Telematik im Fuhrpark Der Spion im Dienstwagen

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Die digitale Petze fährt mit


Theoretisch können neben Wartungszeitpunkt und Verbrauch aber auch Verkehrsverstöße und Fahrverhalten mithilfe des Telematik-Systems überwacht und gemeldet werden. Auch eine Art Schadenmanagement könnte vollständig digitalisiert erfolgen. In diesem Fall erkennt die Telematik-Box etwa auch Rempler und kann eine automatische Meldung machen. Bei solchen Systemen zur Fahrstilaufzeichnung scheint es aber teilweise ein Akzeptanzproblem zu geben, stellten die Dataforce-Analysten in ihren jüngsten Auswertungen fest: „Entgegen dem allgemeinen Trend zur intensiveren Nutzung ruderten mittlere Flotten bei der Nutzung zurück“, sagt Spahn.

Werden noch mehr derartiger Daten aus der Telematik-Box im Dienstwagen ins Reporting-Tool integriert und ausgewertet, ermöglicht das unter Umständen sogar ein sehr weitreichendes digitales Warn-System – etwa vor Missbrauch im Fuhrpark: die sogenannten Alert-Systeme. Sie sind für ARI-FLEET-Telematik-Experte Schick ein echter Gewinn für das Fuhrpark¬management: „Wenn beispielsweise im letzten Monat fünf Fahrer viel mehr getankt haben als sie hätten verbrauchen können, dann bekommt der Fuhrparkmanager einen Hinweis.“ Der Fuhrparkmanager bekommt quasi einen Spion im Dienstwagen – in seinem Auftrag.

Geofencing – wo ist der Dienstwagen?

Das heißt, mehr Kontrolle für den Fuhrparkleiter – genau dafür interessieren sich die Organisatoren der deutschen Fuhrparks. Laut der Dataforce-Analyse sind Fuhrparkmanagern, die bereits über entsprechende Telematik-Lösungen verfügen, vor allem weitreichende Systeme zur GPS-Ortung wichtig. Geofencing ist hier das entscheidende Stichwort. Dank GPS-Geräten und vielfältiger Funktechnik ist die Ortung der Firmenwagen für Fuhrparkmanager mittlerweile kein Problem mehr. So können beispielsweise Dienstwagen auf diese Weise gefunden und Poolfahrzeuge abends überprüft werden, ob sie auf dem Parkplatz stehen, wie sie sollten. War der Mitarbeiter unerlaubt mit dem Auto im Ausland? Dies lässt sich mithilfe eines vernetzten GPS-Systems auch ohne Blitzer-Knöllchen aus den Niederlanden oder Österreich feststellen.

Was sind die größten Herausforderungen für einen Flottenmanager?

Abgesehen von der Kontrolle hat Geofencing für Fuhrparkmanager aber noch einen rein organisatorischen Vorteil, der den buchhalterischen Aufwand verringert: Mithilfe des Geofencings kann eine automatische Meldung gemacht werden, wenn der Dienstwagen beim Kunden eintrifft und den Kunden auch wieder verlässt. „Somit könnte automatisch die Besuchszeit eingetragen und abgerechnet werden – ohne dass der Mitarbeiter einen Finger rühren muss“, erläutert Ludewig vom Mercedes-Benz Connectivity Services. Dadurch könnte das Geofencing sogar das elektronische Fahrtenbuch ein Stück weit automatisieren.

Fuhrparkmanager müssen beim Einsatz der digitalisierten Telematik-Lösungen allerdings genau abwägen – denn die Kontrolle, Transparenz und Effizienz durch die Datenverwertung hat ihren Preis – nicht nur finanziell. Durch den Spion im Dienstwagen in Form der Telematik-Box, droht der gläserne Dienstwagenfahrer. „Im Zuge der zunehmenden Digitalisierung haben wir es mit Daten zu tun, von denen Fahrzeugnutzer und Fuhrparkmanager häufig gar nichts wissen“, warnt Rechtsanwalt Lutz D. Fischer. „Das sind ganz neue Herausforderungen für den Datenschutz im Fuhrparkmanagement.“

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