Diesel-Affäre Dobrindt will CO2-Messdaten unter Verschluss halten

Verkehrsminister Dobrindt hält die Messergebnisse seines Ministeriums zum CO2-Ausstoß von Dieselfahrzeugen trotz des neuen Abgasskandals in Japan unter Verschluss - und erntet dafür Kritik.

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Quelle: dpa

Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt will Messergebnisse seines Ministeriums zum CO2-Ausstoß von Dieselfahrzeugen trotz des neuen Abgasskandals in Japan weiter unter Verschluss halten. „Das Bundesverkehrsministerium hat davon Abstand genommen, die gemessenen CO2-Werte zu veröffentlichen“, erfuhr die WirtschaftsWoche aus Kreisen des Ministeriums. Die Messungen wurden zeitgleich mit den inzwischen veröffentlichen Stickoxidmessungen durchgeführt.

Laut Ministerium sind die CO2-Messungen nicht zur Veröffentlichung geeignet, weil sie nicht standardisiert und damit nicht vergleichbar seien. Das Ministerium wolle dem Verdacht von Manipulationen von CO2-Angaben aber weiter nachgehen, gegebenenfalls neue Messungen in Auftrag geben und demnächst einen Bericht vorlegen. Die Grünen haben gegenüber der WirtschaftsWoche angekündigt, den Umgang des Verkehrsministeriums mit den CO2-Messungen im geplanten Abgas-Untersuchungsausschuss unter die Lupe zu nehmen.

Die japanischen Hersteller Mitsubishi und Suzuki haben in den vergangenen Tagen eingeräumt, bei Verbrauchs- und CO2-Anhaben betrogen zu haben. In Europa haben Hersteller bei CO2-Emissionen bislang keinen Betrug zugegeben, aber unabhängige Messungen des CO2-Ausstoßes von Pkw sind verdächtig: 2001 verbrauchten Autos im tatsächlichen Betrieb acht Prozent mehr als vom Hersteller angegeben, heute sind es nach Angaben der US-Umweltorganisation ICCT rund 40 Prozent. Die Abweichungen gehen auf legale Tricks bei Abgasmessungen zurück, könnten aber auch durch illegale Manipulationen zustande gekommen sein.

Oliver Krischer, stellvertretender Fraktionsvorsitzender Grünen im Bundestag, kritisierte gegenüber der WirtschaftsWoche das Verhalten Dobrindts scharf: „Wieder einmal ist es nicht Dobrindt, der das Betrügen und Schummeln der Autobranche ans Licht bringt. Dobrindt beginnt erst zu prüfen, wenn die Fakten nicht mehr zu leugnen sind.“ Im geplanten Abgas-Untersuchungsausschuss des Bundestages würden deshalb, so Krischer,  „nicht nur die Manipulationen von Stickoxid untersucht, sondern auch anderer Emissionen wie CO2“.

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