Dieselgate So dramatisch verlieren gebrauchte Diesel an Wert

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„Dreifacher Preisdruck“ bei jungen Diesel-Gebrauchten

Ferdinand Dudenhöffer, Autoexperte und Professor an der Universität Duisburg-Essen, schreibt in einer Studie, dass das „Gleichgewicht im Markt“ verloren gegangen sei. „Gebrauchte Diesel-Pkw waren bei Gebrauchtwagenkäufern beliebt. Heute überwiegt die Unsicherheit, das Risiko von Fahrverboten und Wertverlusten.“

Zudem sieht Dudenhöffer einen „dreifachen Preisdruck“ im Markt für junge Diesel-Gebrauchtwagen: „Erstens, durch die stark rückläufige Diesel-Nachfrage privater Käufer, zweitens durch den Preisdruck durch prämierte Neuwagen und drittens durch ein steigendes Angebot junger gebrauchter Dieselfahrzeuge.“ Betroffen seien vor allem die 0-3 Jahre alten gebrauchten Diesel. Wie viel diese Fahrzeuge bereits an Wert verloren haben, ist Dudenhöffers Studie nicht zu entnehmen.

Woraus sich der Preis eines Neuwagens zusammensetzt

Die Test-Käufe der WirtschaftsWoche geben jedoch einen Eindruck, wie rasant der Wertverfall ist. Ein zusätzliches Problem stellt sich Besitzern von Diesel-Pkw mit Euronorm 5 und 6 durch die sogenannten Software-Updates. Rund fünf Millionen Autos wollen die Hersteller mit diesem Update nachrüsten, um die Stickoxid-Werte der Diesel zu senken. Das wurde am Dieselgipfel vereinbart. Ob die Schadstoffwerte damit tatsächlich so drastisch reduziert werden können und ob das ohne Einbußen bei der Motorleistung geht, ist allerdings umstritten. So rieten gleich mehrere Händler dem Testverkäufer der WirtschaftsWoche dazu, besser kein Software-Update vor dem Verkauf des Diesels machen zu lassen. Immerhin könnte das die Motorleistung und den Verkaufswert schmälern.

Bei Audi ist kein Verkäufer zu sprechen

Doch was bietet eigentlich diejenigen für den gebrauchten Audi A3, die ihn früher verkauft haben? Es ist Freitag kurz vor Ladenschluss, als der Testverkäufer der WirtschaftsWoche bei einem offiziellen Audi-Händler erfahren will, was er für den Gebrauchten noch bekommt. Verkäufer ist zu dieser Zeit keiner zu sprechen. Stattdessen sitzt ein Manager vom Flottenmanagement bequem hinter seinem Schreibtisch, verdeckt von einem vor ihm ausgestellten Audi Cabrio, und versucht auf seine ganz eigene Art, den Kunden ihre Sorgen zu nehmen: „Baujahr 2009? Den hätten Sie ohnehin nicht mehr vergolden können. Wenn Sie vor zwei Jahren einen Diesel gekauft hätten und ihn jetzt verkaufen wollen, könnte ich Ihre Probleme ja verstehen.“

Darauf angesprochen, dass Audi möglicherweise Mitschuld am Wertverlust des Wagens habe, reagiert der Verkäufer phlegmatisch: „Diese Diesel-Thematik wird doch nur von den Medien hochgespielt.“ Zudem hätten die anderen Hersteller genauso getrickst: „BMW hat für die Testfahrten den ganzen Innenraum ausgeräumt und Testfahrer eingesetzt, die genau wussten, bei welchen Drehmomenten sie fahren müssen. Aber darüber schreiben die Medien eben nicht.“

Welche Schadstoffe im Abgas stecken

Ob Audi den Gebrauchten ohne Abschläge in Zahlung nimmt, war bei diesem Händler nicht zu erfahren. Bei BMW und Toyota wollte man den gebrauchten Diesel mit Euronorm 5 vergangene Woche noch ohne Abschläge in Zahlung nehmen. Wie die Händler trotz des Wertverlusts beim Weiterverkauf zu ihrem Geld kommen, verriet der Toyota-Händler: „Der Dieselskandal betrifft ja größtenteils Deutschland und Europa. Aber wir können die gebrauchten Diesel zum Beispiel gut nach Afrika weiterverkaufen.“

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