Die wichtigsten Antworten zum VW-Skandal Experte befürchtet dreistellige Milliardenstrafe

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Image-Sorgen der Autobauer

Wie reagiert die Bundesregierung auf die Affäre?

Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) hat eine Untersuchungskommission eingesetzt. Die soll nach seinen Worten untersuchen, „ob die betreffenden Fahrzeuge konform der deutschen und der europäischen Regeln gebaut und auch geprüft worden sind“. Dazu wollen die Experten Gespräche führen und Einblick in Unterlagen erbitten. Dobrindt forderte hat Volkswagen auf, Kunden "vollumfänglich aufzuklären", um dadurch Vertrauen zurückzugewinnen. Er betonte, die Regierung wolle selbst aktiv dafür sorgen, dass derartige Manipulationen in Zukunft nicht wieder vorkämen.

Der Minister erklärte, mit der von ihm eingesetzten Kommission werde nun dezidiert geprüft, ob elf Millionen Dieselautos „den deutschen und europäischen Regeln entsprochen haben, sowohl was ihre Zulassung betrifft als auch ihren weiteren Bau und die Prüfmechanismen“. Die Kommission sei bereits in Wolfsburg und sichte Unterlagen. Bundeskanzlerin Angela Merkel forderte ebenfalls rasche Aufklärung und „volle Transparenz“ und Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel bezeichnete die Abgas-Manipulationen als „völlig inakzeptabel“ bezeichnet. „Der Schaden, den einige Leute für das Unternehmen und die Mitarbeiter verursacht haben, ist riesig“, so Gabriel am Mittwoch auf der IAA in Frankfurt.

Vermintes Gelände – Volkswagen und die USA

Welche Bedeutung haben die USA eigentlich für VW?

Auf dem SUV-verliebten US-Markt hat der VW-Konzern so seine Probleme. Schon lange kämpfen die Wolfsburger mit schwachen Verkaufszahlen. Weil Diesel-Motoren in Amerika ohnehin nicht besonders beliebt sind, versuchte der Konzern, sie als besonders umweltfreundlich anzupreisen. "Clean Diesel" lautete das Versprechen, mit dem Volkswagen seine Fahrzeuge an umweltbewusste Fahrer bringen wollte. Um in dieser Nische eine Chance zu haben, griff der Konzern offenbar auf die besagten Manipulationen zurück.

Was bedeuten die Vorwürfe für die anderen deutschen Autobauer?

Die Manipulationen von VW seien "ein Bärendienst für die ganze deutsche Dieseltechnologie", sagt Auto-Experte Stefan Bratzel von der Fachhochschule der Wirtschaft in Bergisch Gladbach. Hierdurch würde das Image von Dieselautos – in den USA ohnehin nur ein Nischenmarkt – schwer beschädigt. Auch BMW und Daimler seien dadurch indirekt betroffen. "Man versucht seit Jahren, die Dieseltechnologie in den USA zu etablieren – und jetzt das", so Bratzel.

BMW etwa versucht, den Imageschaden aus der Abgas-Affäre von sich fernzuhalten. Der Konzern sei von den Manipulationen in den USA nicht betroffen und nicht von US-Behörden kontaktiert worden, sagte ein BMW-Sprecher. Die US-Umweltschutzbehörde EPA habe Diesel-Modelle von BMW getestet und befunden, dass die Regeln eingehalten worden seien. Ein Daimler-Sprecher beteuert ebenfalls, nicht von den Ermittlungen betroffen zu sein: "Es gibt nach unseren Erkenntnissen keine Untersuchungen zu Mercedes-Benz."

Umweltexperten, wie unter anderem der ehemalige Abteilungsleiter der Umweltbundesbehörde Axel Friedrich, sind sich aber sicher, dass solche Manipulationen nicht alleine bei Volkswagen System haben. Friedrich sagte im Interview mit der WirtschaftsWoche Online: "Ich glaube nicht, dass zurzeit nur VW schwitzt."

Gibt es noch mehr Verbindungen nach Deutschland?

Ja. Der Autozulieferer Bosch hat die Technik zur Abgasnachbehandlung für die vom Abgasskandal betroffenen Volkswagen-Modelle geliefert. "Wir fertigen die Komponenten nach Spezifikation von Volkswagen", erklärte ein Sprecher von Bosch am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters. "Die Verantwortung für Applikation und Integration der Komponenten liegt bei VW", ergänzte er. Laut EPA-Ermittlungen hat der Konzern die Software zur Manipulation der Abgasnachbehandlung selbst programmiert.

Mit Material von dpa und Reuters

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