Elektroauto Chinesisches Start-up Nio setzt auf den Standort Deutschland

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Chinesische Führung: Gekommen, um zu lernen

Am Münchener Standort arbeiten junge, international erfahrene Chinesen, die wie Managing Director Zhang in Europa oder den USA studiert haben und zu Chinas neuer Mittelschicht gehören. Und auch die Führungskräfte aus der Zentrale in Shanghai, die München regelmäßig besuchen.

„Die Chinesen sind sehr höflich und wenn man sie in China besucht, dann kümmern sie sich rund um die Uhr um einen. Und das wird auch umgekehrt erwartet, wenn sie nach München kommen. Das sind nicht nur Kollegen, sie betrachten einen ein bisschen wie ein Familienmitglied“, erzählt die HR-Chefin.

Um die chinesische Kultur etwas besser kennenzulernen, gibt es auch Chinesischunterricht bei Nio in München: „Die Sprache ist allerdings doch ein bisschen schwieriger als gedacht“, sagt Carmen Avellana, die wie Zhang fließend Deutsch spricht. „Aber die Beziehung zu meinen chinesischen Vorgesetzten ist sehr offen und von einem großen Interesse für die europäischen Gegebenheiten und Erfahrungswerte geprägt. Das habe ich bei amerikanischen Firmen so nicht erlebt.“

Voneinander Lernen ist ein wichtiger Aspekt für die Chinesen, die nach Deutschland kommen oder auch deutsche Firmen kaufen. Die Übernahmen sind strategisch und an Pekings langfristigem Planziel „Made in China 2049“ orientiert: Bis zum 100. Geburtstag soll nicht länger billige Massenware kopiert, sondern eigene Exzellenz erreicht sein und China für Innovation stehen.

Bei Nio wird schon 2018 in China gefertigt: Neben dem Hauptsitz in Shanghai ist die Serienproduktion mit dem staatlichen chinesischen Autohersteller Anhui Jianghuai Automobile (JAC) an einem Dutzend Standorten in China angesiedelt. Die Software wird – wie die des Vorbilds Tesla – im Silicon Valley entwickelt.

„Jeder Angestellte von der Kantine bis zum Management darf auch Fragen stellen und Vorschläge machen“, sagt Managing Director Zhang. „Unser Chairman, William Li, liest jeden Tag persönlich in diesem Forum. Er ist zwar der Gründer, lässt sich aber auch gern überzeugen, wenn etwas falsch ist oder es eine bessere Lösung gibt.“

Ob die ersten Nio-SUV, die Mitte 2018 in China vom Band rollen, technisch schon einem Exzellenz-Prädikat „Made in China“ gleichkommen oder der Nio-Claim „blue sky coming“ dann eher von „blue-sky thinking“ – Wunschdenken und Blauäugigkeit – zeugt, wird sich dann in aller Nachhaltigkeit zeigen.

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