Dienstwagen Geld sparen mit der richtigen Technik

Das Full-Service-Leasing deckt in den meisten Firmenflotten den Großteil der Kosten ab. Ein Faktor bleibt: die Kraftstoffkosten. Aber diese lassen sich mit einfachen Mitteln senken.

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Sprit sparen im Fuhrpark. Welche Mittel helfen die Fahrtkosten zu senken. Quelle: Getty Images

Es ist eine einfache Frage, die derzeit viele Flottenmanager und Dienstwagenfahrer beschäftigt: Was ist der Firmenwagen in Zeiten zunehmender Diesel-Fahrverbote noch wert? Oder auch: Habe ich noch das richtige Auto?

Der Abgasskandal bei Volkswagen und die daraus neu entflammte Debatte über Fahrverbote und Feinstaub- oder Stickoxidwerte mögen nach jetzigem Stand zwar noch keinen Einfluss auf moderne Euro-6-Firmenwagen haben, dennoch hat Dieselgate zu neuen Gedanken angeregt. Standen früher bei Firmenflotten vor allem die Kosten im Vordergrund, bekommt inzwischen ein weiterer Faktor zunehmend mehr Bedeutung: Nachhaltigkeit.

„Während früher die Meinung verbreitet war, dass Umweltschutz nur zu Lasten der Rendite möglich ist, setzt sich immer mehr die Erkenntnis durch, dass Ressourcenschutz und nachhaltiges Handeln nicht nur dem Image gut tut, sondern sogar finanzielle Vorteile bringt“, schreibt auch Axel Schäfer, Geschäftsführer des Bundesverbandes Fuhrparkmanagement, in einem Gastbeitrag für das Fachmagazin „Flottenmanagement“.

Wer hat das beste Dienstwagen-Angebot?
Mercedes-Benz C-Klasse T-Modell Quelle: Daimler
Volvo V60 Quelle: Volvo
BMW 3er Touring Quelle: BMW
Toyota Avensis Kombi Quelle: Toyota
Citröen C5 Tourer Quelle: Citroën
VW Passat Variant Quelle: Volkswagen
Audi A4 Avant Quelle: Audi

Die finanziellen Vorteile sind schnell umrissen: Sparsamere Autos sind aufgrund des CO2-Faktors günstiger bei der Kfz-Steuer, es fallen keine Zusatzkosten an (etwa Taxi-Rechnungen, weil der Euro-5-Diesel nicht mehr in die Großstadt darf) und nicht zuletzt sinken die Spritkosten. Selbst bei einem halben Liter Minderverbrauch summieren sich die gesparten Kraftstoffkosten in dem Fuhrpark schnell auf mehrere tausend Euro. Es lohnt sich also, auf den Verbrauch zu achten.

Im Fuhrpark gibt es dabei drei Ansätze – das Auto, der Fahrer und die Kontrolle.

Wie man beim Auto sparen kann, erscheint recht simpel: Man schafft ein sparsameres Modell an. Doch das ist zu einfach gedacht, wenn die Entscheidung nur mit Blick auf den Normverbrauch fällt. Das Modell sollte sorgfältig gewählt werden, denn ein Fehler bei der Fahrzeuganschaffung kann sich mehrere Jahre lang negativ auswirken – oft die Leasingdauer von 24 oder 36 Monaten, kauft das Unternehmen das Auto sogar noch länger.

Vor der Anschaffung eines neuen Fahrzeugs sollte genau geprüft werden, für welchen Zweck und wo es eingesetzt wird. „Das beeinflusst die Größe, die Wahl des Antriebs oder die benötigte Leistung“, so Schäfer. „Generell gilt: Ein Fahrzeug sollte nur so groß wie nötig, aber so klein wie möglich sein.“ Dasselbe gelte auch für den Motor. Ein Tipp des Experten: „Dabei sollte als Entscheidungsgrundlage nicht der seltene Extremfall ausschlaggebend sein, sondern der Normalfall.“

Sprich: Ist der Dienstwagenfahrer vor allem in der Stadt unterwegs, hat er ganz andere Anforderungen als etwa ein Außendienstler. Ein großer Kombi oder SUV ist hier nicht unbedingt die beste Lösung. Ein kleineres Auto passt hier für den Einsatz besser – aufgrund des vielen Stop & Go-Verkehrs kann sich sogar ein Hybridmodell lohnen. Gerade einige Taxiunternehmen haben bereits erfolgreich Hybrid- oder Elektroautos im Einsatz. Für Langstreckenfahrten sind sie aber weniger geeignet.

Das Rückgrat der meisten Firmenflotten bilden Mittelklasse-Kombis mit einem ungefähr 150 PS starken Dieselmotor. Gerade für Außendienstmitarbeiter, die lange Strecken auf der Autobahn unterwegs sind und unter Umständen noch Material transportieren, sind solche Autos die erste Wahl – auch wenn es vom selben Modell oft eine etwas schwächere, aber in der Anschaffung günstigere Variante gibt. „Um im für den Verbrauch optimalen unteren oder mittleren Drehzahlbereich zu bleiben, darf in diesem Beispiel der Wagen nicht zu schwach motorisiert sein“, schreibt Schäfer. „Das Basismodell, das vom Papier her zwar den niedrigsten Verbrauch hat, würde dagegen die ganze Zeit sehr hochtourig gefahren werden, mit entsprechendem Mehrverbrauch.“

Die größten Tankkarten-Anbieter

Welchen Einfluss das Fahrverhalten auf den Verbrauch hat, zeigt auch die Diskussion um den neuen Normverbrauch: Alleine mit dem Wechsel des veralteten NEFZ-Verfahrens auf den realitätsnäheren WLTP-Zyklus wird der Normverbrauch nach Schätzungen des Instituts Transport & Environment um zehn bis 20 Prozent steigen – mit demselben Auto.

Den tatsächlichen Verbrauch muss aber auch der neue Normtest nicht unbedingt widerspiegeln – es kommt vor allem auf den jeweiligen Einsatz und das Fahrverhalten an. Und das kann vor allem der Fahrer beeinflussen.

Mit diesen Tipps sparen Sie Spritkosten

Ein Beispiel: Die vornehmlich schwarz oder silbern lackierten Mittelklasse-Kombis, die auf der linken Spur der Autobahn drängeln, kennt jeder. Auf den Leasing-Dienstwagen nehmen viele Fahrer wenig Rücksicht, auch der Sprit wird einfach per Tankkarte über das Unternehmen abgerechnet. Der Normverbrauch, der bei modernen Dienstwagen-Dieseln oft im Bereich von vier Litern liegt, wird da um ein Vielfaches überschritten – das gilt auch für den derzeit gescholtenen Stickoxid-Ausstoß. Wozu sollte man da sparsam fahren, wenn der Anreiz fehlt?

Dabei geht es oft einfacher als man denkt, wie die folgende Zehn-Punkte-Liste des Auto Club Europa zeigt:

Zehn Tipps zum Sprit sparen

Einige Firmen schicken ihre Dienstwagenfahrer oder Außendienstler zwar zu Fahrsicherheits- oder Spirtspar-Trainings. Doch ohne ein entsprechendes Monitoring von Fahrverhalten und Spritverbrauch oder ein Bonus-System verpuffen solche Trainings schnell wieder. Eine grüne und nachhaltige Flotte ist nicht mit der Entscheidung für einen sparsameren Motor etabliert – es fängt in den Köpfen an.

Die Wege, wie der Fuhrparkleiter den Spritverbrauch überwachen kann, sind vielfältig. Viele Tankkartenanbieter stellen ihren Kunden auch entsprechende Portale an, über die Ort, Zeit, Betrag und Kraftstoffmenge erfasst und ausgewertet werden können. Auch ein Finanzamt-konformes Fahrtenbuch ist mit solcher Software möglich. Um weitere Rückschlüsse auf Verbrauch, Fahrverhalten und weiteren Verschleiß zu ziehen, fehlt aber vor allem eines: die Daten aus dem Auto selbst.

Da kommen die entsprechenden Portale der Autobauer ins Spiel. Die meisten der großen Hersteller bieten ihren Groß- und Firmenkunden inzwischen auch Online-Tools an, mit denen sie nicht nur die Verwaltung des Fuhrparks erledigen, sondern auch jedes einzelne Auto in Echtzeit kontrollieren können. Spritverbrauch und CO2-Ausstoß landen so direkt in der Datenbank, auch das Fahrtenbuch kann auf diese Weise automatisch gepflegt werden.

BMW ködert mit mehr Ausstattung
BMW 3er Modellpflege Quelle: BMW
BMW 3er Modellpflege Quelle: BMW
BMW 3er Modellpflege Quelle: BMW
BMW 3er Modellpflege Quelle: BMW
BMW 3er Modellpflege Quelle: BMW
BMW 3er Modellpflege Quelle: BMW
BMW 3er Modellpflege Quelle: BMW

Ein Beispiel: Ist etwa der Reifendruck zu niedrig (der ADAC rechnet bei einem Minderdruck von 0,2 bar mit einem unnötigen Mehrverbrauch von einem Prozent) leuchtet nicht nur ein Kontrolllämpchen im Cockpit auf, sondern auch beim Fuhrparkmanager. Ignoriert der Fahrer die Warnung, kann der Fuhrparkmanager eingreifen – und so nicht nur den Mehrverbrauch verhindern, sondern auch den erhöhten Reifenverschleiß.

Auch ältere Autos können „smart“ werden

In der Regel sind die Tools herstellerübergreifend ausgelegt, damit etwa auch mit der Daimler-Software die VW-Modelle im Fuhrpark gemanagt werden können. Doch sie sind darauf angewiesen, dass der Wagen auch die benötigten Daten drahtlos liefern kann – und das ist nur bei neueren Autos mit eingebauter Sim-Karte der Fall.

Aber auch ältere Fahrzeuge im Bestand können recht einfach zu einem modernen Smart Car aufgerüstet werden – mit einem Smartphone und einem simplen Steckmodul. Denn selbst wenn das Auto über den Bordcomputer nur rudimentäre Daten wie den Durchschnitts- oder Momentanverbrauch im Bordcomputer anzeigt, fallen in den Steuergeräten deutlich mehr Daten an. Nur muss man sie auslesen können.

Kostenunterschiede verschiedener Kraftstoffarten

Hier kommen die sogenannten Dongles ins Spiel. Die kleinen Geräte werden an die OBD-Schnittstelle angebunden. Diese „Onboard Diagnose“ hat Zugriff auf das Hirn des Autos – hier werden etwa auch in der Werkstatt die Diagnosecomputer angeschlossen, um den Fehlerspeicher des Autos auszulesen. Die kleinen Dongles schicken Daten per Bluetooth an das Smartphone, zum Beispiel Gas- und Bremspedalstellung, Geschwindigkeit, Lenkverhalten und die Motordrehzahl. Aus solchen Daten kann die Software dann zum Spritspar-Trainer werden – oder Lernfortschritt und Einsparpotenzial überwachen.

Die Dongles lassen sich schon für wenig Geld im Internet erstehen und mit teilweise kostenpflichtigen Apps kombinieren. Die bekanntesten Apps sind „Torque Pro“, „Scan Master“ oder „DashCommand“. Einige Unternehmen bieten auch Komplettpakete aus Hard- und Software an, darunter TomTom mit dem „Curfer“, die Bosch-Tochter Mobility Media mit „Drivelog Connect“ oder das Start-up Pace.

Ein weiterer Vorteil für den Fuhrpark-Verantwortlichen: Neben dem Tracking des Fahrverhaltens kann auch auf die Informationen des Fehlerspeichers zugegriffen werden. Leuchtet im Cockpit eine Warnlampe auf, muss der Fahrer nicht mehr im Handbuch nachschlagen, was zu tun ist. Die Software kann die Fehlercodes auslesen und so feststellen, was genau für den Alarm gesorgt hat – inklusive Empfehlung, ob man bis zur Werkstatt weiterfahren kann oder das Auto sofort abstellen sollte.

Der Nachteil: Die Lösung mit Dongle und Smartphone ist vor allem für Privatkunden optimiert. In der Regel ist eine direkte Verbindung zwischen dem Diagnose-Sender und dem Smartphone nötig – ob er Bluetooth, WLan oder gar Kabel. Zudem sind die Apps meist auf die Verbindung mit nur einem Dongle optimiert, die Verwaltung mehrerer Geräte ist komplizierter. Damit lohnt sich dieses System nur für kleinere Fuhrparks oder eben um ältere Bestandsfahrzeuge „smart“ zu machen. Für den Fuhrparkmanager sind diese Apps somit nur in wenigen Fällen geeignet. Für den Dienstwagenfahrer sind sie jedoch genauso nützlich wie für Privatfahrer: Sie zeigen sehr anschaulich, wie das eigene, meist als zu gut eingeschätzte Fahrverhalten aussieht – und wo es noch hakt. Denn Einsicht ist der erste Weg zur Besserung.

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