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Daimler Arabische Fata Morgana

Abu Dhabi steigt bei Daimler aus. Was folgenreich für den Autobauer klingt, ist es nicht. Den Großaktionär gab es schon lange nicht mehr.

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Dass sich der Staatsfonds Aabar aus Daimler zurückzieht, kam für die Konzernspitze nicht wirklich überraschend. Quelle: dpa

Die Nachricht klang alarmierend: Der Staatsfonds aus Abu Dhabi, der sich vor drei Jahren mit neun Prozent an Daimler beteiligt hatte, will dem Konzern den Rücken kehren. Damit habe Daimler nur noch einen echten Großaktionär, nämlich Kuwait mit 6,9 Prozent. Bei genauerem Hinsehen entpuppt sich die überstürzte Flucht der enttäuschten Araber jedoch als Fata Morgana. Den Großaktionär Abu Dhabi gab es schon lange nicht mehr.

Von den Verkaufsplänen des Staatsfonds Aabar sei Daimler nichts bekannt, beteuerten Unternehmenssprecher gestern. Aabar halte weiterhin 9,04 Prozent an Daimler. Nun – diese Zahl ist ungefähr so korrekt wie ein Preisschild auf einem arabischen Bazar. Tatsächlich hält Aabar 3,1 Prozent an Daimler. Weitere sechs Prozent hat der Fonds längst an andere Investoren weitergereicht. Man kann sie Abu Dhabi nur deshalb zurechnen, weil die Araber einen Rückgabeanspruch vereinbart haben.

Der Abschied der Araber kam auf Raten und fand, so will es das Aktienrecht, im Lichte der Öffentlichkeit statt. Im November teilte Daimler pflichtgemäß mit, dass der Stimmrechtsanteil von Aabar auf unter fünf Prozent gesunken sei. Im Februar folgte die Mitteilung, dass der direkte Aktienanteil nun bei gut drei Prozent liege. Spätestens seit diesen Pflichtmitteilungen muss der Konzernspitze in Stuttgart klar gewesen sein, dass sich hier jemand aus dem Staub macht.

Ist Abu Dhabi enttäuscht über die Performance von Daimler, wie mancher Beobachter spekuliert? Haben die Araber gar Ihr Vertrauen in das Stuttgarter Investment verloren, weil BMW und Audi etwas besser performen als Daimler? Wohl kaum.

Ihren schrittweisen Ausstieg haben die Araber spätestens Mitte 2011 beschlossen. Da war die schlimme Unternehmenskrise von Daimler gerade mal gut ein Jahr her. Es war schlicht nicht abzusehen, wer 2012 der stärkste deutsche Premium-Autobauer sein würde, dass Audi und BMW die etwas höheren Renditen erreichen würden.

Aabar hat den schönen Kursanstieg von Daimler mitgenommen, hat sich für das schnelle Geld und gegen ein langfristiges Engagement entschieden. Das ist die ganze Story.

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