E-Mail-Betrug „Ich spende Ihnen 1.500.000,00 Euro“

Der Schaefflerchef Klaus Rosenfeld ist Opfer der Spammasche geworden. Quelle: imago images

Betrüger, die Menschen mit Spammails hunderttausende Euro versprechen, haben einen neuen Promi für ihre Masche entdeckt: Schaeffler-Chef Klaus Rosenfeld. Was hinter der E-Mail-Masche steckt. 

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„Ich habe mich entschlossen, Ihnen 1.500.000,00 Euro zu spenden“ – der Betreff der E-Mail klingt vielversprechend. Wer da wohl schreibt? Angeblich eine „Frau Maria Elisabeth Schaeffler, eine deutsche Wirtschaftsmagnatin, Investorin und Philanthropin“. Sie sei „der Vorsitzende“ von Wipro Limited. 25 Prozent ihres persönlichen Vermögens wolle die Milliardärin „für wohltätige Zwecke ausgegeben“. Und sie habe „auch versprochen, die restlichen 25% (…) an Einzelpersonen zu verschenken“. Wer an der Spende interessiert sei, solle sie kontaktieren. Was folgt, ist eine ziemlich lange E-Mail-Adresse: msmariaelisabethschaeiffler941@(...).com  

Solche und ähnliche Mails waberten in den vergangenen Monaten en masse durch die E-Mail-Postfächer der Nation. Auch bei der WirtschaftsWoche gingen immer wieder Nachrichten ein. Entweder in den Postfächern der Mitarbeiter – oder zugeschickt von Lesern. Maria Elisabeth Schaeffler heißt genau genommen Maria-Elisabeth Schaeffler-Thumann. Sie ist eine der reichsten Frauen Deutschlands, Milliardärin und ihr gehören zusammen mit ihrem Sohn viele Aktien des Unternehmens Schaeffler. Für Unbedarfte klingt die unverhoffte E-Mail daher womöglich verlockend. Und in der Tat fallen immer wieder Menschen auf die Masche herein. 

Zuerst soll man selber Geld einzahlen

Denn wer der angeblichen Frau Schaeffler antwortet, wird nach Auskunft des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) dazu aufgefordert, zunächst ein Konto zu eröffnen – für das allerdings etwa administrative Kosten oder Bearbeitungsgebühren anfallen. „Diese sollen vom Empfänger der Mail überwiesen werden. Das versprochene Geld erhalten die Betroffenen natürlich nicht“, heißt es beim BSI.

Nun haben die Betrüger einen neuen Promi für sich entdeckt: Schaeffler-Chef Rosenfeld. „Hallo“, schreibt der vermeintliche „Mr. Klaus“, wie er in der Oberzeile der E-Mail genannt wird. Er sei ein deutscher Unternehmer, Investor, Chief Executive Officer und CEO der SCHAEFFLER Group International. „I Klaus Rosenfeld versprach, 25 Prozent meines Vermögens an wohltätige Organisationen und 15 Einzelpersonen zu spenden, ich spende jeweils die Summe von 2.500.000 €, ich tue dies, um zu helfen und sich gegenseitig zu unterstützen“, heißt es in brüchigem Deutsch. Gemeinsam könne man die Welt „zu einem besseren Ort machen“. Mal solle bitte nicht zögern, „sich so schnell wie möglich“ mit dem gespendeten Geld „in Verbindung zu setzen“. Kontakt? klausrosenfeldcharity@(...). 

von Thomas Kuhn, Andreas Macho, Melanie Bergermann

Beim Unternehmen Schaeffler kennt man diese Masche bereits seit langem. „Das hat zuletzt sehr stark zugenommen“, heißt es. Man rate „dringend an, darauf nicht zu reagieren“. Außerdem informiere das Unternehmen die hausinterne Compliance-Abteilung, wenn es Hinweise von außen auf Mails dieser Art bekomme. Die Fälle landen dann mitunter auch auf dem Schreibtisch von Eric Soong. Er leitet die Compliance-Abteilung. Und er kann sich tatsächlich an mehrere Fälle erinnern, in denen Menschen ihr Geld von Schaeffler zurückhaben wollten. Es ging jeweils um 300 bis 1500 Euro, die die Betroffenen den Betrügern überwiesen hatten, um an den vermeintlichen Reichtum zu kommen. Allein: Geld geflossen ist nur in die andere Richtung. 

Auch Soong rät: „Niemals antworten! Das zeigt nur, dass diese Mailadresse aktiv ist – und diese Information kann bereits Nutzen für einen anderen Betrug haben.“ Etwa ein Drittel der beim Unternehmen Schaeffler eingehenden Mails, erzählt Soong, werde von der IT bereits gefiltert. Weil die Mails Viren enthalten. Oder unerwünschte Werbung. Oder eben CEO Rosenfeld oder ein nigerianischer Prinz angeblich Geld zu verschenken haben. 

„Die Betrüger verändern ihre Mailadressen permanent“

Die Betrüger würden dabei immer raffinierter. Im Darknet, erzählt Soong, könne man sich mittlerweile sogar Lösungen kaufen, mit denen man Mailadressen simulieren könne. „Das sieht dann aus, wie eine echte Absenderadresse von Schaeffler – aber dahinter liegt eine andere Mailadresse“, sagt der Compliance-Chef. Viel machen gegen die Spammails kann man nicht: Wer die Absender sperren lässt, kommt nicht weit. „Die Betrüger verändern ihre Mailadressen permanent. Das sind Wegwerfadresse, die nur einmal genutzt werden“, erklärt Soong.



Bei dem angeblichen Rosenfeld lässt sich der Betrug allerdings schnell erkennen: Als Absender fungiert ein gewisser Leandro Navas – mit einer Mailadresse aus Brasilien. 

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