Diesel-Debatte Wann Autogas als Alternative zum Diesel taugt

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Nur wenige Neufahrzeuge mit Autogas

Ein weiteres Manko: Die Auswahl an Neufahrzeugen mit LPG-Antrieb ist sehr begrenzt. Es sind hauptsächlich Ford, Opel und Dacia, die Autogas-Modelle in ihrem Portfolio haben. Volkswagen hatte einmal Autogas-Modelle, ist aber mittlerweile ausgestiegen. Die Wolfsburger setzen stattdessen auf Erdgas (CNG = Compressed Natural Gas). „Erdgas kann in hoch verdichteten Benzin-Direkteinspritzern genutzt werden und verbrennt gegenüber Benzin mit zirka 25 Prozent weniger CO2-Ausstoß“, so ein VW-Unternehmenssprecher.

Für den Autogas-Interessenten bleibt somit meist nur die nachträgliche Umrüstung durch zertifizierte Händler. Der Umbau kann so gut wie an allen älteren Benzinern vorgenommen werden, egal, ob Drei-, Vier-, Fünf-, Sechs- oder Achtzylinder, sagen zumindest die Werkstätten. „Wir haben viele Kunden mit amerikanischen Fahrzeugen“, so ein Mitarbeiter des Hamburger Umrüsters A&R (Aarland-Rosenkranz), „und selbst Besitzer einer Mercedes S-Klasse lassen bei uns auf Autogas umrüsten.“ Die Preise für Umbauten reichen von 1.200 bis 2.600 Euro. Da stellt sich natürlich sofort die Frage: Lohnt sich ein solcher Umbau überhaupt?

Reichweiten-Angst ist unbegründet

Generell gilt: Wer viel fährt, hat die Investitionen schnell wieder drin. Bei 14.000 Kilometern pro Jahr spart das LPG-Auto rund 650 Euro (siehe z.B. autogasrechner.de), der Umbau wäre selbst bei einer Investition von 2.500 Euro also nach weniger als vier Jahren wieder eingefahren. Deutlich länger zieht sich das beim Erdgas hin, weil hier die Umbaukosten, unter anderem wegen der aufwändigen Hochdrucktanks, erheblich teurer sind.

Sollte während der Fahrt einmal der LPG-Vorrat zur Neige gehen, braucht man keine Angst zu haben, liegen zu bleiben. Das System schaltet automatisch auf den herkömmlichen Benzinbetrieb um. Der Fahrer erhält nur ein akustisches oder optisches Signal und bestätigt den Umschaltprozess mit einem Druck auf den betreffenden Schalter.

Grundsätzlich gilt: Nach der Umrüstung behält der Wagen die gleiche Abgaseinstufung wie zuvor. Aus Euro 4 wird also nicht Euro 5 oder 6, selbst wenn, absolut gesehen, der Motor weniger Schadstoffe ausstößt. Wer also sein älteres Auto (ohne grüne Feinstaub-Plakette hinter der Winterschutzscheibe) auf LPG-Betrieb umbauen lässt, darf auch zukünftig nicht in kommunalen Umweltzonen unterwegs sein.

Theoretisch wäre es sogar möglich, Dieselmotoren auf Autogas umzurüsten, was besonders für gewerbliche Kunden (Lieferdienste, Handwerker etc.) interessant sein könnte, die auch zukünftig in Innenstädten fahren müssen. Allerdings ist es technisch nicht zu realisieren, die Dieselverbrennung komplett zu stoppen. Stattdessen kommt es zu einer gleichzeitigen Nutzung von Diesel und LPG. Der Fachmann spricht von Diesel-Blend-Verfahren. Laut EKO Gas ergibt sich dabei eine Einsparung beim Diesel von zirka 40 Prozent.

Nachteile: Die Umrüstung ist mit rund 4.000 Euro erheblich teurer als beim Benziner. Und da, wie Autogas, auch der Dieselkraftstoff bereits steuerlich subventioniert ist, wird die Amortisationszeit länger. EKO Gas kommt daher zu dem Fazit, dass eine Umrüstung erst ab einem Leicht-Lkw (zum Beispiel Mercedes Sprinter, VW Crafter) wirtschaftlich sinnvoll sein kann.

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