Disruption Wie gut ist BMW für die Zukunft gerüstet?

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Aus dem Keller in die Großserie

Sorgen macht sich Manfred Schoch um die Menschen im Motorenbau. Der heute 62-Jährige ist seit 30 Jahren Chef vom Gesamtbetriebsrat, Krüger ist sein sechster Vorstandschef. „Für die Menschen im Motorenbau müssen wir uns noch was einfallen lassen“, sagt Schoch. Was er meint ist: Ein Achtzylindermotor hat 1200 Teile, die montiert werden müssen – ein Elektromotor nur 17. Im Motorenbau könnten die Bayerischen Motoren Werke künftig viel weniger Menschen brauchen als bislang.

Doch wo Altes schwindet, wächst Neues: Bei ihren Recherchen trieb die WirtschaftsWoche das perfekte Versteck für die geheimsten Elektro-Projekte von BMW auf. In der Taunusstraße 41 in München liegt der dreigeschossige, graue Gewerbebau. In der Nachbarschaft residieren, wie zur Tarnung, etliche renommierte Modemarken. Durch die Fenster ist nichts zu sehen, denn die Elektroauto-Forschung sitzt unten, im Keller. „Wichtigster Keller der BMW-Group“, hat Krüger die Abteilung für Elektroantriebe genannt, als er zuletzt da war. Das hat den Mitarbeitern gefallen.

Nicht immer hatten es die Elektro-Leute leicht bei BMW, nicht immer galten sie als die Zukunft im Konzern. Wo tausende Ingenieure mit „Benzin im Blut“ arbeiten, die an der Uni noch lernten, dass Elektroautos nur etwas für grüne Spinner sind, gilt Batterie- und E-Motor-Forschung schon auch mal als teurer Irrweg. Diese Zeiten sind vorbei. Spätestens seit Dieselgate und der Elektrowende von Volkswagen ist es unstrittig, dass die Zukunft auch von BMW elektrisch ist. „Bis Ende 2019 werden wir eine halbe Million elektrifizierte Fahrzeuge auf der Straße haben“, sagte Krüger der WirtschaftsWoche.

Das E-Auto ist kein Neuland mehr

Und so sind sie im wichtigsten Konzernkeller ein wenig stolz auf sich: Schon vor acht Jahren hatte das Elektroteam erste elektrische Testflotten losgeschickt, ab 2013 kamen mit dem Kompaktwagen BMW i3 und dem Sportwagen i8 dann die ersten elektrischen Großserienfahrzeuge. Früher war keiner dran in der deutschen Autoindustrie. „Inzwischen haben wir die fünfte Generation von E-Fahrzeugen entwickelt“, sagt Ilka Horstmeier, Leiterin der Produktion von Motoren und E-Antrieben.

Wie sie so durch die geheimen Labore geht und die neuste Clous der Forscher zeigt – beheizbare Batteriezellen etwa, die auch im Winter volle Leistung haben oder ein in der Größe um die Hälfte geschrumpfter E-Motor – entsteht der Eindruck: Das E-Auto ist schon Standard, längst nicht mehr Neuland. Die Frage der verunsicherten Autofahrer, ob das wirklich gut gehen kann mit dem E-Auto, hier ist sie längst beantwortet.

Gelungenes Reisemittel für Vielfahrer
BMW 530d Touring Quelle: BMW
BMW 530d Touring Quelle: BMW
BMW 530d Touring Quelle: BMW
BMW 530d Touring Quelle: BMW
BMW 530d Touring Quelle: BMW
BMW 530d Touring Quelle: BMW
BMW 530d Touring Quelle: BMW

Doch bei aller Hoffnung – die beiden Auszubildenden aus Regensburg wissen, dass der Wandel ein Kraftakt wird, auch für sie persönlich: „Mir ist klar, dass ich mich stetig weiterbilden muss, weil sich die Autoindustrie so schnell verändern wird", sagt Celik. „Wir sind wissbegierig", ergänzt Wiendl.

Beide Frauen haben „Lust auf Veränderung“ und können sich vorstellen, später berufsbegleitend zu studieren. Auch Krüger hat bei BMW mal kleiner angefangen, als Trainee. Und wer weiß – vielleicht vollzieht sich der Wandel ja eines Tages bis in die Führungsspitze. Eine Frau auf dem BMW-Chefsessel, das wär' mal was – oder, Herr Krüger?

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