Detlef Wetzel Das ist der neue IG-Metall-Boss

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Freunde&Gegner, Stärken&Schwächen, Vorbilder

Freunde & Gegner: Nicht nur Anhänger

Wetzel und der scheidende Chef Berthold Huber liegen auf einer Wellenlänge. Im Gewerkschaftsapparat hat der Neue indes nicht nur Anhänger – er genießt Respekt, wird aber nicht geliebt. Seine Organisationsreform (inklusive Stellenabbau in der Zentrale) und die Einführung von Managementmethoden gefielen nicht jedem Funktionär. Wetzels Wahlergebnis zum Vize-Chef 2011 war mit 83 Prozent nur mäßig. Gesamtmetall-Chef Rainer Dulger lobt seinen Kontrahenten Wetzel gegenüber der WirtschaftsWoche als „verlässlichen und guten Gesprächspartner“, konstatiert aber auch ironisch, es sei „beeindruckend, wie er die Zeitarbeit in der Metall- und Elektroindustrie zum Thema gemacht hat, obwohl die größten Probleme objektiv in anderen Branchen lagen“.

Mit Sicherheit keine Freunde Wetzels sind diese Herren: Der Ex-Vorsitzende Jürgen Peters wurde von Wetzel während der dramatischen Führungskrise 2003 öffentlich aufgefordert, seinen Hut zu nehmen. Und ein gefeuerter Chauffeur Wetzels erhob 2010 via „Bild“ den Vorwurf, er habe bis zu 14 Stunden am Tag arbeiten müssen. Die IG Metall dementierte.

Stärken & Schwächen: Kein Dogmatiker

Wenn es um Organisationsinteressen der IG Metall geht, ist Wetzel kompromisslos und beinhart. Deren Macht in den Betrieben will er unbedingt erhöhen, und so ordnet er dem Mitgliederwachstum – seit 2011 gibt es wieder mehr Eintritte als Austritte – alle anderen Ziele unter. Gleichwohl ist er kein Dogmatiker, sondern hat sich durch flexible Tarifabschlüsse und persönliche Integrität den Respekt auch der Arbeitgeber erworben. Wetzel dürfte alles in allem den pragmatischen Kurs von Berthold Huber fortsetzen.

Und persönlich? Wetzel ist eher zurückhaltend und kein Redner, der die Marktplätze der Republik am 1. Mai zum Beben bringt. Aber er besitzt Autorität und Beharrlichkeit. Er gilt als ungeduldig und kann, so berichten Metaller aus NRW, im persönlichen Umgang auch schon mal ungemütlich werden.

Vorbilder: Alter Genosse

Der jüngste Trend im Deutschen Gewerkschaftsbund, dass Chefs von Einzelgewerkschaften kein Parteibuch mehr besitzen (IG Bau, GEW, NGG) kommt mit Wetzel zum Stillstand: Der neue IG-Metall Boss ist seit 1969 in der SPD. Und bei der Frage nach seinem politischen Vorbild muss Wetzel nicht lange überlegen: „Willy Brandt“. Dessen Leitspruch „Mehr Demokratie wagen“ und sein Einsatz für gleiche Bildungschancen machten Wetzel, damals Werkzeugmacher-Lehrling bei Siemag, zum Genossen. Als Wetzel 2012 unter die Buchautoren ging („Mehr Gerechtigkeit wagen“), schickte er seinen Betrachtungen ein Brandt-Zitat voran, dass auch ihn selbst gut charakterisiert: „Alles politische Handeln muss von den Realitäten ausgehen – von den Gegebenheiten, nicht von Wunschvorstellungen.“

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