Daimler, BMW und VW Autokonzerne bauen schnelle Ladestationen für E-Autos

Um den Absatz von E-Fahrzeugen anzukurbeln, tun sich Daimler, BMW, VW und US-Konkurrent Ford zusammen. Nach dem Vorbild von Tesla wollen sie Ladesäulen installieren. Es gibt aber einen wichtigen Unterschied.

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BMW, Daimler, VW und Ford bauen ein Schnellladenetz. Quelle: Daimler

Die großen deutschen Autohersteller und Ford planen den gemeinsamen Bau von Schnellladestationen für E-Autos. Wie die Firmen am Dienstag in einer gemeinsamen Erklärung mitteilten, wollen sie von 2017 an in einem ersten Schritt 400 Schnellladestationen entlang der großen Verkehrsachsen in Europa aufbauen. Bis 2020 sollen es dann schon Tausende Stationen sein. Daimler, BMW, der Volkswagen-Konzern mit seinen Töchtern Audi und Porsche sowie der US-Autobauer Ford unterschrieben eine Absichtserklärung („Memorandum of Understanding“) für ein entsprechendes Gemeinschaftsprojekt.

Das Vorhaben läuft parallel zu den Plänen von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU), 400 Schnellladestationen für Elektrofahrzeuge an Autobahn-Raststätten aufzustellen. Zur Verbesserung der Ladeinfrastruktur stellt der Bund 300 Millionen Euro bis 2020 zur Verfügung – davon zwei Drittel für Schnellladesäulen.

Die Autobauer folgen damit dem Beispiel des E-Auto-Pioniers Tesla, der in Europa entlang von Autobahnen bereits mehr als 700 Ladestationen mit fast 5000 Ladeplätzen betreibt. Den Tesla-Kunden wurde der Strom bislang geschenkt. Das ändert sich aber im kommenden Jahr – zumindest für Neukunden.

Preise für die Ladestationen der deutschen Autohersteller stünden noch nicht fest, weil dies noch mit Energieversorgern festgelegt werde müsse, sagte ein Daimler-Sprecher. Es sei aus jetziger Sicht aber eher nicht geplant, den Strom kostenlos abzugeben.

Weitere Partner sind möglich

Die Stationen der deutschen Autobauer sollen für CCS-Stecker („Combined Charging System“) ausgelegt sein und eine Leistung von 350 Kilowatt unterstützen. E-Auto-Batterien sollen dort binnen weniger Minuten zu 80 Prozent aufgeladen werden können. Zum Vergleich: An einer Steckdose in der eigenen Garage dauert das Laden einer herkömmlichen Elektroauto-Batterie sieben bis acht Stunden.

Die Form der Gesellschaft und die Art, wie die Ladesäulen betrieben werden, seien noch offen, hieß es bei Daimler. Das Joint Venture soll offen für weitere Partner sein. Die Gründungsmitglieder Ford, BMW, Daimler und Volkswagen wollen sich zu gleichen Teilen daran beteiligen. In den vergangenen Monaten war vielfach über ein solches Vorhaben spekuliert worden.

Wie viel Geld die Hersteller in die Hand nehmen, ließen sie vorerst ebenfalls offen. Klar ist, dass mit der Investition in die Infrastruktur der Verkauf von E-Autos angekurbelt werden soll. Denn trotz der vieldiskutierten Prämie, die es seit diesem Jahr für neue Elektroautos gibt, läuft der Verkauf nur schleppend an.

Beim zuständigen Bundesamt Bafa gingen bis Ende Oktober knapp 5800 Anträge für eine 4000-Euro-Prämie für reine „Stromer“, sogenannte Plug-In-Hybride mit kombiniertem Benzin- und Stromantrieb sowie ein einziges Brennstoffzellen-Fahrzeug ein.

Für diese Autos gibt es die Elektro-Kaufprämie
Der kompakte Nissan Leaf profitiert nach der Ankündigung der staatlichen E-Auto-Prämie von einer Aktion Quelle: Presse
Der Kleinwagen Renault Zoe ist der aktuelle E-Auto-Bestseller in Europa.Hierzulande steht der Franzose für mindestens 21.500 Euro in der Preisliste, hinzu kommt eine monatliche Batteriemiete von mindestens 49 Euro. Renault hat angekündigt, zusätzlich zum Herstelleranteil weitere 1.000 Euro vom Preis nachzulassen, der Kunde zahlt also insgesamt 5.000 Euro weniger. Der Elektromotor leistet maximal 65 kW/88 PS. Damit kommt der Renault Zoe in 13,5 Sekunden bis auf Tempo 100, maximal bei 135 km/h. Als Reichweite gibt Renault 210 Kilometer an. Je nach Methode dauert das Aufladen der Akkus zwischen 30 Minuten und 9 Stunden. Quelle: Presse
Der kompakte Nissan Leaf profitiert nach der Ankündigung der staatlichen E-Auto-Prämie von einer Aktion:Der japanische Hersteller hat angekündigt, nicht nur den geforderten Industrieanteil von 50 Prozent zu zahlen, sondern mit dem Preis seiner E-Autos um weitere 1.000 Euro runterzugehen. Der regulär ab 23.365 Euro erhältliche Kompaktwagen wird somit 5.000 Euro günstiger. Hinzu kommt die Batteriemiete von 79 Euro pro Monat. Den 80 kW/109 PS starken Stromer gibt es in zwei Varianten: mit einer 24 kWh oder 30 kWh großen Batterie. Mit dem stärkeren Akku steigt die Reichweite des Kompakten auf 250 Kilometer. Quelle: Presse
Die baugleichen Elektro-Kleinstwagen Citroen C-Zero, Mitsubishi Electric Vehicle (Foto) und Peugeot Ion stellen eine Leistung von 49 kW/67 PS bereit Quelle: Presse
Peugeot IonDer Franzose ist Teil eines Trios, denn er ist baugleich mit den Elektro-Kleinstwagen Citroen C-Zero und Mitsubishi Electric Vehicle. Mit 49 kW bzw. 67 PS beschleunigen alle drei von 0 auf 100 km/h in 15,9 Sekunden und erreichen eine Maximalgeschwindigkeit von 130 km/h. Rund 150 Kilometer reicht der Akku, die Ladezeit liegt zwischen 30 Minuten (80 Prozent) und neun Stunden. Die Preise für den C-Zero und den Ion starten bei 19.390 Euro. Das dritte Modell im Trio, das Mitsubishi Electric Vehicle, kostet ab 23.790 Euro. Quelle: Presse
Die Elektro-Version des Kleinstwagens VW Up kommt inklusive Batterie und kostet 26.900 Euro Quelle: Presse
Smart for two electric drive (bis 2015)Der Smart Fortwo Electric Drive  befindet sich gerade im Wechsel der Modellgenerationen. Die alte mindestens 23.680 Euro (inkl. Akku) teure Generation mit 55 kW/75 PS starkem Elektromotor wird nicht mehr produziert, bei einigen Händler sind aber noch vorkonfigurierte Neufahrzeuge erhältlich. Das auf der aktuellen Generation Smart basierende neue E-Auto kommt Ende des Jahres auf den Markt. Neben dem zweisitzigen Smart Fortwo und seinem Cabrio-Ableger wird erstmals den viersitzige Smart Forfour mit E-Motor geben. Der 65 kW/88 PS starke Antrieb stammt vom Zoe des Kooperationspartners Renault. Quelle: Presse

Der hohe Preis gilt neben dem dünnen Ladenetz bisher als größtes Hemmnis für den Verkauf von Elektroautos. Dabei sind die Hersteller auf eine gute Infrastruktur angewiesen, wenn sie ihre Pläne in den nächsten Jahren umsetzen wollen.

Nachdem BMW mit dem i3 längst vorgelegt hat, soll Audis Elektro-SUV 2018 in Serie gehen. 2019 folgt das erste Modell von Daimlers Strommarke EQ. Porsches „Mission E“ soll bis Ende des Jahrzehnts am Markt sein, Volkswagens Kompaktmodell ID um das Jahr 2020.

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