Elektroauto-Hersteller Tesla braucht keine Werbung

Quelle: imago images

Einst belächelt, heute Marktführer bei Elektroautos: Die Tesla-Fangemeinschaft hat dazu einen wichtigen Beitrag geleistet. Eine Spritztour mit dem Vorsitzenden des Vereins „Tesla Fahrer und Freunde“.

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„Die besten Werbeträger sind Tesla-Besitzer, weil die wirklich überzeugt sind“, sagt Ulrich Hopp, während er zurückgelehnt im Eck-Büro eines mittelständischen Betriebs in Nordrhein-Westfalen sitzt. Die Einrichtung ist schlicht, nichts deutet auf die Leidenschaft des 60-Jährigen hin: Ein Schreibtisch, ein Regal, ein Besprechungstisch, keine Bilder. Doch sobald der Vorsitzende des Vereins „Tesla Fahrer und Freunde“ von seinem Hobby erzählt, spürt man seine Begeisterung: „Wir sind eine Gruppe von Enthusiasten, die Autofahrer von Elektromobilität begeistern wollen“, beschreibt er den Zusammenschluss.

Hopp gehört zu den Tesla-Fahrern der ersten Stunde. Als er sich 2010 das Modell Roadster kaufte, konnte er den Wagen nicht etwa bei einem Autohändler abholen. Ein irischer Lastwagenfahrer meldete sich telefonisch und fragte nach seiner Adresse. Ein paar Stunden später fuhr der Lkw nahe seines Hauses vor, Hopp unterzeichnete die nötigen Papiere und bekam die Nummernschilder in die Hand gedrückt. „Ein Tesla-Mitarbeiter war nicht dabei“, erinnert er sich mit einem Lächeln.

Community stärkt Teslas Präsenz

Die rudimentäre Präsenz des US-Autobauers in Deutschland zu dieser Zeit führte letztlich auch zur Gründung des Vereins. Denn vor zehn Jahren waren Teslafahrer in Deutschland eine Seltenheit – genau wie Ladestationen für Elektroautos. „Wir haben ein Forum eröffnet, damit man sich gegenseitig mit privaten Ladestationen aushelfen kann. Sonst wäre man damals nicht durch Deutschland gekommen“, erinnert er sich. Heute finden sich darin hunderttausende Beiträge von Fans und Interessenten zu allen möglichen Themen rund um Tesla und Elektromobilität.

von Matthias Hohensee, Annina Reimann, Martin Seiwert, Jan-Lukas Schmitt

Hopps Anekdoten verdeutlichen, wie schnell sich das einst belächelte Pionierunternehmen zu einem echten Konkurrenten für deutsche Autobauer entwickelt hat – zumindest was Elektrofahrzeuge angeht. Auch die Community spielt dabei eine Rolle. So richtet der Verein beispielsweise Ladestationen in ganz Deutschland ein. „Viele Gründungsmitglieder wissen, wie es ist, eine Ladestation zu suchen, wenn es keine gibt. Uns ist wichtig, dass jeder sein Elektroauto an diesen Stationen laden kann“, erklärt Hopp. Denn seiner Ansicht nach haben deutsche Autobauer nicht verstanden, dass neben dem Fahrzeug das wichtigste eine gute Lade-Infrastruktur sei. Während er einfach losfahren könne, müssten Fahrer anderer Fabrikate längere Routen genau planen, um nicht ohne Lademöglichkeit auf der Strecke zu bleiben.

Doch der Verein kümmert sich nicht nur um Lademöglichkeiten: Die Mitglieder nehmen auch an Shows und Ausstellungen teil und bieten dort Probefahrten an. Zuletzt waren sie auf dem Hockenheimring, wo Interessenten eine Spritztour in den Stromern machen konnten. „Es ist immer ein Erlebnis, zu sehen wie das Kinn runterklappt und die völlig baff sind“, sagt Hopp, während er in das rote Model S steigt, auf dessen Motorhaube das Vereinslogo prangt. Das Auto ist sein Element: Bei der ersten Gelegenheit beschleunigt er den Tesla in wenigen Sekunden geräuschlos auf 100 Stundenkilometer. „Er reagiert unmittelbar, als würde man ihn mit Gedanken steuern“, schwärmt Hopp, als er den Fuß vom Gaspedal nimmt.

„Elon Musk hat der Autoindustrie gezeigt, wo es lang geht“

„Neulich hatte ich einen Leihwagen, der hatte 65 Knöpfe“, erzählt der Tesla-Fan. In seinem Model S ließe sich neben ein paar Knöpfen am Lenkrad alles über den großen Bildschirm am Armaturenbrett regeln. Wer mit Hopp über Autos spricht, kann sich dessen Begeisterung kaum entziehen – er dürfte schon etliche Fahrer von dem amerikanischen Autobauer überzeugt haben. Einen Verbrenner fahren? „Nie wieder“. Vielleicht ein deutsches Elektroauto? „Grundsätzlich schon, aber sehen Sie sich nur mal das Cockpit an. Das gibt es so nirgends“, wirbt Hopp, während er seine Hände präsentierend auf das große Display der Mittelkonsole richtet. „Dieses Auto ist sieben Jahre alt – soll ich diese Zeit in Technik und Bedienung zurückgehen?!“.

Sein Fazit zur Elektromobilität in Deutschland: „Elon Musk hat der Autoindustrie gezeigt, wo es lang geht. Deutsche Autobauer werden abgesehen von VW den Bach runtergehen“. Wie es im Kampf um die Marktführerschaft bei Elektroautos auch weitergehen wird: Sollten alle Tesla-Fahrer so enthusiastisch sein wie der Vereinsvorsitzende, hätte der US-Konzern zumindest die günstigste Marketingkampagne.

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