Daimler-Truck-Vorstand Bernhard „Der vernetzte Lkw kommt schneller als das Connected Car“

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„Connected Truck nicht nur für Europa“


Was meinen Sie damit?
Sie konzentrieren sich immer noch auf die Städte, nicht aber auf die Verbindung zwischen den Städten. Das ist auch für Privatkunden wichtig, eine gute Netzabdeckung zu haben. Natürlich muss niemand einen HD-Film im Auto herunterladen können, aber heute haben sie selbst mit der Übertragung von Real-Time-Traffic-Information auf einigen Streckenabschnitten ein Problem. Eine verlässliche, durchgängige LTE-Abdeckung auf den wichtigsten Transitstrecken in Europa wäre wirklich kein Luxus, wir sind dort einfach hinter der Zeit. Wenn ich einen Wunsch hätte, wäre das eine bessere Netzabdeckung. Ansonsten sehe ich keine echten Blockaden.



Für welche Märkte kommen solche Technologien überhaupt in Frage? In Brasilien etwa steht der Nutzfahrzeug-Markt vor ganz anderen Herausforderungen.
Sie werden überrascht sein, aber die Technologie kommt nicht nur für Europa infrage – auch wir waren von der Nachfrage überrascht. Das ist in Emerging Markets genauso relevant. In Ländern wie Brasilien und auch Indien wird der vernetzte Truck schneller kommen, als wir heute alle denken. Es ist ein Irrglaube, dass es diese Technologie nur in etablierten Märkten geben wird. Die Chancen in den Emerging Markets sind wahrscheinlich sehr viel größer.

Ihre Pkw-Kollegen arbeiten seit Jahren am Connected Car. Kann Mercedes-Benz Cars von Daimler Trucks lernen? Oder umgekehrt?
Wir haben sehr unterschiedliche Aufgaben. Trucks werden gekauft, um Geld zu verdienen. Also werden wir danach beurteilt, wie wir es mit den Daten den Fuhrunternehmern ermöglichen können, mehr oder sicherer Geld zu verdienen. Pkws werden aus allen möglichen Gründen gekauft, in den seltensten Fällen ist es Geld verdienen. Wir lernen bei der Vernetzung voneinander, genauso wie wir es beim autonomen Fahren gemacht haben. Am Ende geht es beim Pkw aber mehr um Komfort, Unterhaltung und Lifestyle, wir reden bei Trucks über den Beladezustand, Frachtdokumente oder Wartungsprotokolle.


Wie relevant ist das Connected Car beim Autokauf?


Ändert die Vernetzung auch Ihr Geschäftsmodell? Sprich: Wann verkauft Daimler seinen Kunden keine Lkw mehr, sondern eine transportierte Tonnage pro Kilometer?
Das ist offen. Wir haben mit Charterway bereits heute einen Unternehmensteil, der keine Fahrzeuge, sondern Tonnenkilometer verkauft. Wie sich dieses Geschäftsmodell künftig ausweitet, ist noch nicht absehbar. Heute wollen die Spediteure die Fahrzeuge größtenteils in ihrem Eigentum haben, um die Grundauslastung mit ihren eigenen Lkws abzudecken. Nur für die Spitzen kommen Mietfahrzeuge zum Einsatz. Wir beobachten den Markt genau und halten uns alle Optionen offen.

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