Alternative Antriebe in Firmenflotten Zu klein, zu teuer, zu wenig Reichweite

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Tankstellen machen Gas-Autos das Leben schwer


Die höhere steuerliche Belastung für den Mitarbeiter macht sich auch bei Erdgas-Fahrzeugen bemerkbar, die im Vergleich zu Benzinern und Diesel-Autos in der Regel auch etwas teurer sind. Ein Abzug, wie beispielsweise für die Batteriekosten bei E-Autos, kann dabei allerdings nicht geltend gemacht werden. Zumal die Reichweite auch hier meist unter der von Prinzing geforderten 500-Kilometer-Grenze liegt, wie beispielsweise beim Audi A3 G-Tron, dessen Reichweite im Gas-Betrieb mit etwa 300 Kilometern angegeben wird – bei einem Preisaufschlag von mehr als 2000 Euro im Vergleich zum Benziner.

Trotz der Vorteile im Hinblick auf Verbrauch und Schadstoffausstoß sieht Michael Schreckenberg, Professor für Physik von Transport und Verkehr an der Universität Duisburg-Essen, eine weitere Schwierigkeit für die größere Verbreitung von Erdgasfahrzeugen: „Es gibt zu wenig Tankstellen.“ Öffentlich nutzbar sind derzeit 875 Stück. Zum Vergleich: Diesel und Benzin können Autofahrer an fast 15.000 deutschen Tankstellen nachfüllen. „Ein wichtiges Kriterium für den Antrieb der Zukunft ist eine akzeptable Tankprozedur in Bezug auf Sicherheit und Dauer“, so Schreckenberg.

An diesem Problem kranken auch Wasserstofffahrzeuge. Nicht einmal 30 öffentliche Wasserstofftankstellen gibt es in Deutschland. Für Marc-Oliver Prinzing vom Bundesverband Fuhrparkmanagement ist die Brennstoffzelle so zwar eine „super Sache“ – allerdings mit „vielen Fragezeichen“ dahinter. Denn der Bau einer einzigen H-Tankstelle koste derzeit rund eine Million Euro. Zwar hat das Bundesverkehrsministerium 2012 eine Förderung in Höhe von 20 Millionen Euro zugesichert, um das Netz bis 2015 auf 50 Tankstellen zu erweitern. Doch das Ziel wurde bisher nicht erreicht.

Was A6-Fahrer von BMW-Fahrern unterscheidet
Mercedes-Benz C-Klasse Quelle: Daimler
Audi A4 Quelle: Audi
BMW 3er Quelle: BMW
BMW 5er Quelle: BMW
Audi A6 Quelle: Audi
Mercedes-Benz E-Klasse Quelle: Daimler
VW Golf Quelle: Volkswagen

„Ich denke nicht, dass sich die Infrastruktur dafür in naher Zukunft verbessert“, befürchtet Prinzing. Das sieht auch Professor Schreckenberg so: „Die Wasserstofftechnik ist erprobt und sicher. Aber Produktion und Transport sind sehr teuer und die Infrastruktur ist auf absehbare Zeit nicht verfügbar.“

Optimismus bei E-Autos und Gasantrieb

Das größte Potenzial sieht der Flottenmanagement-Berater deshalb bei Elektroautos und Erdgas-Fahrzeugen. „Vor allem bei der E-Mobilität kommt es darauf an, wie sich die Batterietechnologie entwickelt.“ Zu beachten sei allerdings, dass E-Autos oft eine gesonderte Einweisung benötigten. „Auch Fragen der Privatnutzung des Dienstwagens spielen eine Rolle.“ Viele Firmen fragten sich beispielsweise, wie es abgerechnet wird, wenn der Arbeitnehmer sein Firmenauto an der heimischen Steckdose tankt. „Muss ich dann einen Stromzähler bei meinem Angestellten zu Hause anbringen?“

Verbreitung von Dienstwagen unter Führungskräften

Zumindest in Sachen Reichweite macht Daimler-Entwickler Weiss Hoffnung: „Der große Sprung wird 2025 kommen, mit der Post-Lithium-Ionen-Batterie können wir die Leistung der Batterie verdoppeln – oder die Batteriegröße bei gleicher Reichweite halbieren.“ Das Ziel seien 500 Kilometer Reichweite – wie von vielen Flottenmanagern gefordert.

Bis dahin rät Prinzing seinen Verbandsmitgliedern, sich regelmäßig umzuschauen. „Was vor einem halben Jahr nicht funktioniert hat, klappt heute einwandfrei.“ Die Mehrheit der Flottenmanager bringt seiner Ansicht nach auch das notwendige Interesse an Antriebsinnovationen mit. Deshalb ist er überzeugt: „Wir werden zukünftig immer mehr unterschiedliche Antriebe in Firmenflotten sehen.“ Die Entscheider müssten sich jedoch immer fragen: „Wo macht was Sinn?“

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