
PSA-Konzernchef Carlos Tavares sieht sein deutsches Übernahmeziel Opel als Sanierungsfall. Falls eine Übernahme der General-Motors-Tochter zustande komme, müsse der Sanierungsplan von Opel selbst kommen: „Es ist an ihnen, ihren Plan aufzustellen“, sagte Tavares. Opel sei in einer vergleichbaren Lage wie PSA vor vier Jahren, als das Traditionsunternehmen rote Zahlen schrieb und umgebaut wurde - damals sprang auch der französische Staat ein.
Im Falle einer Übernahme solle Opel als deutsches Unternehmen erhalten werden. „Das ist in unserem Interesse“, sagte Tavares. Es gebe Kunden, die um französische Marken einen Bogen machten, deshalb sei es für PSA mit den Marken Peugeot und Citroën wichtig, eine deutsche Marke wie Opel zu haben. PSA will mit dem möglichen Zukauf zu einem „europäischen Auto-Champion“ und damit zur Nummer Zwei hinter Volkswagen aufsteigen.
Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) sieht strategische Vorteile in dem geplanten Zusammenschluss: „Opel baut einfach sehr gute Autos. In der Partnerschaft mit PSA wird ein starkes europäisches Unternehmen entstehen“, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Sie wollte in Paris mit dem französischen Wirtschafts- und Finanzminister Michel Sapin über Opel sprechen.
Hintergründe zur PSA Group
Der vom Staat gestützte französische Autobauer PSA Peugeot Citroën hat im vergangenen Jahr weltweit über 3,1 Millionen Fahrzeuge abgesetzt. Der französische VW-Konkurrent mit den Marken „Peugeot“, „Citroën“ und „DS“ sieht sich in Europa schon länger als Branchenzweiter.
Konzernchef Carlos Tavares fuhr in den vergangenen Jahren einen harten Sanierungskurs unter anderem mit Werkschließungen und Jobabbau. Um das vor drei Jahren stark angeschlagene Unternehmen zu retten, schoss unter anderem der französische Staat Geld zu und hielt zuletzt rund 14 Prozent der Anteile.
Auch der staatlich kontrollierte chinesische Hersteller Dongfeng stieg 2014 bei dem Traditionsunternehmen mit 14 Prozent ein. Der Einfluss der Peugeot-Familie sank im Zuge der Sanierung hingegen beträchtlich.
Der Umsatz betrug im vorvergangenen Jahr 54,7 Milliarden Euro; neuere Jahreszahlen liegen nicht vor. Der Konzern beschäftigte 184.000 Mitarbeiter.
Unlängst schaltete die französische Antibetrugsbehörde nach Untersuchungen zu Diesel-Abgasen bei PSA die Justiz ein. Ein entsprechendes Dossier ging an die Staatsanwaltschaft. Es liegt nun an der Justiz, über eventuelle Folgen zu entscheiden. Der Konzern betonte, er habe seine Fahrzeuge niemals mit Betrugs-Software ausgestattet.
Der neue Verbund könnte laut Tavares auf mittlere Sicht eine Kapazität von über fünf Millionen Auto erreichen - die Ertragskraft solle der von PSA „sehr nahe“ kommen. Im vergangenen Jahr verbuchte der französische Autobauer einen satten Gewinnzuwachs. Mit 1,73 Milliarden Euro verdoppelte sich der unter dem Strich verbleibende Gewinn nahezu. Der Umsatz schrumpfte wegen Schwankungen von Wechselkursen um 1,2 Prozent auf 54 Milliarden Euro.
„Der Deal ist nicht abgeschlossen“, sagte Tavares. Er bekräftigte, dass alle bestehenden Abmachungen mit den Opel-Beschäftigten eingehalten werden sollten. „Bei PSA halten wir Vereinbarungen ein.“ Er schloss nicht aus, dass in Zukunft Opel-Autos auch außerhalb Westeuropas verkauft werden könnten. „Das ist eine Möglichkeit.“
Zypries will sich für die deutschen Opel-Standorte mit mehr als 19 000 Beschäftigten einsetzen: „Ich werde meinem französischen Kollegen heute deutlich machen, dass Deutschland hinter seinen Opelanern steht.“ Sapin hatte zuvor gefordert, bei der Übernahme Bedingungen einzuhalten. Dabei gehe es vor allem um die Beschäftigung. Sein Wort hat Gewicht, da der französische Staat mit rund 14 Prozent bei PSA beteiligt ist.
Tavares hatte bereits Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) telefonisch eine Job- und Standortgarantie sowie die Eigenständigkeit von Opel im PSA-Verbund zugesagt. Die Franzosen planen, Opel von General Motors zu übernehmen.
Mit Blick auf den möglichen Einstieg bei Autobauer Proton in Malaysia sagte Tavares: „Wir werden eine Antwort im April haben.“