Es ist nicht das erste Mal, dass über eine Fusion von Car2Go und DriveNow spekuliert wird. Doch dieses Mal scheint es ernst zu sein: Wie die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf einen hochrangigen Automanager berichtet, seien die Gespräche zwischen Daimler und BMW bereits auf der Zielgeraden, der Zusammenschluss der beiden Carsharing-Töchter könnte schon im Februar verkündet werden.
Eine Fusion von DriveNow und Car2Go, der beiden Platzhirsche, würde den deutschen Carsharing-Markt massiv beeinflussen. Ein Überblick:
Wie soll die Fusion ablaufen?
Die beiden Autobauer wollen offenbar eine gemeinsame Firma gründen. Daimler soll sein Car2Go-Geschäft einbringen, BMW seine Töchter DriveNow und ParkNow. Die neue Gesellschaft soll laut des zitierten Managers unabhängig agieren. Die bekannten Marken DriveNow und Car2Go sollen laut eines Berichts der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ aber erhalten bleiben.
An dem Gemeinschaftsunternehmen wollen sowohl Daimler als auch BMW als Großaktionäre beteiligt bleiben. Auch der Autovermieter Sixt, dem bislang 50 Prozent der Anteile an dem BMW-Dienst DriveNow hält, soll an der neuen Firma beteiligt sein. Als im vergangenen Jahr über die Fusion spekuliert wurde, hatte sich Sixt noch gegen einen Zusammenschluss gesperrt: „Uns sind angebliche Fusionsgespräche nicht bekannt. Ohne die Zustimmung von Sixt wäre eine solche Fusion nicht möglich.“
Offen ist noch, wie die Abspaltung bei Daimler vonstattengehen könnte. Car2Go ist nicht eigenständig, sondern gehört zur Moovel GmbH, in der Daimler seine Mobilitätsdienste gebündelt hat – unter anderem myTaxi, Ridescout, den Fahrtenvermittler flinc und eine Beteiligung an Flixbus. Wie Car2Go dort herausgelöst, ist noch nicht klar – sowohl Daimler als auch BMW haben sich noch nicht zu dem Bericht geäußert.
Was hat Sixt umgestimmt?
Das ist unklar, denn Sixt war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Möglich ist, dass Sixt inzwischen – wie offenbar BMW und Daimler – für ein Gemeinschaftsunternehmen eine bessere wirtschaftliche Perspektive sieht.
Die wichtigsten Begriffe der neuen Mobilitätsdienste
Ridesharing ist das, was im Deutschen als Mitfahrgelegenheit bezeichnet wird – sprich eine Autofahrt wird geteilt. Die Ridesharing-Dienste richten sich in erster Linie an Fahrer, die freie Plätze in ihrem Auto Mitfahrern anbieten wollen, die in die gleiche Richtung reisen möchten. Dabei geht es meist um einzelne Fahrten.
Carpooling ähnelt dem Ridesharing, geht jedoch von einer gewissen Regelmäßigkeit aus. Ein Beispiel sind Kollegen oder Nachbarn, die sich für den Arbeitsweg zu einer Mitfahrgemeinschaft zusammenschließen. Dabei ist es möglich, dass sich die Fahrer und Mitfahrer abwechseln. Auf alle Fälle fährt am Ende nur ein Auto anstatt drei oder vier.
Beim Carsharing geht es nicht darum, jemanden mitzunehmen, sondern ihm gleich das ganze Auto zu überlassen. Das kann privates Carsharing sein, bei dem das eigene Auto anderen zur Verfügung gestellt wird. Bekannter sind aber professionelle Anbieter wie Flinkster, Car2Go oder DriveNow.
Im Deutschen ein noch recht unbekannter Begriff ist das Ridehailing. Bei der Übersetzung von „to hail“ als rufen oder anhalten wird die Bedeutung aber klar: Jemand ruft ein Fahrzeug herbei, wird abgeholt und zu seinem Ziel gefahren. Bezahlt wird nach Zeit und/oder Strecke. Also das, was Taxen machen – oder vergleichbare Apps wie MyTaxi oder Gett. Auch Uber ist ein Ridehailing-Dienst. Ridehailing ist immer ein professionell angebotener On-demand-Dienst, während Ridesharing vornehmlich privat angeboten wird.
Warum wollen Konkurrenten wie Daimler und BMW zusammenarbeiten?
Dahinter steckt sowohl wirtschaftliches als auch strategisches Kalkül. Es gilt als offenes Geheimnis in der Branche, dass sowohl Car2Go als auch DriveNow keine Gewinne einfahren. Ob die Kosten im laufenden Betrieb das Carsharing-Geschäft unrentabel machen oder kleine Überschüsse direkt in den Ausbau des Angebots investiert werden, wurde offiziell nie kommuniziert. Klar ist: Sowohl für Daimler als auch BMW ist das Carsharing derzeit ein Zuschussgeschäft.
Das liegt auch daran, dass die beiden Angebote in direkter Konkurrenz einem scharfen Preis-Wettbewerb unterliegen. Dazu kommt, dass die Kosten für die Flotten mit der Zeit gestiegen sind: Autoproduzenten wie Daimler oder BMW sehen im Carsharing auch einen Einstieg für potenzielle Kunden, die so Fahrzeuge testeten und sich später für ein eigenes entschieden. So hat etwa Car2Go anfangs nur auf Smart-Modelle gesetzt, inzwischen aber auch Varianten der Mercedes A-Klasse, des CLA und GLA im Angebot – teilweise sogar in der AMG-Version mit mehr als 300 PS. DriveNow hat neben diversen BMW-Modellen auch das Elektroauto i3 oder das Mini Cabrio im Angebot.
Die strategische Komponente: Die Autobauer wollen den Mobilitätsmarkt in Deutschland mit einem attraktiven Angebot besetzen, bevor sich US-Start-ups wie Uber oder Lyft etablieren können. Ob Carsharing, bei dem man noch selbst fahren muss, für die Kunden eine echte Alternative zu Taxi-ähnlichen Mitfahrtdiensten ist, muss sich noch zeigen.