E-Auto-Akku Tesla denkt jetzt schon ans Recycling seiner Autos

Quelle: imago images

Der US-Autobauer Tesla hat angekündigt, die meisten Autos künftig mit einem neuen Batterietyp auszurüsten. Diese Akkus sind günstiger, umweltfreundlicher und sicherer. Und: Sie lassen sich leicht recyceln, was in Zukunft bei Elektroautos immer wichtiger wird.

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Der US-Autobauer Tesla überraschte in der vergangenen Woche erneut mit einem Milliardengewinn für das abgelaufene Quartal – und dabei ging eine andere Nachricht, die vielleicht noch wichtiger war, fast unter: Tesla kündigte an, dass in Zukunft alle Elektroautos mit Standardreichweiten von Lithium-Eisen-Phosphat(LFP)-Batterien angetrieben werden. Der Zeitpunkt der Umstellung wurde noch nicht bekannt gegeben.

Der relativ neue Typ von Lithium-Ionen-Zellen kommt ohne die teuren Rohstoffe Kobalt und Nickel aus. Mit der Technik kann Tesla die Herstellungskosten senken und seine Gewinne womöglich weiter erhöhen. Weil mit der Gewinnung von Kobalt und Nickel Umweltschäden und oftmals auch Verletzungen der Menschenrechte einhergehen, würde ein Verzicht darauf die Teslas auch nachhaltiger machen. Nicht zuletzt sind die LFP-Zellen sicherer, weil sie chemisch stabiler sind und nicht leicht in Brand geraten. Allerdings haben sie auch einen Nachteil: Ihre Energiedichte ist geringer, sie können bei gleichem Gewicht etwas weniger Strom speichern als herkömmliche Lithium-Ionen-Zellen.

Tesla dürfte mit dem angekündigten Schritt der erste Autobauer sein, der im großen Stil auf LFP-Zellen umstellt. Damit könnte das Unternehmen wieder einmal Vorreiter in der Branche sein, so wie es Tesla etwa schon beim Batteriedesign oder bei IT und Software war. Schon jetzt produziert Tesla in seinem Werk in Shanghai Autos mit LFP-Akkus, die in Asien und Europa verkauft werden. Im September soll Tesla Kunden, die in den USA ein Auto bestellt hatten, gefragt haben, ob sie zu LFP-Zellen wechseln möchten.

Experten erwarten, dass künftig etliche Autohersteller vor allem im unteren Preissegment mit LFP-Zellen antreten werden, da sie günstiger sind. Auch im Bereich der gewerblichen Fahrzeuge und Lkw, bei denen der Preis der Fahrzeuge eine größere Rolle spielt als im Privatkundensegment, könnten sie in den nächsten Jahren die Standardbatterien werden. Bei Autobauern wie Volkswagen oder Ford gibt es entsprechende Pläne. Größte Hersteller von LFP-Zellen sind der zur Zeit weltgrößte Batteriekonzern CATL aus China und der ebenfalls chinesische Anbieter BYD.

Ein weniger bekannter Vorteil der neuen Zellen ist ihre Recyclingfähigkeit. Das Recycling von E-Auto-Akkus wird zunehmend ein Thema. Je mehr Elektroautos in den Markt kommen, um so größer sind die Mengen an defekten Batterien, die in einigen Jahren als Schrott anfallen. Deshalb versuchen Autohersteller heute schon beim Design der Batterien die Recyclingfähigkeit zu berücksichtigen. Lithium-Eisen-Phosphat-Batterien seien „wirklich einfach zu recyceln“, sagt Taylor Ogan, CEO des US-Hedgefonds Snow Bull Capital.

Mit dem neuen Batterietyp manifestiert sich bei den Batteriekosten ein wichtiger Meilenstein: Preise von unter 100 Dollar pro Kilowattstunde Speicherkapazität. Schon bei den heute üblichen Zellen sei weltweit und auf breiter Front die Schwelle von 100 Dollar pro Kilowattstunde nach unten durchbrochen worden, sagte der Batterieexperte und Managing Direktor bei P3 Automotive, Markus Hackmann, unlängst auf dem Kongress electrive.net LIVE.

Viele Experten hatten mit diesem Preisniveau erst in einigen Jahren gerechnet. Die Preise für Elektroautobatterien sind in den vergangenen zehn Jahren um rund 90 Prozent gesunken. Als etwa Tesla 2008 mit dem Modell Roadster an den Start ging, kostete allein der Akku des kleinen Sportwagens noch über 50.000 Dollar, der Preis pro Kilowattstunde lag bei über 1000 Dollar.

Bei starker Nachfrage und knapper Rohstoffversorgung könnten die Preise theoretisch auch wieder steigen. Starke Preissteigerungen bei den Rohstoffen Kobalt und Nickel kann Tesla mit dem neuen Batterietypus möglicherweise umgehen. Allerdings wird auch für die neuen Zellen Lithium benötigt, das zuletzt ebenfalls stark im Preis stieg. Wann sich die neuen Lithium-Ressourcen, die derzeit weltweit erschlossen werden, positiv auf die Preise auswirken, ist unklar. Rohstoffexperten halten deshalb das Recycling der Elektroautobatterien für besonders relevant.

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Auch der Tesla-Mitgründer und langjährige Technikchef des Unternehmens, Jeffrey Brian (genannt: JB) Straubel, glaubt an die Bedeutung des Recyclings. 2017 gründete er für die Wiederverwertung von E-Auto-Batterien das Recycling-Start-up Redwood Materials. Zwei Jahre später stieg er bei Tesla aus, um sich mehr um sein Start-up zu kümmern. Noch allerdings hat seine Firma ein Problem: Wegen der Langlebigkeit von Elektroautobatterien hat Redwood noch nicht allzu viel zu recyceln. Deshalb ist das Unternehmen nun auch in die Herstellung von Batteriematerialien aus neu abgebauten Rohstoffen eingestiegen.

Mehr zum Thema: Den vollständigen Podcast zum Thema Akku-Recycling hören Sie hier.

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