Dienstwagen Diesel-Fahrverbote treffen Fuhrparks kaum

Euro-4-Diesel Quelle: dpa

Eine Business-Limousine oder Kombi mit Dieselmotor – in den Flotten deutscher Unternehmen ist das Usus. Von den drohenden Fahrverboten sind die Flotten aber kaum betroffen. Dennoch wandert der Diesel aufs Abstellgleis.

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Dieselmotoren sind der bevorzugte Antrieb bei Dienstwagen. Einst wurde das Steuerprivileg für den Diesel erdacht, um kleine Betriebe wie Handwerker zu entlasten. Bei Vielfahrern kommt der günstigere Kraftstoff auch heute noch gut an – entsprechend viele Diesel sind auch über zwei Jahre nach dem Abgasskandal noch in den Fuhrparks zu finden.

Arval ist ein Full-Service-Leasing-Anbieter, der Unternehmen das Fuhrparkmanagement abnimmt. Durch das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts sieht Marcus Schulz, Vorsitzender der Geschäftsführung von Arval Deutschland, keine unmittelbare Bedrohung für den Leasingbestand. „Nur ein geringer Anteil unserer Kunden hat noch Euro-5-Motoren“, sagt Schulz. Bis September 2019 erlauben die Auflagen des Gerichts für Stuttgart keine Fahrverbote für diese Fahrzeuge. „Bis dahin sind die Verträge dieser Fahrzeuge überwiegend regulär beendet.“

Dann landen die aussortierten Dienstwagen als Leasingrückläufer auf dem Gebrauchtwagenmarkt. Dort sieht Schulz bereits erste Auswirkungen. „Es ist zu erwarten, dass die Restwerte mittel- bis langfristig sinken werden“, sagt der Arval-Manager. „Denn wir beobachten, dass der Verkauf gebrauchter Diesel zunehmend beratungsintensiver wird und viele interessierte Ankäufer angesichts der Debatten verunsichert sind.“

Während Gebrauchtwagen-Käufer vorsichtiger werden, ist an anderer Stelle die Diesel-Nachfrage ungebrochen hoch: bei Mietwagen. „Bisher ist der Diesel bei den Mietkunden unverändert beliebt“, sagt ein Sixt-Sprecher. Der Autovermieter ist jedoch nicht von Fahrverboten betroffen: Sixt hält Neufahrzeuge höchstens sechs Monate in der Flotte – damit gibt es heute nur noch Euro-6-Motoren im Angebot. „Durch die kurze Haltedauer kann Sixt zügig und flexibel auf mögliche Veränderungen durch diese Dieseldiskussion reagieren, sei es auf veränderte Kundenwünsche oder Liefermöglichkeiten der Hersteller“, so der Sprecher. Auch ein Restwertrisiko habe Sixt nicht, „da die Flotte nahezu vollständig durch feste Rückkaufvereinbarungen mit Herstellern und Händlern“ abgesichert sei.

Anders sind die Folgen für Leasinganbieter oder Unternehmen, die ihren Fuhrpark selbst managen. „Unsere Kunden beraten wir bereits seit einiger Zeit dahingehend, Diesel-Alternativen mit in ihre Mobilitätspolitik einzubeziehen“, sagt Arval-Chef Schulz. Das sei auch unter dem Aspekt der Betriebs-Vollkosten inzwischen sinnvoll. „Seit dem Start dieser Initiative ist die Nachfrage von Fahrzeugen mit alternativen Antrieben gegenüber Dieseln bei uns übrigens bereits um 15 Prozent gestiegen – Tendenz zunehmend.“

Von erhöhten Umwelt-Prämien hält der Leasing-Experte nichts. „Diesel-Aktionen der Hersteller sind oftmals absatzorientiert und festigen den Status Quo, statt zum Beispiel in die Zukunft der Elektromobilität zu investieren“, sagt Schulz. „Zudem stoßen auch viele Euro-6-Fahrzeuge im Realbetrieb mehr Schadstoffe als im Labor aus – diese Maßnahme wird den Städten also kaum helfen, denn die Menschen in Stuttgart leben an den belasteten Straßen und eben nicht im Labor.“

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