Corona trifft Autobranche Kauft Toyota bald Mazda?

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Toyotas Anstrengungen zahlen sich aus

Früher galt: Holt sich Toyota einen Schnupfen, dann geht es Japans Wirtschaft schlecht. Doch Konzernchef Toyoda hatte sich nach der Finanz- sowie der Rückrufkrise geschworen, dass sein Unternehmen nie wieder rote Zahlen schreibt, egal wie groß eine Katastrophe sein mag.

Seitdem hat der Hersteller viele weitere trockene Handtücher ausgewrungen, Sparfabriken mit wenig Maschinen und geringem Platzbedarf gebaut und die Führung auf „sieben Samurai“ verschlankt. Diese Anstrengungen zahlen sich jetzt aus. Die Finanzkrise brockte Toyota einen Jahresverlust von 4,6 Milliarden Euro ein, doch den heftigeren Coronaschock will der Konzern mit einem operativen Gewinn von 4,2 Milliarden Euro überstehen. „Wir hoffen, die Erholung nach dem Coronaschock anzuführen“, sagte Toyoda heute.

Laut Analysten wird sich in Japans Autoindustrie nun die Spreu vom Weizen trennen. „Die Hersteller mit solider Bilanz und Cashflow haben die Chance, Marktanteile zu gewinnen und die Führung bei der nächsten Technologiegeneration zu übernehmen“, meinen Toru Ibayashi und Chisa Kobayashi von UBS Japan. Konkret nannten die Analysten Toyota, Honda und Suzuki und verwiesen auf deren dicke Finanzpolster. So saß Toyota, das schon früher als „Bank mit angeschlossenem Autohaus“ bezeichnet wurde, Ende März auf Bargeldbeständen von 38 Milliarden Euro, inzwischen ist eine frische Kreditlinie über weitere 8,6 Milliarden Euro dazugekommen. Bei Honda lagen 23 Milliarden Euro in der Kasse.

Dagegen muss sich Mazda große Sorgen machen. Der kleine Hersteller aus Hiroshima mit einer Jahresproduktion von nur 1,5 Millionen Einheiten verbrannte schon vor der Pandemie viel Geld. Man hatte sich mit Preiserhöhungen auf seinen Hauptmärkten Japan und Nordamerika verkalkuliert und dafür mit sinkenden Verkaufszahlen bezahlt. In der Vergangenheit konnte Mazda jahrelange Verluste nur dank der damaligen Mutter Ford überstehen. Nun stünde Toyota als Retter bereit: Der Branchenführer kaufte sich vor drei Jahren mit fünf Prozent bei Mazda ein und verabredete eine enge technologische Zusammenarbeit. In den USA bauen die Partner gerade eine gemeinsame Fabrik, die im Herbst nächsten Jahres anlaufen soll. Doch sollte die Corona-Durststrecke länger andauern, wird Mazda womöglich ganz in die Garage der Toyota-Gruppe fahren.

Zappenduster sieht es bei der Renault-Tochter Nissan aus. Bereits zum Ende des abgelaufenen Geschäftsjahres rutschte die Nummer zwei in Japan tief in die roten Zahlen. Bis zu 820 Millionen Euro werde das Jahresminus betragen, warnte Nissan Ende April. Die weltweiten Fabriken können über sieben Millionen Autos fertigen, aber im abgelaufenen Jahr wurden nur 5,5 Millionen Stück verkauft. Daher läuft schon seit dem Spätherbst eine große Sparrunde. 12.500 Jobs sollen bis 2022 wegfallen und die Kapazität um zehn Prozent schrumpfen. Doch Chief Operating Officer Ashwani Gupta will die Kosten noch mehr senken und Nissan in Abstimmung mit Renault regional neu aufstellen. Die voraussichtliche Stoßrichtung des zweiten Restrukturierungsplans, der am 28. Mai kommt: Ein verschärfter Fokus auf die Märkte USA, China und Japan sowie ein Teilrückzug aus Europa. Zumindest ein Werk in Barcelona dürfte verkauft oder geschlossen werden.

Immerhin schimmert Licht am Ende des Tunnels. Nach einem Minus von 40 bis 45 Prozent im April würde der weltweite Autoabsatz bereits im laufenden Monat weniger stark schrumpfen, kommentierten die Analysten der Investmentbank Nomura. Toyota, Mazda und Nissan haben im April in China erstmals seit 2018 wieder mehr Autos als im Vorjahr verkauft. Und Autonation, die größte Autohändlerkette der USA, berichtete, die Konsumenten wollten wieder reisen und würden dabei Autos bevorzugen. Die Nachfrage ziehe seit Ende April wieder an, sagte Autonation-Chairman Mike Jackson. Beide Erholungstrends werden den Japanern helfen – im Schnitt jedes dritte verkaufte Auto in China und den USA stammt aus ihren Fabriken.

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