Daimler vs. BMW In Gedanken vereint

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Unterschiedliche Ansätze, aber dasselbe Ziel

Während sie inhaltlich übereinstimmen, könnte ihr Auftritt kaum unterschiedlicher sein. Zetsche steht in dunklen Jeans auf der Bühne, dunkles Sakko, weißes Hemd mit modernem Haifisch-Kragen und braunen Sneakers – eine Krawatte trägt Zetsche zu solchen Anlässen schon lange nicht mehr. Krüger hingegen kommt im anthrazitfarbenem Anzug, schwarzen Lackschuhen, hellgrauer Krawatte.

Sie haben unterschiedliche Ansätze, aber dasselbe Ziel: Die Nummer 1 in der Premium-Autowelt zu sein. Krüger, der BMW als Marktführer übernommen hat, hat sich von seinem Vorgänger und dem heutigen Aufsichtsratschef Norbert Reithofer deshalb bereits einen Rüffel eingefangen. BMW solle sich gar nicht erst daran gewöhnen, die Nummer 2 zu sein, so der Tenor.

Im zeitverschobenen Verbal-Duell halten sich die beiden Manager mit markanten Sprüchen nicht zurück. Mal aber mit einem Augenzwinkern (Zetsche: „Die Historie zeigt, dass bei einem solchen Umbruch die alten Big Player durch neue Big Player ersetzt werden. Es ist unser Antrieb, diese Statistik zu brechen.“), mal mit klaren Ansagen (Krüger: Wir wollen bis 2021 mit dem iNext die nächsten Stufen des autonomen Fahrens erreichen“).

Den in der Branche viel zitierten Wandel zu einem Mobilitätsdienstleister sieht Krüger zu kurz gegriffen. „Wir müssen uns vom Autobauer nicht zu einem Mobilitätsdienstleister wandeln, sondern zu einem Tech-Unternehmen“, sagt der BMW-Chef. „Wir müssen nicht nur Services anbieten, sondern auch die Technologien dahinter verstehen und beherrschen.“

Konkrete Dienste und Angebote hat Krüger noch nicht im Gepäck. Aber überall in der Branche wird erprobt und evaluiert, welche Services bald angeboten werden müssen oder von Start-ups irgendwo auf der Welt bereits angeboten werden. „Es gibt sicher auch Wege, die keinen zusätzlichen Kundennutzen ergeben“, sagt Zetsche. „Dann müssen wir uns auch nicht sorgen, dass uns auf diesem Pfad jemand etwas wegnimmt.“

Auch wenn sich in der Unternehmensstruktur und im Tagesgeschäft viel ändert und neue Angebote dazukommen, bleibt das Hauptziel für Zetsche gleich. „Das Ziel wird sein, das perfekte Auto zu bauen“, sagt der Daimler-Chef. „Zugleich werden wir bei einigen Funktionen Beta-Versionen auf die Straße schicken, die nicht perfekt sind, bei denen wir stetig lernen und uns verbessern. Beides findet in einem Unternehmen gleichzeitig statt – das ist die große Herausforderung für uns.“

Diese Dualität gilt auch im Verhältnis mit den Kunden – der klassische Händler hat für Zetsche nicht ausgedient, wird aber nur noch einer von vielen Wegen zu einem neuen Auto sein. „Das kann der digitale Autokauf sein, über Mobilitätsplattformen oder andere Pfade. Die heutige Form wird aber weiterbestehen – nur eben nicht exklusiv“, so Zetsche. „Es eröffnet uns ganz neue Möglichkeiten, greift aber unser eigenes Geschäftsmodell an. Dennoch können wir das nicht ignorieren.“

Wie all diese digitalen Dienste zu einem Autobauer passen, wenn es gar nicht mehr um Motoren geht? Da kann sich Zetsche den Seitenhieb auf die Konkurrenten aus Bayern nicht verkneifen: „Wir haben die Motorenwerke ja nicht einmal im Namen.“

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