Digitale Führerscheinkontrolle So bekommt der Fuhrpark eine Führerschein-Polizei

Fuhrparkmanager müssen die Führerscheine ihrer Dienstwagenfahrer regelmäßig prüfen. Tun sie das nicht, können sogar Freiheitsstrafen drohen. Die Digitalisierung schafft dabei Abhilfe.

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Digitale Führerscheinkontrolle im Fuhrpark Quelle: dpa

Komplizierte Excel-Tabellen, Fotokopien, dicke Ordner mit Aufzeichnungen und immer hinter den Mitarbeitern her sein, teils wochenlang hinterherlaufen, damit alle fristgerecht ihre Führerscheine zur Kontrolle vorlegen – so sah lange die Führerscheinkontrolle im Fuhrpark aus.

Halterhaftung ist hier das Schlagwort, das so manch einen Fuhrparkmanager oder seinen Unternehmer durchaus in Bedrängnis bringen kann. Halterhaftung bedeutet, dass der Halter eines Fahrzeugs für Schäden haftet (Paragraph 21, Nr. 2 StVG), wenn sie vermeidbar gewesen wären – denn er hat die sogenannte Verfügungsgewalt über den Firmenwagen und ist verpflichtet, mögliche Schädigungen zu verhindern.

„Wenn der Halter also zulässt, dass jemand ohne oder ohne die erforderliche Fahrerlaubnis mit dem Auto fährt, dessen Halter er ist, macht er sich strafbar“, sagt der Berliner Rechtsanwalt Achim H. Feiertag. „Hat der Unternehmer als Halter diese Halterpflichten an den Fuhrparkleiter wirksam weitergegeben (also delegiert), macht dieser sich strafbar.“

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Deshalb ergeben sich für den Fuhrparkmanager bestimmte Verpflichtungen, wie etwa die Kontrollpflicht gegenüber den Dienstwagenfahrern. Dazu zählt die regelmäßige Kontrolle der Führerscheine. Die sollte ernst genommen werden. Kommt ein Fuhrparkverantwortlicher dem nicht nach, drohen in der Regel Geldstrafen – im schlimmsten Fall sogar Freiheitsstrafen.

Darüber hinaus sollten Fuhrparkmanager auch wegen der Versicherung ein Interesse daran haben, dass ihre Fahrer mit gültiger Fahrerlaubnis unterwegs sind. „Ansonsten riskieren sie ihren Versicherungsschutz“, sagt Feiertag. Im Falle eines Unfalls könnten dann hohe Kosten auf den Fuhrpark zukommen. Nach Ansicht des Bundesgerichtshofs ist diese Pflicht erfüllt, wenn der Halter die Original-Führerscheinpapiere – also niemals eine Kopie – in regelmäßigen Abständen prüft. Das heißt, in der Regel zwei Mal pro Jahr, so die Empfehlung der Experten.

Diese Kontrolle kann der Arbeitgeber selbst durchführen – oder aber an einen Dienstleister übertragen. Ein Weg, der in den vergangenen Jahren für Fuhrparkmanager mehr und mehr interessant geworden ist – dank der Digitalisierung im Fuhrparkmanagement.

Von der App, über den Barcode bis zur Chipkarte

Dienstleister, die elektronische Führerscheinkontroll-Systemen anbieten, gibt es mittlerweile zahlreiche – und sie nutzen unterschiedliche Technik für die Überprüfung der Fahrerlaubnis. Barcodes, Apps und Chipkarten werden zur Hilfe genommen, um die Führerscheinkontrolle genau und unkompliziert zu machen. In der Regel werden Klebesiegel auf den Führerscheinen angebracht, über die sich der Inhaber Dank auf einem Server gespeicherter Daten identifizieren kann. Anhand dessen wird regelmäßig elektronisch geprüft, ob die Informationen noch aktuell sind.

Beim Anbieter Fleet Innovation etwa wird ein Hologramm-Aufkleber mit Barcode auf die Rückseite des Führerscheins geklebt, der bei der Kontrolle per Barcodescanner gescannt wird. Mit dem Hologramm garantiert Fleet Innovation seinen Kunden Fälschungssicherheit.

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VW Dienstwagen Quelle: Volkswagen
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Das Führerscheinkontroll-Verfahren der Firma Vispirion Carsync aus München funktioniert hingegen über ein Klebesiegel mit Chip. Die Handhabung ist einfach: Der Ausweis mit Chip wird vor eine Lesestation gehalten. Leuchtet das grüne Licht, ist die Kontrolle erledigt.

Auch beim dem Siegener Dienstleister LapID wird die Führerscheinkontrolle bislang in erster Linie per Chip durchgeführt. In Zukunft soll sie bei dem Dienstleister vor allem auch mithilfe einer App auf dem Smartphone durchgeführt werden können. Die App für Android- und iOS-Smartphones nutzt eine Scan- und Fotoanalyse, um die Führerscheine zu überprüfen. Bei der Registrierung wird der Führerschein erstmalig von einer autorisierten Person gescannt und ins LapID-System eingetragen. Das Foto wird auf dem Smartphone analysiert und wieder gelöscht, aber die ausgewerteten Daten werden (je nach Führerschein) mit der Führerscheinnummer und den verknüpften Fahrerdaten im System hinterlegt. Bei der Führerscheinkontrolle per „Manager-App“ – durch eine autorisierte Person – werden die Daten schnell und unkompliziert gegengecheckt, die Prüfung verifiziert und dokumentiert.

Alert: Achtung, Kontrolle nicht durchgeführt!

Der Mittelständler Bornemann bietet eine Lösung, mit der über einen RFID-Chip auf dem Führerschein die Fahrerlaubnis kontrolliert werden kann. Das passende Lesegerät von Bornemann kann zum einen ans Tablet oder den Computer angeschlossen werden, womit der Fuhrparkmanager dann kontrollieren kann. „Wir verstehen unsere elektronische Kontrolle nur als Hilfsmittel zur vereinfachten Verwaltung“, sagt Volker Gau, Entwickler bei Bornemann. „Wir wollen uns – anders als andere Anbieter – nicht darauf verlassen, dass die Prüfung allein durch ein elektronisches System durchgeführt wird.“

Darüber hinaus bietet Bornemann zusätzlich ein Lesegerät, das direkt ins Fahrzeug eingebaut wird. In diesem Fall muss der Fahrer bevor er losfährt, das Auto mithilfe seines Führerscheins erst einmal freischalten. So ist eine lückenlose Führerscheinkontrolle noch besser gewährleistet – ohne geprüften Führerschein kann der Mitarbeiter nämlich nicht fahren. Wer seine Frist versäumt, spürt also direkt die Konsequenzen. Außerdem kleiner Nebeneffekt: Mithilfe des Lesegeräts im Auto kann nicht nur die Fahrerlaubnis kontrolliertwerden, sondern Fuhrparkmanager können bei Poolfahrzeugen zum Beispiel bestimmte Autos nur für bestimmte Fahrer freigeben.

Eines haben alle Systeme gemein: Der Fuhrparkmanager kann die Ordner mit den Führerscheinkopien entsorgen. Die Kontrolle ist komplett in der Hand des Dienstleisters. Ist es an der Zeit, wieder eine Führerscheinkontrolle durchzuführen, wird der Dienstwagenfahrer benachrichtigt – in der Regel per E-Mail oder SMS. Dann muss er einen entsprechenden Kontrollpunkt aufsuchen. Das können Tankstellen sein, die die Führerscheinkontrolle anbieten, ein Scanner im Foyer der eigenen Firma oder in Zukunft auch das Handy. Tankstellenfirmen wie beispielsweise Aral, Total, Shell oder DKV bieten etwa über ihre Tankkarten teils selbst, teils mit Kooperationspartnern auch entsprechende Services an.

Kommt der Dienstwagenfahrer der Aufforderung nicht nach, bieten die Dienstleister sozusagen Benachrichtigungssysteme. Nach mehrmaliger Aufforderung wird, wenn nichts geschieht, der Fuhrparkverantwortliche oder der Vorgesetzte des Dienstwagenfahrers informiert und kann dann entsprechend handeln.

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Wann sich ein solches System lohnt, muss natürlich jeder Fuhrparkmanager selbst entscheiden – Faktoren, die eine solche Entscheidung beeinflussen, liegen vor allem im Zeitmanagement und der Wirtschaftlichkeit. „Rechnen Sie durch, wie viel Aufwand muss betrieben werden eine E-Mail zu schreiben, Unterlagen abzuheften oder digitale Software zu nutzen“, rät Alexander Heinz, Leiter Partnermanagement bei LapID. Auch die Struktur der Mitarbeiter ist ein relevanter Punkt: „Wenn alle Mitarbeiter, die einer Prüfung unterzogen werden müssen, an einem Standort sitzen, ist das einfacher, als wenn sie deutschlandweit verstreut sind“, sagt Amir Roughani, Geschäftsführer von Vispiron Carsync. „Grundsätzlich würde ich sagen, dass es sich ab einer Zahl von 40 Mitarbeitern in jedem Fall lohnt. Sind die Mitarbeiter dezentral, dann eventuell sogar noch früher.“

Die Wahl des Dienstleisters

Bei der Wahl des Dienstleisters sollten Fuhrparkmanager beachten, dass der Service für sie individuell möglichst wirtschaftlich und sicher ist. Fuhrparkmanager sollten konkret hinterfragen: Wie viel muss ich tatsächlich noch tun, wenn ich den Service in Anspruch nehme? Wie viel Zeit gewinne ich tatsächlich im Vergleich zur bisher üblichen Methode? Die Zahl der Prüfstationen und Prüfmöglichkeiten sollte dabei ebenfalls ein Entscheidungsfaktor sein.

Dazu kommen Kriterien wie etwa eine möglichst hohe Benutzerfreundlichkeit. Für Dienstwagenfahrer wie auch Fuhrparkleiter sollte der Aufwand möglichst gering gehalten werden. Darüber hinaus sollte durch den Dienstleister sichergestellt werden, dass eine Überprüfung ebenso unkompliziert ist wie die Stammdaten-Änderung.

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BMW 5er Quelle: BMW
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Für Rechtsanwalt Feiertag stellt die Kontrolle der Kontrolle einen ebenso wichtigen Aspekt der elektronischen Führerscheinkontrolle durch den Fuhrparkleiter dar: „Ein Fuhrparkmanager kann sich nicht der Verantwortung entledigen“, macht Feiertag deutlich. „Um seinen Pflichten nachzukommen, muss er trotzdem stichprobenartig kontrollieren, ob die von ihm beauftragte Prüfung auch tatsächlich durchgeführt wird – und dies auch dokumentieren.“ Nur so könnte er vor Gericht deutlich machen, dass er sich mit der Beauftragung eines Dienstleisters nicht seiner Verantwortung entzogen hat. Es ist und bleibt seine Kontrollpflicht, nicht die des Dienstleisters.

Mögliche Manipulationen, die bei der elektronischen Kontrolle gegebenenfalls einfacher werden könnten, sieht Feiertag hingegen nicht als Problem an: „Auch bei der konventionellen Methode können Mitarbeiter manipulieren – indem sie beispielsweise einen gefälschten Führerschein vorlegen und eigentlich nicht mehr im Besitz einer Fahrerlaubnis sind“, sagt Feiertag. Hierbei sei der Fuhrparkmanager im Fall des Falls aber aus dem Schneider – „schließlich heißt es ja aus gutem Grund nicht Fahrerlaubnis- sondern Führerscheinkontrolle. Ich muss insofern von der Redlichkeit meines Mitarbeiters ausgehen können, dass er nicht betrügt.“ Vor Gericht müsste ein Fuhrparkmanager in einem solchen Fall keine Konsequenzen fürchten, wenn die gezielte Manipulation durch den Fahrer nachgewiesen wird – egal ob bei einer konventionellen oder elektronischen Führerscheinkontrolle.

Die Nachfrage wächst nur langsam

Trotzdem ist den Dienstleistern ihr Schutz vor Manipulation wichtig. „Wir machen es den Fahrern hier in jedem Fall so schwer wie möglich“, sagt Heinz für LapID Service. „Unser Bestreben ist es das Risiko zu minimieren.“ Bei Vispiron Carsync nimmt man das Thema eher gelassen: „In dem Moment, in dem man den Chip vom Führerschein abzieht, geht er kaputt und kann somit zur Kontrolle nicht mehr verwendet werden“, erklärt Roughani.

Die Technik von Bornemann ist hinsichtlich der Manipulationsmöglichkeiten wohl eine der sichersten Methoden – zumindest, wenn man mehr auf Mensch als Maschine vertraut. Denn bei dem Mittelständler ist die physische Kontrolle weiterhin notwendig, um die Führerscheinkontrolle abzuschließen. „Die Sichtung des Führerscheins durch einen Prüfer ist für uns derzeit noch immer die wasserfeste Methode, um Manipulation zu vermeiden“, sagt Gau. „Nur so kann jedwede Manipulation ausgeschlossen werden – auch wenn das RFID-Verfahren nur schwer zu hacken ist – Technik zu manipulieren ist letztendlich immer möglich.“ Deswegen setze man bei Bornemann noch auf die menschliche Kontrollinstanz – als Ergänzung zum digitalen System.

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BMW 3er Modellpflege Quelle: BMW
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BMW 3er Modellpflege Quelle: BMW
BMW 3er Modellpflege Quelle: BMW

Wann der Zeitpunkt erreicht ist, dass deutsche Fuhrparks komplett auf eine digitalisierte Führerscheinkontrolle umzusteigen, ist noch nicht absehbar. „Das wird noch lange dauern“, schätzt Heinz von LapID. Die Marktentwicklung der Branche zeigt in jedem Fall großes Interesse – und ein zwar noch langsames, aber stetiges Wachstum.

„Viele Fuhrparkmanager denken über den Einsatz einer derartigen Technik nach, sind sich aber häufig noch nicht ganz im Klaren, wie sie die Kontrolle verwaltungstechnisch betreiben wollen“ sagt Bornemann-Entwickler Gau. Insbesondere das Bewusstsein für die Halterhaftung sei deutlich gestiegen – und damit auch die Nachfrage nach Systemen, die die Führerscheinkontrolle erleichtern.

„Mich erinnert das Interesse an Telematik und der elektronischen Führerscheinkontrolle an die Anfänge der E-Mail“, sagt Roughani. „Man hat damals noch in erster Linie Briefe verschickt und E-Mails waren ziemlich exotisch und modern. Doch relativ zügig wurden sie Standard. Und ich habe den Eindruck, dass wir uns in einer ähnlichen Phase befinden.“ Der Vorteil mit weniger Bürokratie, mehr Rechtsicherheit und vor allem kostengünstigen Lösungen dürften zeitnah dafür sorgen, dass nicht nur das Interesse, sondern auch die tatsächliche Investitionen in entsprechende Technik in den deutschen Fuhrparks steigen dürfte.

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