Deutsche Autobauer in Russland Russlands Automarkt zwischen Auflagen und Extrawürsten

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Daimlers kluger Schachzug in Russland

m vergangenen Jahr hob Russland dafür die Einfuhrzölle für Autoteile an und senkte gleichzeitig die Einfuhrtarife für Neuwagen. Nur wer sich nun zu weiteren Investitionen verpflichtet, etwa zur Lokalisierung der Getriebeproduktion oder zum Aufbau von Entwicklungsabteilungen, kann im Rahmen der SIV auf Erstattung der Zollgebühren und weitere Subventionen und Steuererleichterungen hoffen.

Aus Konzernkreisen heißt es jedoch, dass viele dieser Forderungen überzogen sind. So würde das Industrieministerium VW gerne dazu verpflichten, Getriebe in Kaluga herzustellen. Die Wolfsburger wollen stattdessen aber die bestehende Motorenproduktion erhöhen und verhandeln seit Wochen mit den Moskauer Behörden.

Andere Hersteller wie Ford ziehen stattdessen harte Konsequenz und streichen die Segel. Erst vor wenigen Wochen hatte der Konzern angekündigt, seine Pkw-Produktion in Russland einzustellen.

Daimler wiederum hat die Bedingungen seines SIV geschickt verhandelt – und das auf dem Höhepunkt der Krise. So investierten die Stuttgarter mit 300 Millionen Euro eine vergleichsweise niedrige Summe. Gleichzeitig erklärte Axel Bense, Generaldirektor des neuen Mercedes-Werks, dass eine Lokalisierung von Karosserieteilen oder gar Motoren nicht geplant ist.

Trotzdem gelten die Fahrzeuge als russisches Fabrikat und können so an öffentliche Stellen verkauft werden. Zwar bleiben die konkreten Bedingungen vertraulich, Branchenkenner sind jedoch überzeugt, dass Daimler dank seines SIV die benötigten Teile günstig importieren darf. Auch von einer Mindestkapazität von 300.000 Fahrzeugen ist – anders als bei anderen Herstellern – keine Rede. In der Branche sorgt das für großen Neid. So hatte sich Volkswagen-Russland-Chef Marcus Osegowitsch öffentlich darüber geärgert, dass Daimler bessere Bedingungen als die Konkurrenz bekommt. Volkswagen hatte erst vor wenigen Jahren die Audi-Produktion einstellen müssen. Ein Szenario, vor dem Daimler in Russland in den kommenden Jahren keine Angst haben muss.

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