Elektrisch und autonom ab 2021 BMWs Technologie-Flaggschiff iNext betritt die Bühne

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Der Spagat zwischen Alt und Neu

Den wesentlich schwereren Job haben Krauses und Kranz' Ex-Kollegen wie Entwicklungsvorstand Fröhlich. Er muss nicht nur den Wandel zum autonomen Fahren bewerkstelligen, sondern auch noch den Spagat zwischen elektrischen Antrieb und Verbrennern meistern, inklusive veränderten Geschäftsmodellen.

In den nächsten drei Jahren sollen fünf Modelle mit Akku auf den Markt kommen, bis 2025 nochmal mindestens sieben Modelle dazu. Wie der Mix aus reinen Elektroautos und Hybriden aus Akku und Verbrennungsmotor aussehen soll, wird noch debattiert.
Im Jahr 2025, so das offizielle Ziel, sollen elektrifizierte Fahrzeuge zwischen 15 bis 25 Prozent des BMW Umsatzes beisteuern.

Das bedeutet allerdings auch, dass Mitte der Dekade das Gros des Umsatzes weiterhin mit Verbrennern erwirtschaftet wird. „Sogar weit mehr als 75 Prozent, weil wir neben reinen Elektroautos auch Plug-ins haben werden“, sagt Fröhlich.

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Die Münchner werden deshalb auf Jahre hinaus in derzeit geschmähte Antriebe wie den Dieselmotor investieren müssen. Unpopulär zwar, zumindest in Deutschland, aber realistisch. Denn die nötige Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge muss erst noch erheblich ausgebaut werden. Trotzdem, behauptet Fröhlich zumindest, habe er keine Probleme seine Talente für Verbrennungsmotoren zu motivieren. „Die bekommen ja nicht nur die Diskussion in Deutschland mit, sondern sehen ja, was in der Welt nachgefragt wird.“ Und die Strategen bei BMW sind noch nicht überzeugt, dass die Nachfrage nach reinen Elektrofahrzeugen tatsächlich so groß ist, wie oft behauptet. Beim iNext haben die Münchner die Prioritäten deshalb nach Erdteilen sortiert. Zunächst Asien, dort vor allem China. Dann Nordamerika. Danach erst Europa.

Dass ein Spagat zwischen Alt und Neu durchaus erfolgreich sein kann, zeigt Microsoft. Der in den Neunzigerjahren übermächtige Softwaregigant galt als abgeschrieben, nachdem er den Übergang vom klassischen Computer zum Smartphone verpatzte. Der neue Konzernchef Satya Nadella richtete die Hauptumsatzbringer Windows und Microsoft Office allerdings schrittweise stärker auf das Mietsoftwaremodell aus, obwohl das zunächst Umsatz und Profit schmälerte. Doch der Erfolg gibt ihm letztendlich Recht. Denn nachdem Apples Börsenwert wegen Zweifeln an der Nachfrage nach seinem Bestseller iPhone in den vergangenen Wochen heftig einbrach, fand sich Microsoft in der vergangenen Woche dort, wo niemand den Konzern mehr gewähnt hatte: Kurzzeitig war der Softwaregigant wieder das wertvollste Unternehmen der Welt.

Bei BMW wäre schon eine eigenständige Zukunft viel wert. Dafür lohnt es sich, neue Wege zu gehen. So ungewohnt und unsicher diese auch sein mögen.

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