Mit der Verlagerung seiner Motorproduktion nach China hat BMW trotz der vergleichbar schlechten Wachstumszahlen trotzdem grundsätzlich einen Schritt in die richtige Richtung getan. Durch den Standort in Shenyang reduzieren sich die Kosten für die Logistik, vor allem aber sinkt das Währungsrisiko. Die Preise des chinesischen Markts gleichen sich immer stärker an das europäische Level an.
„Durch die Abwertung des Yuans ist es besser, wenn BMW die Autos komplett in China produziert und keine Teile aus Europa beziehen muss“, sagt Siebert. 61 Prozent seiner in China verkauften Wagen produziert BMW mittlerweile vor Ort.
Fahrzeugproduktion und -absatz in China seit 2008
Produktion: 6,74 Millionen Autos und 2,56 Millionen Nutzfahrzeuge
Absatz: 6,76 Millionen Autos und 2,63 Millionen Nutzfahrzeuge
Quelle: Statista.de
Produktion: 10,38 Millionen Autos und 3,41 Millionen Nutzfahrzeuge
Absatz: 10,33 Millionen Autos und 3,31 Millionen Nutzfahrzeuge
Produktion: 13,9 Millionen Autos und 4,37 Millionen Nutzfahrzeuge
Absatz: 13,76 Millionen Autos und 4,3 Millionen Nutzfahrzeuge
Produktion: 14,49 Millionen Autos und 3,93 Millionen Nutzfahrzeuge
Absatz: 14,47 Millionen Autos und 4,03 Millionen Nutzfahrzeuge
Produktion: 15,52 Millionen Autos und 3,75 Millionen Nutzfahrzeuge
Absatz: 15,5 Millionen Autos und 3,81 Millionen Nutzfahrzeuge
Produktion: 18,09 Millionen Autos und 4,03 Millionen Nutzfahrzeuge
Absatz: 17,93 Millionen Autos und 4,06 Millionen Nutzfahrzeuge
Produktion: 19,92 Millionen Autos und 3,8 Millionen Nutzfahrzeuge
Absatz: 19,7 Millionen Autos und 3,79 Millionen Nutzfahrzeuge
Produktion (Januar-März): 5,31 Millionen Autos und 0,89 Millionen Nutzfahrzeuge
Absatz (Januar-März): 5,31 Millionen Autos und 0,85 Millionen Nutzfahrzeuge
In dem neuen Motorenwerk in Shenyang werden Benzinmotoren mit drei und vier Zylindern hergestellt. Diese werden an die zwei Automobilwerke des Joint-Ventures in Shenyang in China geliefert. Die Kapazität liegt derzeit bei 300.000 Motoren pro Jahr. Das neue Motorenwerk enthält auch eine Kurbelwellen-, Kurbelgehäuse- und Zylinderkopffertigung sowie eine Gießerei, wie sie BMW bisher nur im bayrischen Landshut hat. Das Werk gehört ausschließlich zu BMW, der Joint-Venture-Partner Brilliance Automotive hat keinen Zutritt zu den Hallen.
Wie viel die Anlage gekostet hat, will der deutsche Autobauer nicht verraten.
Risiken für die deutschen Autokonzerne
Neben den Standortvorteilen durch das neue Werk hofft das Unternehmen, dass dieses Jahr der Gebrauchtwagenmarkt langsam an Fahrt aufnimmt. Zulassungszahlen sind in vielen Städten wie Shanghai beschränkt. Sobald ein Fahrzeug verkauft wird, kann sich der bisherige Besitzer zwar ein neues Auto kaufen und das bisherige Nummernschild nutzen. Aber niemand will einen Gebrauchtwagen ohne Nummernschild abnehmen. Zudem liegt auf Gebrauchtwagen eine Steuer. Sollte diese abgeschafft werden und der Verkauf auch in andere Städte steigen, könnte das die Haltedauer der Autos in den Großstädten der Ostküste verkürzen und den Verkauf von Neuwagen wieder ankurbeln.
„Wir müssen uns daran gewöhnen, dass die stürmischen Zeiten des Automobilwerks vorbei sind“, sagt Kastner. Was der mögliche Rückgang für die deutschen Autobauer wie Volkswagen und BMW bedeutet, hat ein exklusiver Stresstest für die WirtschaftsWoche gezeigt. Darin wird deutlich: Die hohe Abhängigkeit vom chinesischen Markt ist für einige Autobauer gefährlich, weil sie mittlerweile bis zu 40 Prozent ihrer Fahrzeuge absetzen - das macht sie entsprechend empfindlich für Konjunkturschwankungen in China.
Besonderes Sorgenkind ist dabei Volkswagen: Rund 37 Prozent der Autos verkauft VW in China. Sollte sich der Abwärtstrend der chinesischen Wirtschaft verfestigen, droht dem Unternehmen eine schwere Krise. Verschlechtert sich die wirtschaftliche Lage ein Jahr lang drastisch um bis zu 20 Prozent, könnte das für VW teuer werden: Rund 650.000 Autos weniger würden in China produziert, 750.000 weniger weltweit verkauft. In Deutschland gefährdet das Szenario bis zu 8000 Arbeitsplätze.
Besser sieht es für BMW aus: Das Unternehmen ist in den USA und Europa stärker. Es würde 100.000 Autos weniger weltweit verkaufen und 60.000 weniger in China produzieren. Dennoch wären bis zu 1700 deutsche Arbeitsplätze bedroht.
Die Analyse zeigt: Die stürmischen Zeiten stehen den deutschen Autobauern erst noch bevor.