E-Autos Elektromobilität boomt – in China

Elektroautos in China Quelle: dpa

Weniger als 55.000 Autos mit Elektromotor wurden 2017 in Deutschland verkauft – bei einem Gesamtmarkt von über drei Millionen Fahrzeugen. Die Erfolgsgeschichte der E-Mobilität wird in anderen Ländern geschrieben.

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Eine Million Elektroautos will die Bundesregierung bis 2020 auf der Straße sehen. Alleine im vergangenen Jahr wurden 777.000 E-Autos verkauft – allerdings nicht in Deutschland, sondern in China. Die globale Elektromobilität wird weiter durch den Leitmarkt China bestimmt, ist das Ergebnis einer Studie des Center of Automotive Management der Hochschule Bergisch-Gladbach.

Die Forscher haben hierzu die Absatzzahlen ausgewählter Märkte analysiert. In China kommen E-Fahrzeuge demnach auf einen Marktanteil von 2,7 Prozent (2016: 1,8 Prozent). Das Wachstum sei vor allem auf die rein elektrisch betriebenen Fahrzeuge (BEV) zurückzuführen, die um über 60 Prozent auf rund 652.000 Einheiten zugelegt haben. Plug-in-Hybride (PHEV) kamen mit 125.000 Fahrzeugen nur auf ein Wachstum von 28 Prozent. Die Verhältnisse sind also klar verteilt: 84 Prozent der Neuzulassungen, die in China in die Gruppe der New Energy Vehicles fallen, sind reine E-Autos (batterieelektrische Autos und Brennstoffzelle).

„China setzt seine Rolle als globaler Taktgeber der E-Mobilität unbeirrt und mit zunehmender Dynamik fort“, sagt Studienleiter Stefan Bratzel. „Maßgebend für diese Strategien ist dabei weniger die Luftreinhaltung. Vielmehr spielen industriepolitische Motive eine Hauptrolle wie die Unabhängigkeit von Ölimporten und die Herausbildung von global tätigen Automobilherstellern und Zulieferern mit Elektrokompetenz aus China.“



Im gewerblichen Bereich übt der Staat viel Druck auf kommunale Betriebe aus, verstärkt auf E-Busse und E-Nutzfahrzeuge zu setzen. Und bei den Privat-Pkw sind vor allem kleine, günstige E-Fahrzeuge gefragt, etwa die EC-Serie von BIAC.

Ganz anders ist das Bild in den USA, nach China der zweitgrößte Markt für Elektroautos (194.000 Fahrzeuge in 2017). Hier kaufen die Kunden aber vor allem die großen Autos – Tesla kommt mit seinem Model S und Model X (und sehr wenigen Model 3) auf einen Marktanteil von 46 Prozent. Erst dann folgen kompakte E-Autos wie der Chevrolet Bolt und Nissan Leaf. Anders als in China verteilt sich das Wachstum zwischen Elektroautos und Plug-in-Hybriden gleichmäßig, beide Segmente lagen etwa 24 Prozent im Plus.

Marktanteil in Deutschland verdoppelt sich

In Europa setzt Norwegen seine Sonderrolle fort – und bei einem Wert auch global: 39,3 Prozent aller Neuzulassungen waren Fahrzeuge mit einem Elektromotor. Allerdings ist die Gesamtzahl mit 62.300 E-Autos geringer. 2016 waren es noch 29,1 Prozent. Durch finanzielle Vorteile wie den Wegfall der Mehrwertsteuer, Importsteuer und Kfz-Steuer, sind Elektrofahrzeuge in Norwegen oftmals günstiger, als das Pendant mit Verbrennungsmotor. Doch auch in Norwegen stößt die E-Mobilität an ihre Grenzen: Weil die Ladeinfrastruktur langsamer wuchs als die Verkäufe von E-Autos, warnte die Elektrowagenvereinigung im September öffentlichkeitswirksam vor dem Kauf eines E-Autos im Großraum Oslo – wenn man über keine eigene Lademöglichkeit zuhause verfüge.

In Deutschland prägt derzeit weniger die Diskussion um die Ladeinfrastruktur das Bild, sondern die drohenden Fahrverbote. Das führt in Deutschland laut der CAM-Studie „erstmalig für eine starke Belebung des E-Autoverkaufs“. 2017 konnten 54.492 Elektrofahrzeuge (+117 Prozent) verkauft werden, wodurch sich der Marktanteil von 0,8 auf 1,6 Prozent verdoppelt. Deutlich stärker sind dabei die Verkäufe von Plug-In-Hybriden, die um 114 Prozent auf 29.436 Fahrzeuge zulegen, während die reinen Elektrofahrzeuge auf 25.056 Pkw ansteigen – ein Plus von 120 Prozent.

Tesla und seine Verfolger

Das Wachstum der E-Mobilität in Deutschland geht dabei zulasten des Diesels, dessen Marktanteil auf 38,8 Prozent sinkt (2016: 45,9 Prozent). „Durch die Verschiebungen im Antriebsbereich und den weiter steigenden Verkäufen von SUV wird es für einige Automobilhersteller schwer die CO2-Reduktionsziele von 95 Gramm CO2 pro Kilometer in 2021 zu erreichen“, sagt Bratzel. „Die Hersteller stehen vor der Alternative hohe Strafzahlungen und entsprechende Imageverluste in Kauf zu nehmen oder die CO2-
armen E-Fahrzeuge in den Markt zu drücken und gegebenenfalls auf die üblichen Gewinnmargen zu verzichten.“

In den Niederlanden, die lange Zeit als Vorbild in Sachen E-Mobilität galten, ist die Förderung für Plug-in-Hybride Ende 2016 ausgelaufen. Die verstärkte Nachfrage 2016 durch Mitnahmeeffekte erkläre den starken Rückgang von 60 Prozent, so Bratzel. 2017 wurden nur noch 9191 Fahrzeuge mit Elektromotor verkauft, im Vorjahr waren es noch über 23.000. Dennoch sei der Trend klar: „Werden die BEVs isoliert betrachtet, haben sich die Verkäufe in 2017 um 51 Prozent gesteigert.“

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