Carsharing Von der Versuchsküche zum Geschäftsmodell

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BMW testet Premium-Carsharing in den USA

Unabhängig von DriveNow wagt BMW nach fünf Jahren nun den nächsten Versuch: In Seattle loten die Münchner die Chancen eines Premium-Carsharings aus. Noch im März hatte Krüger angedeutet, dass es einen solchen Premium-Service geben könnte – die USA werden jetzt zum Testfeld dafür. Das dortige Programm ReachNow ist eine hundertprozentige BMW-Tochter – Erfolg oder Misserfolg haben also nichts mit DriveNow zu tun.

Die ReachNow-Nutzer haben neben den bekannten Carsharing-Diensten mehrere Optionen:

  • einen Zustellservice, der das Fahrzeug zum Kunden bringt – interessant in Gebieten mit begrenztem Parkplatzangebot oder geringer Auslastung
  • Carsharing in geschlossenen Nutzergruppen, bei dem sich mehrere Kunden einen Fahrzeugpool teilen – interessant für Unternehmen oder exklusive Wohnanlagen
  • einen Chauffeur, der gleich mitgebucht werden kann – interessant für alle Uber-Nutzer und Taxi-Kunden
  • eine Langzeitmiete, die der klassischen Autovermietung gleich kommt – interessant für längere Fahrten oder mehrere Tage. Das war bei DriveNow wegen der maximalen Ausleihdauer von 48 Stunden nicht möglich.
von Sebastian Schaal, Christian Schlesiger

„Wir ergänzen unser Geschäftsmodell um zusätzliche Dienstleistungen, die den Menschen das mobile Leben in großen Städten leichter machen“, sagt BMW-Vorstand Peter Schwarzenbauer. „Seattle ist eine weltoffene und innovationsfreudige Stadt und deshalb der perfekte Ort, um mit diesen neuen Services zu starten.“ Läuft die Testphase erfolgreich, könnte ReachNow auch in andere US-Städte übertragen werden.

Dann könnte BMW im Premium-Carsharing zum Konkurrenten von Audi werden. Der Autobauer hat bereits in einigen Städten unter „Audi on demand“ einen solchen Zustellservice und Flotten für geschlossene Nutzergruppen eingeführt. Das Angebot soll weiter ausgerollt werden.

Elektroautos bedeuten Aufwand

Neue Konzepte und Services werden aber nicht nur in den USA getestet. In Berlin hat DriveNow einen Pilotprojekt gestartet, um das Tanken zu vereinfachen. Anstatt nach dem Tanken mit einer gewöhnlichen Tankkarte an der Kasse zu zahlen, können die Nutzer künftig an 30 Zapfsäulen in der Hauptstadt direkt abrechnen. Das Auto erkennt die Tankstelle, der Fahrer muss nur noch die Nummer der Zapfsäule im Bordcomputer eingeben – den Bezahlvorgang regeln der Carsharing-Anbieter und Tankstellen-Partner Total im Hintergrund.

Effektive tägliche Nutzung eines Carsharing-Fahrzeugs

„Mit der digitalen Tankkarte wollen wir den Tankprozess verkürzen und für unseren Kunden komfortabler und einfacher machen“, sagt DriveNow-Geschäftsführer Nico Gabriel. „Außerdem legen wir schon die Grundlagen für das autonome Fahren: Wenn irgendwann einmal kein Fahrer mehr im Auto ist, kann er auch nicht an der Kasse mit der Tankkarte zahlen – die direkte Abrechnung Auto-Tankstelle kann eine Lösung sein.“

Ein ähnlicher Versuch war es, Elektroautos in die Flotte aufzunehmen. Während die Verbrenner einfach von Kunden oder DriveNow-Mitarbeitern getankt werden können und in Minutenschnelle wieder einsatzbereit sind, stellt der i3 mit seinen stundenlangen Ladezeiten andere Herausforderungen. Der Geschäftsführer räumt ein, dass man häufiger eingreifen müsse, um die Elektroautos bereitzustellen. „Im Bereich Elektromobilität liegt noch ein langer Weg vor uns“, so Gabriel. „Einer muss ja den Anfang machen.“

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