Corona trifft Autobranche Kauft Toyota bald Mazda?

Auch Japans Autobauer leiden unter der globalen Corona-Pandemie enorm. Doch einige werden besser durch die Krise kommen. Quelle: REUTERS

Die Coronapandemie hat Japans Autoindustrie schwer getroffen. Doch Toyota und Honda können sich auf gigantische Barreserven stützen – und zum Retter kleinerer Wettbewerber avancieren.

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Japans größter Autobauer macht sich selbst Mut und blickte am Montag weit über die Pandemie hinaus: Im nächsten Jahr komme das SUV-Modell „Highlander“ erstmals nach Europa, ein Benziner mit je einem Elektromotor an Vorder- und Hinterachse, kündigte Toyota an. In den USA, Japan und Australien ist das Geländefahrzeug schon seit bald zwei Jahrzehnten ein Bestseller. Damit signalisierte der Hersteller seine Zuversicht, die schwerste Absatzkrise der Branche seit dem Zweiten Weltkrieg zu überstehen. Mit kämpferischem Tenor hatte Konzernchef und Gründerenkel Akio Toyoda schon vor zwei Monaten versprochen: „Wir werden niemals unsere Produktionsaktivitäten stoppen.“

Der mächtigste Manager von Nippon weiß, was für sein Unternehmen und sein Land auf dem Spiel steht: Japans Autoindustrie ist die weltweite Nummer eins, daher gefährdet die Corona-Rezession die Hersteller und ihre Zulieferer besonders stark. 36 Prozent aller weltweit gebauten Autos stammten im 2019 aus japanischen Fabriken, wenn man die Renault-Beteiligungen Nissan und Mitsubishi mitrechnet. Allein in Japan hängen davon 5,5 Millionen Arbeitsplätze ab, das sind über acht Prozent aller Jobs. Viele Lichter drohen nun auszugehen.

Doch Japans Autoindustrie ist zweigeteilt. Unter der Coronapandemie leiden zwar alle Hersteller gleichermaßen. Aber es gibt jene, die in der Vergangenheit gut gewirtschaftet haben und jene, die schon vor dem Absatzeinbruch unter Druck standen. Beobachter rechnen nun mit einer beispiellosen Konsolidierung des japanisches Automarktes – mit Toyota als Gewinner der Krise.

Die sechs größten Unternehmen – Toyota, Nissan, Honda, Suzuki, Mazda und Mitsubishi – fertigten im Vorjahr weltweit 27,2 Millionen Personenwagen, Vans und leichte Nutzfahrzeuge. Davon wurden nur 4,4 Millionen Stück auf dem japanischen Heimatmarkt verkauft. Japans Autoindustrie setzt damit global über zwei Drittel mehr Fahrzeuge ab als die drei deutschen Hersteller VW, BMW und Daimler zusammen, erzielt jedoch einen ähnlich hohen Gesamtumsatz. Darin spiegelt sich die Tatsache wider, dass die Japaner eher margenarme Massenmodelle bauen und die Deutschen eher Premiummodelle.

Der dramatische Absatzrückgang durch den Corona-Nachfrageschock trifft die Massenhersteller daher besonders heftig. Die Marktforscher von „Just Auto“ sagen für das Gesamtjahr 2020 einen globalen Absatzrückgang um 16 Prozent von knapp 90 Millionen auf 75 Millionen Einheiten vorher. Für die japanischen Hersteller entspräche diese Prognose einem Verlust von 4,4 Millionen Einheiten. Zum Vergleich: Bei der Finanzkrise schrumpfte der weltweite Gesamtabsatz nur um knapp zehn Prozent von 66,6 Millionen auf 60,2 Millionen Einheiten, und dies innerhalb von zwei Jahren.

Bei ihren heutigen Ausblicken auf das neue Geschäftsjahr, das am 1. April begann, gaben sich Toyota und Honda ähnlich pessimistisch: Bei Toyota gehe die Verkaufszahl voraussichtlich um 15 Prozent auf 8,9 Millionen Fahrzeuge zurück, teilte das Management mit. Im Finanzkrisenjahr 2008 sank der Absatz nur um zwölf Prozent. Honda verzichtete ganz auf eine Prognose, die Markttrends seien zu „ungewiss“. Aber im ersten Kalenderquartal verlor Honda 48 Millionen Euro, weil die Zahl der verkauften Autos um 28 Prozent absackte – ein übler Vorgeschmack auf das laufende Vierteljahr.

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