Källenius spricht mit schwedischem Akzent. Bei seinen Zuhörern wirkt das sympathisch. Verheiratet ist er mit einer Schwäbin. Der fast zwei Meter große Schwede nimmt sich viel Zeit für die Familie und frönt gerne seinen beiden Hobbys: Basketball und Motorsport.
Schon länger schickt ihn Zetsche auf wichtige Termine: In Berlin etwa musste er sich Mitte 2017 vor der Abgas-Untersuchungskommission beweisen. Källenius soll seinen Auftritt freundlich und sachlich hoch professionell gemeistert haben, heißt es in Kommissionkreisen. Natürlich habe sich Daimler stets gesetzeskonform verhalten. Dabei geht die Staatsanwaltschaft Stuttgart längst auch gegen Leute von Daimler vor. Sie ermittelt gegen zwei namentlich bekannte Mitarbeiter von Daimler, aber auch gegen unbekannte. Schon im Mai 2017 durchsuchten 23 Staatsanwälte, 230 Kräfte des Landeskriminalamts sowie Polizisten elf Orte in Baden-Württemberg, Berlin, Niedersachsen und Sachsen nach Unterlagen und Datenträgern.
Källenius arbeitet laut „Handelsblatt“ eng mit Compliance-Vorständin Renata Jungo Brüngger zusammen. Sein Ziel ist, dass die Affäre nicht auch noch ihm anhaftet. Als Entwicklungsboss muss er seinen Mitarbeitern vertrauen können. Doch kritische Distanz bleibt ebenso wichtig. Nur wenige Spezialisten wissen, welche Funktionen in den Tausenden Motorsteuerungen und ihren Millionen Programmcodes tatsächlich enthalten sind.
Richtig gefordert ist Källenius bei der Entwicklung der Elektromarke EQ. Anders als BMW mit der i-Reihe haben die Schwaben bislang kaum Expertise bei Elektroautos. Sie wollen aber in den kommenden Jahren die Führung übernehmen. Lange Zeit blieb die Strategie unklar: Die strategische Kooperation mit dem Elektropionier Tesla wurde beendet. Die Dieselverkäufe brechen ein. Mercedes muss nun schnell und erfolgreich Elektroautos einführen, um Strafzahlungen der EU zu entgehen. Die EU fordert ab 2021 einen Flottendurchschnitt von 95 Gramm Kohlendioxid.
Im Interview mit dem Wirtschaftsmagazin „Capital“ hat Källenius verraten, welche Strategie er einschlagen will. „Wir brauchen innovative Verbrennungsmotoren noch viele, viele Jahre“, sagte Källenius im Dezember 2017. Insbesondere der Diesel habe „nach wie vor viele Vorteile gegenüber anderen Antrieben“. Die Planungen für den Anteil reiner Elektroautos an der eigenen Flotte sehen bei Daimler aber eine „Spanne zwischen 15 und 25 Prozent im Jahr 2025“ vor. Hinzu kämen die Plug-in-Hybride. Außerdem würden „alle anderen Verbrennungsmotoren auch elektrifiziert, mindestens mit 48 Volt“. Deshalb könne man eigentlich „von einer flächendeckenden Elektrifizierung in unterschiedlicher Ausprägung sprechen“.
Ob und wo Källenius Chef wird, hängt auch von einem Projekt ab: dem Konzernumbau. Gemeinsam mit Finanzchef Bodo Uebber will Zetsche den Konzern aufspalten. Unter einer Holding sollen die Geschäftsfelder Financial Services, Mercedes-Benz Cars & Vans sowie Daimler Trucks & Buses mehr Möglichkeiten zur unternehmerischen Entfaltung erhalten. Es sieht danach aus, als könnte die Hauptversammlung 2019 den Plan durchwinken. Zurück blieben zwei Ämter: die Führung der Autosparte Mercedes und die Führung der Holding Daimler. Die Autosparte fiele an Källenius, Holdingchef könnte Finanzer Uebber werden.
Mit Material vom Handelsblatt