Die Evolution des B-Rollers Verfolgungsjagden und Prominenz: Der schillernde Vorfahre des E-Rollers

Elektrotretroller sind auf dem Vormarsch. Motorisierte Roller sind aber keine Neuheit, denn bereits 1919 produzierte die Firma Krupp benzinbetriebene Scooter. Das Produkt konnte sich jedoch nicht langfristig durchsetzen.

Vor 100 Jahren kam der erste benzinbetriebene Scooter von der Firma Krupp auf die deutschen Straßen. In den USA waren die Roller schon länger im Einsatz. Bereits 1915 testete die amerikanische Post die B-Scooter von Krupp. Damit wollte sie die Auslieferungszeiten für Pakete verkürzen. Die Leistung des Rollers betrug rund 1.5 PS. Der Motor befand sich links oberhalb des Vorderrades. Die klappbare Lenkstange war Bremse und Kupplung zugleich. Drückte der Fahrer die Lenkstange nach vorne, kuppelte der Motor ein. Beim Drehen des Gasgriffes rollte der Scooter los. Wollte die Person wieder anhalten, so musste sie die Lenkstange nach hinten ziehen. Quelle: Getty Images
Die B-Scooter eigneten sich bestens, um in der Stadt kürzere Strecken zurückzulegen. Lady Norman, englische Sozialistin, erhielt dieses Autoped 1916 von ihrem Mann zum Geburtstag geschenkt. Sie nutzte den Roller regelmäßig, um damit in ihr Büro im Zentrum Londons zu gelangen. Das Modell von Lady Norman ist eines der ersten Beispiele für motorisierte Kickroller. Ein Kickroller besteht aus einem flachen Brett auf zwei Rädern mit einem langen Griff an der Vorderseite. Traditionell musste der Fahrer den Roller zu Fuß antreiben, was ziemlich schweißtreibend sein konnte. Quelle: Getty Images
Die frühen Modelle der Roller erwiesen sich als instabil, unangenehm während der Fahrt und sperrig in der Handhabung. In den Jahren nach 1919 fokussierten sich die Hersteller auf die Verbesserung der Kickroller. Die hochwertigere Ausstattung zeichnete sich durch effizientere Leuchten und Bremsen, ein besseres Getriebe und – neuerdings – Beinschilde aus. Quelle: Getty Images
Die Einsatzmöglichkeiten des motorisierten Rollers waren vielfältig. Berichten von 1919 zufolge dienten sie ebenfalls als Fluchtfahrzeuge von New Yorker Banden. Da die Scooter klein und kompakt waren, rasten die Gangster ohne Probleme jenseits der Polizeiautos durch die engen Gassen der Großstadt. Quelle: Getty Images
Im Gegensatz zum Modell aus dem Jahr 1921 müssen die motorisierten Roller heutzutage strenge Auflagen für eine Verkehrszulassung erfüllen. Damit ein Scooter offiziell auf den Straßen fahren darf, ist eine „Allgemeine Betriebserlaubnis“ notwendig. Für die aufwendige Erlaubnisbeantragung lassen sich die meisten Produzenten jedoch Zeit. Zu den Zulassungsbedingungen zählen unter anderem zwei unabhängig voneinander funktionierende Bremsen, eine „helltönende“ Klingel und eine Höchstgeschwindigkeit von 20 km/h. Quelle: Getty Images
Rund um den Globus erfreuten sich die Leute an den motorisierten Scootern. Der Mann auf dem Bild besaß bereits 1925 in Berlin einen B-Roller und gehörte damit zu einer Minderheit in der Bevölkerung. Quelle: Getty Images
Auch die berühmte Flugpionierin Amelia Earhart Putnam (hinten) war begeistert von den motorisierten Rollern. An ihrem ersten Tag als Fluglehrerin im Jahr 1935 probierte sie die Neuheit mit einer ihrer Schülerinnen aus. Zwei Jahre nach Entstehung dieses Bildes brach Amelia Earhart zu ihrer größten, aber auch letzten Mission auf. Als erste Person wollte sie den Äquator in einem Flugzeug umrunden. Sie kehrte jedoch nie zurück. Bis heute gilt sie als verschollen. Quelle: Getty Images
Motorisierte Kickroller bergen ein erhöhtes Unfallrisiko. Das Gefährdungspotenzial, das von den Scootern ausgeht, ist nicht zu unterschätzen. Bei Anfängern ist die Unfallwahrscheinlichkeit überdurchschnittlich hoch. Eine kürzlich veröffentlichte Studie des US-Gesundheitsministerium hat ergeben, dass bei einem Drittel aller Unfälle mit E-Rollern die involvierten Personen zum ersten Mal damit fuhren.  Um die Anzahl an Verkehrsunfällen auf einem tiefen Niveau zu halten, verteilten amerikanische Verkehrsoffiziere bereits 1937 Scooterfahrern Strafzettel – wie zum Beispiel diesen Damen. Quelle: Getty Images
Obwohl sich die Leute über den fortschrittlichen B-Roller freuten, konnte er sich nicht nachhaltig durchsetzen. Wahrscheinlich spielten dabei das Gewicht von rund 60 Kilogramm und der Preis von 80 Euro eine wichtige Rolle. Zudem waren die Benzinpreise schon für die damaligen Verhältnisse hoch. 1937 kostete ein Liter Benzin etwa 0,39 Reichsmark, was heutzutage umgerechnet 1,44 Euro sind. Ein durchschnittlicher Arbeiter verdiente zu dieser Zeit knapp 320 Euro im Monat. Deshalb konnten sich nur wohlhabendere Leute dieses Vergnügen leisten. Auf dem Bild stößt Schauspieler Robert Cummins seine Schauspielkollegin Eleanore Whitney an. Quelle: Getty Images
Schneller als die Warner Bros Studios erlaubten! Ein Wachmann der amerikanischen Filmgesellschaft stoppte die Schauspieler Humphrey Bogart und Allen Jenkins während einer ihrer Spritzfahrten im Jahr 1938. Das Vergehen: Die beiden Männer waren zu schnell auf ihren Scootern unterwegs. Auf dem Gelände der Warner Bros Studios waren maximal 13 km/h (8 mph) erlaubt. Die abgebildeten Scooter konnten jedoch eine Höchstgeschwindigkeit von bis zu 24 km/h erreichen. Quelle: Getty Images
Zurzeit herrscht große Euphorie über die E-Scooter. Im Gegenzug zu den B-Rollern von 1938 sind die modernen E-Roller für jedermann erschwinglich und als tägliches Fortbewegungsmittel praktisch. Trotzdem ist das Konzept des elektrogetriebenen Kickscooters noch ausbaufähig. Bei den vielen verliehenen Rollern wäre eine Erhöhung der Batterielebensdauer von über drei Monaten wünschenswert. Auch würde eine Helmpflicht dazu beitragen, dass weniger Verkehrsunfälle mit schweren Kopfverletzungen passieren. Die E-Roller-Industrie wird in den nächsten Monaten noch vom anhaltenden Hype profitieren. Sollte dieser danach aber langsam abnehmen, so droht dem umweltfreundlichen Roller möglicherweise das gleiche Schicksal wie seinem Vorgänger von Krupp. Quelle: Getty Images
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