Elektroauto Chinesisches Start-up Nio setzt auf den Standort Deutschland

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Mitten in München: Machtkampf um internationale Talente

Nio will bewusst direkt vor Ort in Deutschland designen und entwickeln, dort wo die Autos mit Weltruf herkommen: Und wo BMW an seinem Stammsitz im neuen Forschungs- und Innovationszentrums für elektrische Antriebe und autonomes Fahren bis 2050 weitere 15.000 Mitarbeiter einstellen möchte, kommt auch Nio leicht zum Zug.

„Wir haben uns für den Standort München entschieden, um ein internationales Team aufbauen zu können. In Deutschland finden wir als chinesische Firma viel einfacher internationale Talente als wenn wir sie nach Shanghai oder Peking holen müssten“, so Managing Director Zhang (45), der bis zum 28. Lebensjahr in Peking gelebt und gearbeitet hat, um dann noch einmal in Deutschland und den USA zu studieren und seine internationale Karriere bei verschiedenen Technologie- und Autozulieferer-Unternehmen zu starten. „München ist die erste Location für Automotive Designer, bietet den besten Zugang zur Zulieferindustrie und gilt weltweit als eine der Städte mit der besten Lebensqualität.“

Unter der Leitung des Deutschchinesen Zhang und des amerikanischen Ex-BMW-Designers Kris Tomasson arbeiten bei Nio München im Januar 2018 über 140 Designer, Marketing- und IT-Experten aus 29 Ländern, Durchschnittsalter 35 – ähnlich wie die junge, technologieaffine Zielgruppe, um die das Wettrennen mit den ganz Großen am chinesischen Markt entfacht ist.

Im Münchener Stadtteil Bogenhausen hat Nio sein Quartier bezogen. Was 2015 mit ein paar Büros für die Pioniere Zhang und Tomasson begann, hat sich auf vier Etagen ausgedehnt: Viel Glas, Grün, Dachterrasse und auch die obligatorischen Start-up-Obstkörbe dürfen hier nicht fehlen.

Dieses Jahr geht die Nio GmbH in die heißeste Rekrutierungsphase seit Gründung: „Hundert neue Mitarbeiter allein 2018 ist ein großer Aufwand. In erster Linie suchen wir Designer aus den Bereichen Exterieur-, Interieur- und UX-Design mit Berufserfahrung in der Automobilbranche. Aber auch Designer aus der Möbelindustrie oder Werbung – und auch Personal, Logistik, IT wachsen“, sagt Personalchefin Carmen Avellana aus Valencia, die seit 25 Jahren in Deutschland ist und zuvor unter anderem für Microsoft internationale Talente gesucht hat.

Diese E-Autos rollen 2018 auf den Markt
Nissan Leaf 2018 Quelle: Nissan
Nissan Leaf 2018 Quelle: Nissan
e.GO Life 2018 Quelle: PR
e.GO Life 2018 Quelle: PR
Jaguar I-Pace 2018 Quelle: Jaguar Land Rover
Jaguar I-Pace 2018 Quelle: Jaguar Land Rover
Hyundai Kona EV 2018 Quelle: Hyundai

Zwischen Bogenhausen und dem BMW-Forschungszentrum in München-Milbertshofen liegen nur vier Kilometer Luftlinie. Und auch andere weltbekannte deutsche Autohersteller wie Porsche, Mercedes oder Audi entwickeln ihre E-Modelle unweit von München im Süden Deutschlands. Wie will Nio da im Wettkampf um die Talente punkten?

Carmen Avellana ist zuversichtlich: „Wir sind einfach viel cooler. Wir haben noch nicht diese festgefahrenen Strukturen – hier kann jeder seine Handschrift hinterlassen. Das ist bei großen Konzernen wesentlich schwieriger.“ Zu dem schnellen und innovativen Umfeld eines internationalen Start-ups gehörten natürlich auch eine gewisse Stressresistenz, Flexibilität und Toleranz gegenüber anderen Kulturen, die die Kandidaten neben dem Fachwissen mitbringen müssten.

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