DriveNow, Car2Go, CarUnity Wie Carsharing aus der Nische kommen kann

Seite 2/3

Peer-to-Peer oder Free-Float?

Die Idee, den Privatwagen zu teilen, ist nicht neu. „Es gibt an die 100 kleine Anbieter in Deutschland, die die Idee des sprichwörtlichen Nachbarschaftsautos umsetzen“, sagt Artur Schmidt, Mitgründer des Vergleichsportals carsharing-experten.de. Dazu kommen größere Portale wie tamyca (Akronym für „take my car“) und drivy, über die bereits heute mehrere tausend Privatautos für kürzere oder längere Fahrten angeboten werden.

Das Neue ist, dass ein Autobauer wie Opel ein solches sogenanntes Peer-to-Peer-Carsharing anbietet. Car2Go von Daimler und Europcar sowie DriveNow von BMW und Sixt arbeiten hingegen nach dem Free-Float-Modell. Das heißt, dass Fahrzeuge in einem bestimmten Areal auf irgendeinem öffentlichen Parkplatz kostenlos abgestellt und die Miete dort beendet werden kann. Oder andersherum: Jedes Carsharing-Auto, dass dort steht, kann ohne Reservierung mit der Kundenkarte entriegelt und benutzt werden. Park- und Spritkosten sind im Preis mit enthalten, der in der Regel minutengenau abgerechnet wird.

Die unterschiedlichen Konzepte haben ihre Vor- und Nachteile. „Es gibt nicht den einen perfekten Anbieter“, sagt Schmidt. „Was gerade am besten passt, kommt immer auf die einzelne Fahrt an.“

Jedes Konzept hat Vor- und Nachteile

Wer zum Beispiel in der Großstadt eine kurze Strecke von 20 bis 30 Minuten fahren will, sollte laut dem Carsharing-Experte ein Free-Float-Angebot nutzen. „Die hohe Verfügbarkeit und die minutengenaue Abrechnung bieten hier große Vorteile“, so Schmidt. „Bei längerer Mietdauer, etwa einem Tages- oder Wochenendausflug sind Peer-to-Peer-Angebote die preiswertere Alternative.“

Für die kurze Fahrt durch die Stadt eignet sich CarUnity auch aus weiteren Gründen nicht. „Die Mindestmietdauer bei vier Stunden, hinzu kommen das Treffen mit dem Vermieter zur Schlüsselübergabe und das Übergabeprotokoll“, sagt der Carsharing-Experte. „Es gibt also gewisse Hürden, um ein Auto anzumieten. Dafür sind sie in der Regel deutlich günstiger.“

Die erfolgreichsten Städte im Carsharing

Doch einen unschlagbaren Vorteil hat der Peer-to-Peer-Ansatz: Es ist nicht auf das Geschäftsgebiet des Anbieters beschränkt – Martin lässt grüßen. „ Opel-Carsharing ist unmittelbar flächendeckend in Deutschland umsetzbar und kann jederzeit flexibel genutzt werden – auch in ländlichen Räumen und in kleinen Ortschaften, nicht nur in Metropolen wie Frankfurt oder Berlin“, sagt Wergin.

Dennoch steht der CarUnity-Chef vor einer großen Herausforderung: Er muss das Projekt bekannter machen und mehr Nutzer gewinnen. In der Rhein-Main-Region mag CarUnity gut angelaufen sein, in Großstädten wie Köln oder Düsseldorf fehlt es derzeit aber schlichtweg an mietbaren Autos. In Köln (Umkreissuche 20 Kilometer) sind es sechs Fahrzeuge, in Düsseldorf zwei, die angefragt werden können – und dann muss es immer noch in den Terminplan des Vermieters passen, dass ein Deal wirklich zustande kommt.

Doch auch das Free-Float-Modell ist nicht frei von Problemen, wie zum Beispiel Car2Go in Düsseldorf gezeigt hat, als manche Stadtteile einfach aus dem Angebot gefallen sind. „Je größer das Gebiet ist, in dem die Autos eines Free-Float-Anbieters verteilt sind, desto weniger Kontrolle hat der Anbieter“, sagt Schmidt. „Die Kosten, die anfallen um die Autos zu betreiben, dürfen nicht unterschätzt werden. Deshalb kann es für einen Anbieter sinnvoll sein, sein Geschäftsgebiet in Randgebieten mit geringer Auslastung klein zu halten.“

Und auch die Städte müssen mitspielen, wie Michael Borgmann von der Wirtschaftsberatung PwC weiß. „Die Anbieter brauchen in den Städten die entsprechenden Parkplätze. Für die Attraktivität des Angebots ist daher die Kooperation der Städte sehr wichtig“, sagt der Carsharing-Experte. „Deshalb ist es spannend zu beobachten, wie sich die Beteiligten weiter verhalten: Erhöhen zum Beispiel die Städte die Parkgebühren für die Anbieter, sinkt deren Rentabilität.“ Wie stark die Auswirkungen sind, zeigt auch eine PwC-Modellrechnung: Eine Erhöhung der durchschnittlichen Parkkosten pro Tag und Fahrzeug von zehn auf zwölf Euro reduziert den Gewinn um zehn Prozent.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%