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Chattanooga US-Gewerkschaft versucht Comeback im VW-Werk

Vor einem halben Jahr verlor die US-Gewerkschaft eine Abstimmung um amerikanischen VW-Werk. Jetzt versucht sie es über einen anderen Weg.

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US-Gewerkschafter Gary Casteel in Chattanooga. Quelle: AP

Die US-Autogewerkschaft UAW startet einen neuen Anlauf, um bei VW mehr Einfluss zu bekommen. Ein halbes Jahr nach der herben Niederlage bei einer Belegschaftsabstimmung im Werk in Chattanooga (Tennessee) sieht die UAW nach eigener Auskunft mittlerweile wieder gute Chancen. Schatzmeister Gary Casteel verwies am Freitag auf die vor fünf Wochen gegründete örtliche Gewerkschaftsvertretung bei VW.

Die UAW Local 42 habe mittlerweile fast genug Mitglieder, um vom Konzern als alleiniger Tarifpartner in dem Werk anerkannt zu werden, sagte Casteel. Um dies zu erreichen, muss die Gewerkschaft zeigen, dass sie von der Mehrheit der Arbeiter unterstützt wird. Ein Werkssprecher ließ offen, ob das Management in diesem Fall den United Auto Workers (UAW) die Anerkennung gewähren wird.

Die Gewerkschaft will in dem VW-Werk einen Betriebsrat nach deutschem Vorbild schaffen. Damit würde die unter Mitgliederschwund leidende UAW das Signal setzen, dass sie auch an Standorten ausländischer Hersteller eine wichtige Rolle spielen kann. Daimler hat ein Werk in Alabama, BMW eines in South Carolina.

Konservative Politiker machten gegen die Pläne in Chattanooga Front. Ein republikanischer Senator hatte die Arbeiter davor gewarnt, den Zuschlag für ein neues Modell zu verlieren und damit die Chance auf neue Jobs zu verspielen. Bei einer Abstimmung der Beschäftigten im Februar setzten sich die UAW-Gegner mit knapper Mehrheit durch. Im vergangenen Monat entschied die Konzernführung, dass das Werk den Auftrag für einen neuen großen Geländewagen (SUV) bekommen soll. Dadurch sollen 2000 Arbeitsplätze zusätzlich entstehen.

VW plant Crafter-Werk in Polen
Posen, PolenVolkswagen steht kurz vor dem Bau eines neuen Werkes in Polen für seinen Großtransporter Crafter. Die Konzernzentrale in Wolfsburg favorisiere den Standort im Großraum Posen, erfuhr die Nachrichtenagentur dpa aus Kreisen des Managements im VW-Nutzfahrzeugwerk Hannover-Stöcken, das auch auf den Zuschlag für den Crafter-Bau hoffte. Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ berichtete ebenfalls von entsprechenden Plänen. Bisher lässt VW den Großtransporter bei Daimler bauen, der Crafter gleicht größtenteils dem Mercedes-Sprinter. Die Kooperation läuft 2016 aus. Nach dpa-Informationen könnte die Fabrik in Stöcken künftig Teile der Produktion des VW-Kompaktvans Touran bekommen. VW war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen. Quelle: dpa
Puebla, MexicoVW gilt in Mexiko als Erfolgsgeschichte. Rund zehn Millionen Autos haben die Wolfsburger bislang am Standort Puebla gebaut. Eine ganze Region hängt an dem Riesenwerk. Auf dem Weg zum größten Autokonzern der Welt soll der neue Golf nun den schwierigen US-Markt erobern. „Der Produktionsstart des Golf 7 wird Volkswagen in Nordamerika ordentlich Schub nach vorn geben“, sagt auch VW-Vorstandsvorsitzender Martin Winterkorn bei der Jubiläumsfeier. Bis 2018 will Volkswagen in der Region sieben Milliarden US-Dollar investieren. Ein Großteil davon dürfte nach Mexiko fließen. Quelle: AP
Foshan, China300.000 neue Golf-Modelle sollen in Foshan jährlich vom Band rollen - vorerst. Das neue Volkswagen-Werk in der südchinesischen Provinz Guangdong, nahe der Stadt Foshan soll in einer zweite Phase auf eine Kapazität von 600.000 Fahrzeuge ausgebaut werden. 6500 Beschäftige hat das Werk bisher. VW-China-Vorstand Jochem Heizmann erklärte, VW befinde sich zudem in "intensiven Gesprächen" mit seinem chinesischen Partner FAW. Dabei gehe es um eine Erhöhung des VW-Anteils am Joint-Venture FAW-Volkswagen auf von 40 auf 50 Prozent. Angesichts der Krise auf dem europäischen Automarkt wird für VW das Geschäft in China immer wichtiger. Im vergangenen Jahr produzierten die Wolfsburger mit ihren beiden chinesischen Partnern SAIC und FAW gut 2,6 Millionen Fahrzeuge. Bis 2018 sollen die Kapazitäten früheren Angaben zufolge in China auf vier Millionen Autos pro Jahr ausgebaut werden. Quelle: dpa
Changchun, ChinaModelle: VW Jetta, New bora, Golf, Sagitar, Magotan, Magotan CC, Motoren, Getriebe Das Joint-Venture mit FAW gingen die Wolfsburger 1991 ein. Fast 16.000 Menschen arbeiten in den gemeinsamen Werken. In Ningbo hat Volkswagen mit dem Bau eines neuen Werkes in China begonnen. Es soll 2014 fertig gestellt sein und eine Kapazität von 300.000 Fahrzeugen jährlich haben. Quelle: dpa/dpaweb
Puebla, MexikoModelle: Beetle, Jetta, Golf Variant In Puebla produziert Volkswagen seit 1964. Mehr als 15.000 Menschen arbeiten hier für Volkswagen. Werk Nummer 101 soll übrigens ebenfalls in Mexiko entstehen. Ab 2016 wird Audi hier den Q 5 produzieren. Quelle: dpa
Wolfsburg, DeutschlandModelle: Tiguan, Touran, Golf, Golf Plus Seit 1938 besteht das Werk Wolfsburg. Am Stammsitz des Volkswagen-Konzerns arbeiten fast 50.000 Menschen. Quelle: dpa
Chattanooga, USAIm Mai 2009 war in Chattanooga der offizielle Baubeginn des ersten amerikanischen VW-Werkes. Die Fertigung dort sollte laut Konzernangaben 2011 mit einer jährlichen Gesamtkapazität von bis zu 150.000 Fahrzeugen starten. Dieses Ziel hat der Autobauer erreicht: Mittlerweile ist dort der 250.000. Passat vom Band gelaufen. „Vor zwei Jahren haben unsere Leute gerade mal gelernt, Autos zu bauen“, erklärte Werksleiter Frank Fischer. „Ich bin sehr stolz auf dieses Team.“ Der US-Passat ist eine Erfolgsgeschichte: Die Produktion hatte am 18. April 2011 begonnen. Das auf den amerikanischen Geschmack abgestimmte Modell verkaufte sich auf Anhieb deutlich besser als der aus Europa importierte Vorgänger. Auch dank des Passat haben sich die Verkäufe der Marke VW in den USA von 2009 bis 2012 verdoppelt. Quelle: dpa

Experten zufolge kann ein Betriebsrat nur dann gegründet werden, wenn eine US-Gewerkschaft die Beschäftigten bei Tarifverhandlungen vertritt. Die UAW-Gegner in der VW-Belegschaft warnen nun das Management davor, der Gewerkschaft diesen Status zu geben. Ihrer Ansicht nach würde dies das Ergebnis der Abstimmung konterkarieren. Im Werk sind fast 1500 Arbeiter beschäftigt. 712 hatten im Februar gegen die Schaffung des Betriebsrates votiert und 626 dafür. UAW-Vertreter Casteel wollte nicht preisgeben, wie viele inzwischen Mitglieder von UAW Local 42 sind. Er sagte lediglich, es seien so viele, dass die Gewerkschaft damit im Februar das Votum für sich entschieden hätte.

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