchschreen bedient. Per Streaming-App kommt die Musik direkt aus dem Internet ins Autoradio, an der Ampel wird kurz ein Tweet abgesetzt.
„Aufgrund von Rechenleistung und Personalisierungsmöglichkeiten ist die Unterstützung einer komfortablen und immer weitreichenderen Smartphone-Integration in allen Klassen für die Fahrzeughersteller alternativlos“, sagt Unternehmensberater Bertsch. „Insbesondere LTE darf als Enabler für die leistungsfähige Verbindung von Fahrzeugen mit den Telekommunikationsnetzwerken betrachtet werden.“
Das Problem für die Autobauer: Warum sollte der Käufer noch viel Geld für ein aufwändiges Navigationssystem ausgeben, wenn er auch ganz einfach die Navi-App seines Smartphones nutzen kann? „Wir reichern diese Funktionen mit fahrzeugrelevanten Diensten an, damit der Kunde besser durch den Stau oder einfach von A nach B kommt. Das bietet einen echten Mehrwert, weil der Kunde schneller und effizienter ans Ziel kommt“, sagt BMW-Entwickler Frickenstein.
Ein weiteres Problem: Laut einer Studie der Unternehmensberatung McKinsey sind mehr als die Hälfte der Autokäufer nicht bereit, für Connectivity-Funktionen einen Aufpreis zu zahlen. Zwar wird der Umsatz mit Connectivity-Funktionen von heute 30 bis 2020 auf mehr als 200 Milliarden Euro steigen, doch für die Autobauer lockt kein zusätzliches Geschäft. „Die Kunden werden 2020 voraussichtlich nicht mehr fürs Autofahren ausgeben als heute“, sagt Detlev Mohr, Leiter der europäischen Automobilberatung von McKinsey. Wenn der Kunde das System verlangt, aber nicht zahlen will, leidet die Gewinnmarge der Hersteller.
Der Kunde will es haben, aber nicht zahlen
Zwar sind laut der McKinsey-Befragung von 2.000 Autofahrern aus Deutschland, Brasilien, China und den USA nur noch 13 Prozent bereit, ein Auto ohne Internetzugang zu kaufen. Doch nur 35 Prozent wollen für Internet-Dienstleistungen im Auto einen Aufpreis bis zu 100 Dollar zahlen. Bei einem Abo-Modell mit monatlichen Gebühren ist die Bereitschaft noch geringer.
Dennoch spricht McKinsey-Experte Mohr der Car Connectivity das Potenzial zu, die Automobilbranche stark zu verändern: „Das Thema wird für die Autohersteller zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor.“ Dam widerspricht Audi-Vorstand Hackenberg, für ihn bleiben Fahrleistungen, Design und Sicherheit weiter wichtig. „Was „Premium“ ist, wird in Zukunft über den Grad der Vernetzung mit definiert“, sagt Hackenberg. „Somit ist die Car Connectivity ein weiterer Aspekt, der an Bedeutung gewinnen wird, aber nicht der einzig entscheidende Kaufgrund.“
Auch wenn vor diesem Hintergrund das Geschäftsmodell „Connected Car“ nicht sehr profitabel erscheint, werden die Autobauer weiter viel Geld für solche Systeme ausgeben. Hinter dem Trend zum allzeit vernetzten Auto steht mehr als für ein paar technikverliebte Kunden das Smartphone in ihren Oberklasse-Wagen zu integrieren. Es geht um die Zukunft der Mobilität.
Für viele junge Menschen ist das Auto nicht mehr das Statussymbol, das es in den Jahren des Wirtschaftswunders einmal war. Gerade in den Großstädten ist das Verhältnis zur Mobilität deutlich pragmatischer geworden. Wozu einen teuren Luxusschlitten kaufen, wenn ich den in der Nähe der Wohnung gar nicht parken kann und die Bahn sowieso schneller ist?