Daimler AG Zetsche hört auf – so tickt sein Nachfolger

Seite 2/2

Zetsche schickt Källenius auf wichtige Termine

Källenius spricht mit schwedischem Akzent. Bei seinen Zuhörern wirkt das sympathisch. Verheiratet ist er mit einer Schwäbin. Der fast zwei Meter große Schwede nimmt sich viel Zeit für die Familie und frönt gerne seinen beiden Hobbys: Basketball und Motorsport.

Schon länger schickt ihn Zetsche auf wichtige Termine: In Berlin etwa musste er sich Mitte 2017 vor der Abgas-Untersuchungskommission beweisen. Källenius soll seinen Auftritt freundlich und sachlich hoch professionell gemeistert haben, heißt es in Kommissionkreisen. Natürlich habe sich Daimler stets gesetzeskonform verhalten. Dabei geht die Staatsanwaltschaft Stuttgart längst auch gegen Leute von Daimler vor. Sie ermittelt gegen zwei namentlich bekannte Mitarbeiter von Daimler, aber auch gegen unbekannte. Schon im Mai 2017 durchsuchten 23 Staatsanwälte, 230 Kräfte des Landeskriminalamts sowie Polizisten elf Orte in Baden-Württemberg, Berlin, Niedersachsen und Sachsen nach Unterlagen und Datenträgern.

Källenius arbeitet laut „Handelsblatt“ eng mit Compliance-Vorständin Renata Jungo Brüngger zusammen. Sein Ziel ist, dass die Affäre nicht auch noch ihm anhaftet. Als Entwicklungsboss muss er seinen Mitarbeitern vertrauen können. Doch kritische Distanz bleibt ebenso wichtig. Nur wenige Spezialisten wissen, welche Funktionen in den Tausenden Motorsteuerungen und ihren Millionen Programmcodes tatsächlich enthalten sind.

Die wichtigsten Stationen des Ola Källenius
Zuhören, erklären, nie die Ruhe verlieren - so zeigt sich der designierte neue Daimler-Chef Ola Källenius in der Öffentlichkeit. Quelle: dpa
Der 49-jährige Ökonom Källenius hat schon viele Stationen bei dem Premiumautobauer durchlaufen Quelle: dpa
Dass Ola Källenius kein Ingenieur ist, stört Daimler nicht. Er übernahm 2017 das Ressort Forschung und Entwicklung. Quelle: dpa
Källenius sei mit seiner Erfahrung "bestens" für den Vorstandsvorsitz geeignet. Quelle: dpa
Källenius habe sich schon eine gute Position aufgebaut, sagte Christian Ludwig, Autoanalyst vom Bankhaus Lampe. "Ich glaube nicht, dass Källenius nur eine Marionette von Herrn Zetsche sein wird." Quelle: dpa
Der Schwede spricht Deutsch so exzellent wie Englisch. Quelle: dpa

Richtig gefordert ist Källenius bei der Entwicklung der Elektromarke EQ. Anders als BMW mit der i-Reihe haben die Schwaben bislang kaum Expertise bei Elektroautos. Sie wollen aber in den kommenden Jahren die Führung übernehmen. Lange Zeit blieb die Strategie unklar: Die strategische Kooperation mit dem Elektropionier Tesla wurde beendet. Die Dieselverkäufe brechen ein. Mercedes muss nun schnell und erfolgreich Elektroautos einführen, um Strafzahlungen der EU zu entgehen. Die EU fordert ab 2021 einen Flottendurchschnitt von 95 Gramm Kohlendioxid.

Im Interview mit dem Wirtschaftsmagazin „Capital“ hat Källenius verraten, welche Strategie er einschlagen will. „Wir brauchen innovative Verbrennungsmotoren noch viele, viele Jahre“, sagte Källenius im Dezember 2017. Insbesondere der Diesel habe „nach wie vor viele Vorteile gegenüber anderen Antrieben“. Die Planungen für den Anteil reiner Elektroautos an der eigenen Flotte sehen bei Daimler aber eine „Spanne zwischen 15 und 25 Prozent im Jahr 2025“ vor. Hinzu kämen die Plug-in-Hybride. Außerdem würden „alle anderen Verbrennungsmotoren auch elektrifiziert, mindestens mit 48 Volt“. Deshalb könne man eigentlich „von einer flächendeckenden Elektrifizierung in unterschiedlicher Ausprägung sprechen“.

Die Batterie-Lastwagen kommen
Mercedes-Benz Urban eTruck Quelle: Daimler
Der Elektro-Lastwagen von Daimlers US-Marke Freightliner bei der Präsentation und Testfahrt auf dem US-Highway 15 vor drei Jahren. Quelle: dpa
Tesla Semi Truck Quelle: Tesla
Mercedes-Benz eTruck Quelle: Daimler
Bereits im ersten Quartal 2018 bringt die Konkurrenz eine elektrische Lkw-Flotte auf die Straße: Zusammen mit neun österreichischen Logistikern erprobt Lkw-Hersteller MAN den Einsatz von elektrischen Verteiler-Lkw im Alltag. Die Fahrzeuge der TGM-Baureihe haben einen 250 kW-Elektromotor und werden mit einer elektrischen Reichweite von 200 Kilometern ebenfalls in der City-Logistik eingesetzt. MAN hat angekündigt ab Ende 2018 eine Kleinserie von weiteren E-Trucks aufzulegen, eine Großserienfertigung ist für 2021 geplant.
Scania Oberleitung Lkw Quelle: Scania
Siemens Oberleitung Quelle: Siemens-Pressefoto

Ob und wo Källenius Chef wird, hängt auch von einem Projekt ab: dem Konzernumbau. Gemeinsam mit Finanzchef Bodo Uebber will Zetsche den Konzern aufspalten. Unter einer Holding sollen die Geschäftsfelder Financial Services, Mercedes-Benz Cars & Vans sowie Daimler Trucks & Buses mehr Möglichkeiten zur unternehmerischen Entfaltung erhalten. Es sieht danach aus, als könnte die Hauptversammlung 2019 den Plan durchwinken. Zurück blieben zwei Ämter: die Führung der Autosparte Mercedes und die Führung der Holding Daimler. Die Autosparte fiele an Källenius, Holdingchef könnte Finanzer Uebber werden.

Mit Material vom Handelsblatt

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%